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Das Studienfach Informatik an der Fachhochschule

Wer sich für ein Informatikstudium interessiert, steht auch vor der Frage der passenden Hochschule: Universität oder Fachhochschule, und welche Hochschulen haben welche Bedingungen? Für das oreillyblog habe ich mir beispielhaft je einen Bachelorstudiengang Informatik an der Fachhochschule sowie an einer Universität näher angeschaut. Den Anfang macht die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die gleichen Fragen stelle ich im nächsten Artikel der Universität Jena.

Unsere Leute sind sehr gefragt“

In der Reihe „Karriere(n) in der IT“ habe ich mit Kurt-Ulrich Witt, Dekan im Fachbereich Informatik der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, über den Bachelor-Studiengang Informatik gesprochen.

Prof. Witt, seit 2001 gibt es jetzt den Bachelor-Studiengang Informatik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Wieviele Absolventen hat die Hochschule seitdem hervorgebracht?

Prof. Dr. Kurt-Ulrich Witt, Dekan an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Wir haben pro Jahr weit über 100 Absolventen, also gut 400 bis 500 seit den ersten Absolventen im Jahr 2005. In den Jahren davor konnte man bei uns als Diplom-Informatiker abschließen.

Bleiben wir bei den Zahlen: Wieviele Studierende werden pro Wintersemester zugelassen, und wieviele Mitarbeiter kümmern sich um sie?

Jeder, der bei uns studieren möchte, kann dies tun – wir haben keinen Numerus Clausus oder ähnliche Zulassungsbeschränkungen. Etwa 250 Studierende beginnen pro Wintersemester bei uns den Bachelor-Studiengang Informatik. Derzeit zählen wir über alle Semester und Studiengänge hinweg etwa 1300 Studierende in unserem Fachbereich, sie werden von insgesamt 60 Professoren, Lehrbeauftragten und weiteren Mitarbeitern betreut.

Wo sehen Sie die Unterschiede zu einem Informatikstudiengang an einer Universität? Was macht die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg besonders?

Generell gleichen sich die Informatikstudiengänge an den Universitäten und Fachhochschulen immer mehr an. In den letzten Jahren sind die Universitäten praxisorientierter geworden, und die Fachhochschulen grundlagenorientierter. Dies ist nötig, um bei schnellem Wechsel der Technologien mithalten zu können. Die Grundprinzipien der Informatik ändern sich ja nicht so schnell, für unsere Absolventen ist es also wichtig, diese zu kennen und anwenden zu können.

Speziell für die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg spricht zum einen die gute Betreuung der Studierenden, was auch durch die sehr guten Platzierungen in Rankings bestätigt wurde. Bei uns ist es problemlos möglich, den Professor persönlich zu treffen und auch jederzeit ansprechen zu können – dies ist an Universitäten nicht immer der Fall. Zum anderen sind wir sehr praxisorientiert. Wir gehen unmittelbar auf Unternehmen zu, und etwa 75 Prozent unserer Absolventen schreiben ihre Bachelorarbeit bei einem Unternehmen. Häufig finden sie dort dann gleich im Anschluss auch ihren ersten Job.

Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg - FrOSCon-Besuchern dürften die Gebäude bekannt sein, die Konferenz findet jährlich in Sankt Augustin statt.

Raten Sie zu frühzeitiger Spezialisierung? Gibt es diese Möglichkeit in Sankt Augustin?

Ich sage immer: „Informatiker sind universelle Problemlöser“, ein Informatiker muss sich unabhängig vom Anwendungsgebiet in verschiedene Fälle einarbeiten können. Heute muss er bei einer Großbank arbeiten, morgen bei einem kleinen Technologie-Unternehmen. Was er also vor allem braucht, sind die grundlegenden Methoden. Daher bin ich grundsätzlich gegen eine zu frühe Spezialisierung.

Trotzdem, und das hört sich vielleicht im ersten Moment widersprüchlich an, gibt es bei uns Spezialisierungsmöglichkeiten ab dem 3. Semester. Jeder Student muss sich einer der acht angebotenen Richtungen anschließen. Hier geht es aber nicht um die Spezialisierung als solche, sondern darum, ein Anwendungsgebiet konkret und auch tiefgründig kennenzulernen – daher läuft dies auch über vier Semester. Ob sich ein Studierender aber für die Ausrichtung Telekommunikation, Medieninformatik oder Bioinformatik entscheidet, hat in aller Regel nichts damit zu tun, in welcher Branche er später arbeitet. Wichtig ist, dass er lernt, sich in ein  Anwendungsgebiet tiefer einzuarbeiten, und dass er eine Branche inklusive der jeweiligen Fachsprache und speziellen Anforderungen kennenlernt und damit auf solche im Berufsleben ständig auftretenden Situationen vorbereitet ist.

Zum Abschluss: Wissen Sie etwas darüber, wie gut Ihre Absolventen einen Job finden? Wie schätzen Sie die Arbeitsmarktlage für Informatiker generell ein?

Unsere Absolventen haben überhaupt keine Probleme, einen Job zu finden – dies beobachten wir nun schon seit Jahren. Auch konjunkturelle Tiefs spüren wir nicht. Für Informatiker gibt es hinreichend attraktive Arbeitsplätze. Und wir erhalten auch von den Unternehmen sehr gute Rückmeldungen speziell zu unseren Absolventen: Unsere Leute sind sehr gefragt!

Prof. Witt, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Der Bachelor-Studiengang Informatik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin bei Bonn umfasst sechs Semester und schließt mit dem Bachelor of Science ab. Gelehrt werden unter anderem mathematische und theoretische Grundlagen, Programmiermethoden und Programmiersprachen, Software Engineering, Aufbau und Funktionsweise vernetzter Rechnersysteme sowie wirtschaftswissenschaftliche und rechtliche Grundlagen. Neben dem Bachelor-Studium Informatik in Voll- und Teilzeit bietet die Hochschule auch Bachelor-Studiengänge in Wirtschaftsinformatik und Health Telematics an. Ein anschließendes Master-Studium ist in den Fächern Informatik, Kommunikationssysteme und Netze sowie Autonomous Systems möglich. Mehr Informationen erhalten Sie auf den Webseiten des Fachbereiches.

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(Anmerkung: Aus Gründen der besseren Verständlichkeit spreche ich in dieser Artikelreihe immer von „dem“ Informatiker. Natürlich gelten alle Aussagen auch für Informatikerinnen!)

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