Alles begann mit einem Dialog auf unserer Facebook-Seite zum Internationalen Frauentag – nun folgt Artikel #2 der daraus entstandenen Reihe “Pionierinnen der IT”. Nach Ada Lovelace widmet sich unsere Gastautorin Annette Pohlke heute:
Grace Murray Hopper (1906 – 1992): Yes Ma’am!
Die erste Karriere von Grace Hopper
Grace Hopper studierte in Yale Mathematik und lehrte am Vassar College. Bei Kriegseintritt der USA wollte sie sich zur Marine melden, doch nahm diese damals noch keine Frauen auf. Erst 1943 rief die USA – nach britischem Vorbild – eine Abteilung für weibliche Freiwillige ins Leben (WAVES). Hopper bewarb sich – und wurde wieder abgelehnt. Unter anderem, weil sie das Minimalgewicht von 54 kg nicht erreichte. Sie ließ sich aber nicht abweisen, sondern erwirkte eine Ausnahmegenehmigung. Sie wurde der Computerabteilung des U.S. Navy Bureau of Ships in Harvard zugeteilt, wo sie mit dem Mark I Computer (auch als ASCC bezeichent) arbeitete. Der Mark I war von IBM gebaut worden und wurde für Flugbahnberechnungen eingesetzt. Hopper erarbeitete auf der Grundlage von Flugbahntabellen das Programm dafür und schrieb ein Benutzerhandbuch für den Mark I. Sie arbeitete in Harvard auch an den Nachfolgemodellen Mark II und Mark III, bis sie 1949 zur Eckert-Mauchley Computer Corporation wechselte, die gerade dabei war, den UNIVAC zu bauen, den ersten Computer für den kommerziellen Markt.
Für eine bessere Mensch-Maschine-Kommunikation
Hopper war es ein Anliegen, Computer zugänglicher für Nutzer zu machen. Ihr Traum war es, dass jeder Computer bedienen könnte, ohne dafür auf Experten angewiesen zu sein. Es war dieser Wunsch, der dazu führte, dass sie während ihrer Mitarbeit an UNIVAC den ersten Compiler entwarf und programmierte. Während die meisten ihrer Kollegen keinen Sinn darin sahen, anders als in Maschinensprache mit dem Computer zu kommunizieren, arbeitete Hopper an einer Brücke, die die Arbeit mit dem Computer näher an natürliche Sprache und die Alltagserfahrungen der Nutzer bringen sollte. Aus denselben Gründen entwickelte sie Programmiersprachen. Ihr FLOW-MATIC wurde später zu einer wichtigen Grundlage von COBOL, an dessen Entwicklung und Standardisierung Hopper als Leiterin der Navy Programming Languages Group maßgeblich beteiligt war.
Die Früchte der Arbeit
Hopper wurde mit dem erreichen des normalen Endes der Dienstzeit 1966 pensioniert – allerdings wurde sie bereits im folgenden Jahr wieder in den Aktiven Dienst versetzt, zunächst für sechs Monate, später unbegrenzt. Man wollte und konnte auf sie nicht verzichten. Nach ihrem endgültigen Ausscheiden aus der Marine 1986 war sie als Beraterin für die Digital Equipment Corporation tätig, wobei sie weiterhin grundsätzlich ihre Paradeuniform trug. Sie genoss es offenbar sehr, bis ins hohe Alter tätig zu sein, ihr Wissen weiter zu geben und die Anerkennung für ihre Lebensleistung zu genießen. Heute sind Förderpreise, Gebäude und ein Schiff der US-Marine nach ihr benannt.
Über die Autorin: Annette Pohlke ist Historikerin mit großem Interesse an Computern und Neuen Medien. Für ihr Studium der Interkulturellen Erziehungswissenschaft beschäftigte sie sich mit interkulturellem Lernen in der virtuellen Welt “Second Life”, über die sie eines der wenigen verfügbaren Fachbücher verfasste (Second Life. Verstehen, erkunden, mitgestalten / dpunkt). Zur Zeit arbeitet sie an einer Geschichte der Rechenmaschinen (und einer Promotion in Alter Geschichte).