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„Herausragende Informatik-Begabungen“

Seit Anfang September läuft er in seiner 31. Ausgabe: Der Bundeswettbewerb Informatik. Über den Ablauf, die Aufgaben & die Gewinnchancen habe ich mit Dr. Wolfgang Pohl von der Geschäftsstelle BWINF in Bonn gesprochen. Die wichtigste Botschaft vorab: Bis zum 3. Dezember kann man in den aktuell laufenden Wettbewerb noch einsteigen!

Den Bundeswettbewerb Informatik gibt es bereits seit mehr als 30 Jahren. Dr. Pohl, mit welchem Ziel wird er jährlich ausgerichtet?

Dr. Wolfgang Pohl. Foto: BWINF

Mit dem Bundeswettbewerb Informatik wollen die Träger des Wettbewerbs (Gesellschaft für Informatik, Fraunhofer IuK-Verbund, Max-Planck-Institut für Informatik) mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Interesse an der Informatik wecken und Jugendliche dazu anregen, sich mit Inhalten und Methoden dieses Fachs sowie den Perspektiven seiner Anwendung zu beschäftigen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen durch die Bearbeitung der Aufgaben, was Informatik bedeutet und wie faszinierend Informatik sein kann. Außerdem wollen wir besondere Talente herausfordern und fördern, die Computer nicht nur bedienen, sondern produktiv beherrschen und mit Computern eigene Innovationen realisieren wollen.

Welche Altersgruppen sprechen Sie an? Welches Vorwissen sollten die Teilnehmer mitbringen?

Grundsätzlich ist das Alter der Teilnehmenden nur nach oben beschränkt: Man darf nicht älter als 21 sein und noch nicht studieren.

Die meisten Teilnehmenden sind Schülerinnen und Schüler der Oberstufe. Aber es gibt auch immer wieder jüngere Talente, die die Aufgaben erfolgreich bewältigen. Für die bis zu 16-Jährigen stellen wir seit einigen Jahren eigene „Junioraufgaben“, die etwas leichter und mit weniger Aufwand zu erledigen sind. Seit 2011 gibt es außerdem die „Juniorliga“, in der die Jüngeren nur untereinander konkurrieren.

In fast allen Aufgaben ist nicht nur eine theoretische Lösung, sondern auch deren Implementierung als Programm gefordert. Die Jugendlichen brauchen also erste Programmierkenntnisse. Das ist natürlich eine Hürde. Aber die Implementierung, die Entwicklung lauffähiger Software bzw. komplexer Systeme ist nun einmal das Besondere an der Informatik. Außerdem sollte eigentlich jeder, der Computer nutzt, auch einmal ein kleines Programm geschrieben haben, um eine Idee davon zu bekommen, wie Informatiksysteme funktionieren. Der Erwerb grundlegender Programmierkenntnisse ist mit modernen Werkzeugen wie z.B. Scratch und mit Hilfe geeigneter Bücher wie denen von O’Reilly auch für Jugendliche gar nicht so schwer.

Vom Start des Wettbewerbs bis zur Bekanntgabe der Gewinner vergeht etwa ein Jahr. Welche Hürden gilt es für die Teilnehmer zu nehmen?

In der ersten Runde werden die Aufgaben alleine oder – noch besser – in einer Gruppe zu Hause selbstständig bearbeitet. Teilnehmende, die mindestens drei Aufgaben erfolgreich bearbeitet haben, qualifizieren sich für die zweite Runde. Da sind die Aufgaben deutlich schwieriger, und Gruppenarbeit ist nicht mehr erlaubt. So können wir die Besten klar identifizieren.

Alle Infos zum Wettbewerb gibt’s auf der BWINF-Website sowie auch auf Facebook.

Wer die Vorrunden erfolgreich absolviert hat, wird dann zur Finalrunde eingeladen. Im Herbst 2013 findet diese in Kaiserslautern statt. Was erwartet die Teilnehmer dort?

