Barcamps und Hackathons gibt’s anno 2013 wie Bugs im Quellcode von Mobile Apps. Immer noch selten sind allerdings Veranstaltungen dieser Art für Kinder und Jugendliche. Obwohl die doch in eine Welt hineinwachsen, in der JavaScript und C früher oder später den Status von Englisch und Mandarin erreichen könnten – und die Themen Big Data & Transparenz zum Politikum geworden sind. Nach dem Motto „Früh übt sich, wer Coding Citizen werden will“ steigt deshalb vom 7. bis 8. September in Berlin-Mitte ein Treffen speziell für IT-Youngster, das den schönen Namen *Jugend hackt* trägt. Ich habe mich mit Co-Organisatorin Maria Schröder unterhalten.
Erklär doch mal „in a nutshell“, was ihr da in Berlin genau vorhabt, und wie das bisherige Feedback vom Nachwuchs aussieht.
Gemeinsam mit jungen Menschen zwischen 12 und 18 Jahren wollen wir mithilfe von Open Data Datenvisualisierungen, Apps oder andere Softwareprojekte in den Themenfeldern Schule/Bildung oder Freizeit/Umwelt entwickeln. Zwischendurch lassen wir Drohnen fliegen – und wer für die Umsetzung seiner Idee einen 3D-Drucker oder einen Lasercutter benötigt, der wird bei uns auch fündig. Die Resonanz kommt aus dem gesamten Bundesgebiet und ist überwältigend. Nach fünf Wochen hatten wir 60 Anmeldungen von programmierbegeisterten, sehr beeindruckenden jungen Menschen.
Veranstalter sind Young Rewired State und der deutsche Zweig der Open Knowledge Foundation. Zu deren Anliegen und Mission vielleicht auch ein paar Sätze?
Young Rewired State (YRS) ist eine Initiative aus Großbritannien. Ihr Ziel ist es, junge Haecksen und Hacker miteinander zu vernetzen, ihre Programmierbegeisterung zu fördern. Das ist seit einigen Jahren so erfolgreich, dass YRS nun auch international unterwegs ist. In diesem Jahr gibt es erstmals Veranstaltungen mit lokalen Partnern in New York, San Francisco, Aarhus, Johannesburg und eben Berlin. Die Open Knowledge Foundation Deutschland ist eine gemeinnützige Organisation aus Berlin. Bei uns setzen sich Softwareentwickler, Wissenschaftler und andere Gesellschaftsveränderer dafür ein, dass BürgerInnen, Journalisten und andere Interessierte ihr Recht auf Information, Transparenz und Beteiligung auch online wahrnehmen und einfordern können: Zum Beispiel mit Webseiten wie Frag Den Staat, Hackdays zum Thema Nahverkehr (-> appsandthecity.net) oder Wettbewerben für Civic Apps.
In euren Pressetexten gibt’s immer wieder kleine Sticheleien in Richtung Bundesregierung, die – wie ihr sagt – MINT-mäßig zwar durchaus aktiv ist, „aber die Software-Talente leider etwas vernachlässigt“. Was bietet ihr, was Informatik-Biber, Bundeswettbewerb Informatik & Co. nicht bieten?
So viel „&Co.“ gibt es gar nicht… ;-) Die genannten Wettbewerbe sind okay, haben aber mit unserem Ansatz eher wenig zu tun. Wir denken uns keine Aufgaben für die Jugendlichen aus, sondern wir wollen ein Programm, das sich auf Augenhöhe mit programmierbegeisterten jungen Menschen befindet. Wir ermutigen sie dazu, in Teams ihre eigenen Ideen in Softwareprojekte umzusetzen. Wir wollen auch nicht die besten jungen Informatiker finden, sondern junge Menschen grundsätzlich in ihrem technischen Talent fördern. Und wir wollen sie damit ermutigen, auch unbequeme Projekte zu verwirklichen, die gern über die Grenzen der Informatik hinausgehen dürfen. Wir wünschen uns noch viel mehr Haecksen und Hacker, die verstehen, dass ihre Fähigkeiten gesellschaftlich oder politisch relevant sind.
In der Anwerbephase von *Jugend hackt* habt ihr gezielt Mädchen angesprochen – weil sie auch in der Gruppe der Jung-Techies ziemlich unterrepräsentiert sind. Woran liegt das deiner Meinung mach?
Dafür gibt es einen Berg an Gründen: Stereotypen, mangelnde Vorbilder… Aber auch Sprache spielt eine Rolle. Wenn ich z.B. junge Mensche frage: „Könnt ihr programmieren?“ – dann spreche ich damit hauptsächlich Jungen an. Wenn ich hingegen frage: „Habt ihr vielleicht Spaß an Programmierung?“ – dann erreiche ich alle. Wir hoffen jedenfalls, dass *Jugend hackt* dazu beitragen kann, noch viel mehr Mädchen für Softwareentwicklung zu begeistern. Auf jeden Fall weigere ich mich zu glauben, dass es Leute wie Amy (-> Video) nicht auch in Deutschland gibt.
Liebe Maria, vielen Dank für das Gespräch!