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Running Lean im Praxiseinsatz: Ein Interview mit Kamil Barbarski von MAK3it

Für mich als Lektorin gibt es nichts Schöneres, als unmittelbar mit den Menschen zusammenzutreffen, die mit den von mir betreuten Büchern arbeiten. Ich habe vor einer Weile die Übersetzung des Buchs Running Lean von Ash Maurya betreut und hatte nun die Chance, an einem von Kamil Barbarski geleiteten Workshop zu diesem Thema teilzunehmen. (Lesetipp hier im Blog: „Lean Management oder: Wirtschaften ohne Reibungsverluste„)

Kamil Barbarski ist Unternehmer sowie Berater im Bereich Lean Startup und Corporate Entrepreneurship. Als Mitgründer der MAK3it GmbH unterstützt er Startups bei der agilen Geschäftsmodellentwicklung und bringt Innovationsprozesse aus der Startup-Welt in Unternehmen.

Kamil Barbarski beim Running Lean-Workshop im Kölner Mediapark

Kamil Barbarski beim Running Lean-Workshop im Kölner Mediapark

Bei seinem Workshop kamen nun verschiedenste Menschen zusammen, die eigene Business-Ideen mithilfe der Running Lean-Methode weiterentwickelten – kompetent und aufmerksam angeleitet durch Kamil. Dabei konnte ich miterleben, dass sich so verschiedene Projekte wie ein neues Telekommunikationsprodukt oder ein Dienstleistungsangebot für Taxiunternehmer nach dem Running Lean-Fahrplan vorantreiben lassen.

Im Anschluss habe ich Kamil ein paar Fragen gestellt.

  „Die deutsche Startup-Szene ist im Aufwind“

Kamil, du arbeitest selbst mit der Running Lean-Methode. Welche Fehler, die du früher gemacht hast, kannst du dadurch vermeiden?

​Mein erstes Startup, eine mobile App für Taxis, habe ich direkt nach meinem BWL-Studium gegründet. Wir fingen damit an, einen ausführlichen Businessplan zu schreiben, die perfekte Marke zu entwickeln und Programmierer zu suchen. Der ganze Prozess hat mehrere Monate gedauert, ohne dass wir unsere Geschäftsidee mit den potentiellen Kunden testen konnten. So kam es dann auch, dass wir bei dem ersten Kundenkontakt einen Großteil unseres Konzepts verwerfen und an vielen Stellen von vorne anfangen mussten.

Wir hätten viel Zeit und Geld sparen können, wenn wir zu dieser Zeit schon die Prinzipien der Running Lean-Methode gekannt hätten. Im Gegensatz zu der „traditionellen Vorgehensweise“, mit möglichst perfektem Business Plan und Produkt, testet man bei Running Lean seine Geschäftsidee schnell mit einfachen Prototypen und kann dadurch die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen. Der Fokus liegt auf dem Testen der riskantesten Bestandteile​ eines Geschäftsmodells zu Beginn eines Projekts. Das waren in unserem Fall grundlegende Dinge, wie die richtige Zielgruppe, deren Probleme und Bedürfnisse und ob sie tatsächlich bereit sind, für unsere Leistung Geld auszugeben. Dazu hätten ein einfacher App-Prototyp, den man in wenigen Tagen erstellen kann, oder Interviews mit den potentiellen Kunden ausgereicht.

Wir haben aus unseren Fehlern gelernt. Heute nutzen wir Running Lean und ähnliche Methoden, um Produkte möglichst schnell auf dem Markt zu testen und zusammen mit den Nutzern weiterzuentwickeln. Genau das möchten wir auch anderen Gründern und Unternehmen ermöglichen, weil es einfach zu teuer ist, Produkte zu entwickeln, die später niemand haben möchte.

Wie siehst du aktuell die Startup-Szene in Deutschland? Wie viel bewegt sich da, wie sind allgemein die Rahmenbedingungen?

​Die deutsche Startup-Szene ist definitiv im Aufwind. Persönlich merken wir das dadurch, dass immer mehr Menschen auf uns zukommen und wissen möchten, wie man ein Startup am besten angeht. Das sind sowohl junge Gründer, wie die Jungs von crawl.me, die ein neues Tool zur Suchmaschinenoptimierung entwickelt haben, oder langjährige Angestellte, die keine Lust mehr auf den Unternehmensalltag haben.

Die Entwicklung geht aber nicht nur von Einzelpersonen aus, sondern auch von Unternehmen und Bildungseinrichtungen. Diese merken, dass Innovation aus der Startup-Szene​ kommt, und engagieren sich dort vermehrt. Es gibt bereits eine Vielzahl von unternemensinternen- und -externen Inkubatoren und Acceleratorprogrammen sowie Co-Working Spaces, die Startups mit Finanzen und Infrastruktur unterstützen. Dazu gehören unter anderem der Hubraum Inkubator der Deutschen Telekom, Axel Springer Plug and Play Accelerator sowie der Startplatz in Köln, in dem auch wir sitzen.

Viele Unternehmen versuchen den Startup-Spirit in ihren Mitarbeitern zu wecken, um dadurch nachhaltig Innovation zu fördern. Wir arbeiten zurzeit mit Unternehmen aus der Verlags- und Telekommunikationsbranche zusammen, um Unternehmertum im Unternehmen, sog. Intrapreneurship, zu fördern. Wir zeigen ihnen, wie Innovation heute funktioniert und wie auch sie da mitmachen können – was bisher immer sehr positiv aufgenommen wurde.

Auf Regierungsebene tut sich auch einiges, wenn auch wie gewohnt langsam. Startups werden als Mittel für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum wahrgenommen. Städte, Länder und Kommunen kommen immer öfter auf uns zu und fragen, was sie machen können, um Startups zu helfen. So z.B. Vertreter der Stadt Köln und des Landes NRW.

Auf der anderen Seite ist immer noch viel zu tun. Zum Beispiel gibt es Branchenverbände, die innovativen Geschäftsmodellen gezielt Stolpersteine in den Weg legen, um die eigene Vormachtstellung nicht zu gefährden. So auch im Fall des US-Startups Uber, das die Buchung von Limousinen per App ermöglicht. Aufgrund des Drucks der Taxiindustrie wurde der Geschäftsbetrieb in Berlin verboten. Solche Vorfälle haben eine negative Auswirkung darauf, dass junge, talentierte Unternehmer sowie Investoren nach Deutschland kommen.

Du hast Ash Maurya persönlich kennengelernt. Was hat dich an ihm beeindruckt?runninglean

​Ich habe Ash das erste Mal in Frankfurt bei seinem Running Lean-Workshop kennengelernt. Besonders beeindruckt haben mich sein enormes Wissen sowie die Geduld und Ruhe, mit der er dieses Wissen vermittelt. Ich habe ihn mit Fragen gelöchert und wurde bei keiner Antwort enttäuscht.
Darüber hinaus hatte ich das Vergnügen, mit ihm für seinen Workshop in Köln zusammenzuarbeiten. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung mit einem sehr positiven Feedback der Teilnehmer.

Ash ist ein sehr zugänglicher Mensch, der sich viel Zeit für individuelle Gespräche nimmt und mit dem man auch bei privaten Themen eine gute Zeit hat. Ich hoffe, dass unsere Zusammenarbeit mit ihm noch intensiver wird und wir ihn bald wieder nach Deutschland holen können.

Kamil, vielen Dank für Deine Einschätzungen.

 

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