Die Finalrunde wird von einem Unternehmen, einer Hochschule oder einem Forschungsinstitut ausgerichtet. Für die Finalrunde 2013 haben sich das Fraunhofer-Institut IESE und die TU Kaiserslautern sowie die Kaiserslauterer Dependancen des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und des Max-Planck-Instituts für Softwaresysteme als Ausrichter zusammengetan; die Finalisten werden also Informatik in großer Bandbreite kennenlernen.

Im Wettbewerbsteil des Finales führen die Teilnehmenden Gespräche mit Informatikern aus Schule und Hochschule und analysieren und bearbeiten im Team zwei schwierige Informatik­-Probleme, die häufig aus aktuellen Forschungsthemen abgeleitet sind.

Ein Anreiz sind neben Ruhm & Ehre natürlich immer auch die Gewinne. Wir von O’Reilly beteiligen uns an dieser Stelle seit vielen Jahren mit Büchern. Was winkt den Gewinnern außerdem?

In der Finalrunde können die Allerbesten zwei Stufen erreichen: Bundessieger und Preisträger. In beiden Stufen gibt es ein Preisgeld zu gewinnen, nämlich 750 bzw. 500 Euro. Sonderpreise und insbesondere der noch einmal mit 500 Euro dotierte Ingo-Wegener-Preis für die herausragende Gesamtleistung beim Finale runden das Bild ab. Die wichtigste und attraktivste Anerkennung für den Bundessieg ist aber die Aufnahme in die Studienstiftung des deutschen Volkes und damit eine einmalige Förderung und Unterstützung im Studium.

Sehr attraktive, außergewöhnliche Preise, die sicherlich die Weichen für die Zukunft in der IT stellen können. Wieviele Jugendliche nehmen denn jährlich am Bundeswettbewerb Informatik teil, und wieviele schaffen es schließlich in die Endrunde?

In den letzten Jahren nahmen in der Regel rund 1.000 Jugendliche am Wettbewerb teil. 2011 gab die Teilnahmezahl allerdings deutlich nach; alle Wettbewerbe merken die hohe Zeitbelastung, der die Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe des G8 ausgesetzt sind. Außerdem waren die Aufgaben im Jubiläumswettbewerb, dem 30. BwInf, besonders knifflig.

Der 31. Wettbewerb wendet sich deshalb noch stärker als bisher auch an Jüngere, und die bisherige Resonanz auf die attraktiven Aufgaben der laufenden ersten Runde ist erfreulich. In der Endrunden sind noch bis zu 30 Jugendliche dabei. Unabhängig von der Gesamtteilnehmerzahl sind das in jedem Jahr wieder neue, herausragende Informatik-Begabungen.

Wissen Sie von einigen Ihrer Gewinner, ob Sie später erfolgreich in der Informationstechnik gearbeitet haben? Gibt es bekannte BWINF-Alumnis?

Wir versuchen, den Weg der Finalisten einigermaßen zu verfolgen. Ein Sieger des 4. Wettbewerbs ist mittlerweile Venture Capitalist in den USA und war u.a. Präsident der zwischenzeitlich von Yahoo! gekauften Social-Bookmarking-Anwendung delicious.com. Eine ganze Reihe von Siegern der frühen 2000er Jahre arbeiten mittlerweile als Software-Entwickler bei Google; ein Finalist früherer Jahre ist bei Google für die Forschungsarbeiten zuständig, die hinter dem Google Übersetzer stecken.

Viele Gewinner gehen in die Forschung; ein weiterer Sieger des 4. Wettbewerbs, seit langem Informatik-Professor in Karlsruhe, ist Gewinner des Leibniz-Preises; das ist der wichtigste deutsche und international höchstdotierte Wissenschaftspreis. Und im Sommer wurde ein BwInf-Gewinner an die Universität Jena berufen – als jüngster Lehrstuhlinhaber Thüringens.

Dr. Pohl, wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen und Ihrem Team ein spannendes Wettbewerbsjahr!

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