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Als Azubi durchstarten

Nicht wenige IT-Profis haben ihre Karriere mit einer Berufsausbildung begonnen, das zeigten auch unsere Experteninterviews (1, 2, 3). Eine Berufsausbildung hat (nicht nur) einen großen Vorteil: Das Erlernen theoretischer Grundlagen wechselt sich mit deren praktischer Anwendung ab – mehr Training-on-the-job geht nicht. Azubis sind von Anfang an in betriebliche Abläufe eingebunden, können – oftmals noch mit Welpenschutz – Berufserfahrung sammeln und vom Wissen ihrer Ausbilder profitieren. Gleichzeitig bekommen sie häufig schon früh eigene Aufgaben übertragen, dürfen selbst Lösungen ertüfteln und gegenüber Kunden vorstellen.

So sind es besonders die Soft Skills, die sie nach abgeschlossener Ausbildung ihren Kollegen von der Uni voraus haben: Teamorientierung, flexibles Reagieren auf wechselnde Probleme, die Fähigkeit, mit Kollegen und Vorgesetzten zu kommunizieren, wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden, als Firmenvertreter nach außen angemessen aufzutreten. Natürlich können auch Hochschulabsolventen diese Schlüsselqualifikationen haben. In einem beruflichen Umfeld Erfahrungen gesammelt haben ehemalige Azubis jedoch häufig viel mehr. Und zwar auch während Durststrecken einer drei Jahre langen Berufsausbildung in ein und demselben Unternehmen.

Auch wer später noch studieren möchte, kann eine Ausbildung dazu nutzen, den eigenen Berufswunsch zu präzisieren: Sysadmin oder Programmierer? Angestellt oder Freiberuflich? Nur für ein Unternehmen, oder häufiger unterwegs bei wechselnden Kunden? Wer innerhalb einer Berufsausbildung in verschiedene Richtungen hineinschnuppert, kann sich schließlich viel leichter für einen Studiengang entscheiden.

Doch wie gehe ich eine Berufsausbildung an, und welche Wege gibt es?

Am bekanntesten ist die Berufsausbildung zum Fachinformatiker, eine klassische dreijährige duale Ausbildung mit IHK-Abschluss. Dual heißt: Der Azubi oder die Azubine haben einen festen Ausbildungsbetrieb, bei dem sie angestellt sind. Gleichzeitig besuchen sie regelmäßig eine Berufsschule, in der sie neben berufsspezifischen Fächern auch allgemeine wie  Buchführung oder Englisch haben. Angeboten werden in Deutschland zwei Fachrichtungen:

  • Anwendungsentwicklung mit der Spezialisierung auf Softwareentwicklung und -technik sowie
  • Systemintegration mit der Spezialisierung auf System- und Netzwerkadministration und IT-Sicherheit

Wie finde ich einen Ausbildungsplatz?

In der IT-Branche fehlen seit Jahren Fachkräfte, auch Azubis sind daher begehrt. Softwareschmieden, IT-Systemhäuser, Hardware-Hersteller oder quasi jedes große Unternehmen mit IT-Abteilung können Interesse an einem Azubi haben. Daher sollten Sie regelmäßig die gängigen Stellenbörsen durchsuchen (hier hat die Bundesagentur für Arbeit einige Links zusammengestellt) und bei Ihren Wunscharbeitgebern direkt nachfragen. Offiziell genügt für die Ausbildung ein Hauptschlussabschluss, die meisten Unternehmen erwarten jedoch mindestens eine sehr gute Mittlere Reife. Hilfreich ist es natürlich, wenn man das Unternehmen schon einmal in einem Praktikum kennengelernt hat.

Was verdiene ich als Azubi – und was als abgeschlossener Fachinformatiker?

Der Verdienst liegt im 1. Ausbildungsjahr zwischen 673 und 732 Euro, im 2. Ausbildungsjahr zwischen 732 und 788 Euro und im dritten Ausbildungsjahr zwischen 804 und 863 Euro, abhängig davon, in welcher Branche man die Ausbildung absolviert: Industrie, Handel, Handwerk u.a.  Bei sehr geringem Verdienst, aber hohen Aufwendungen, weil Sie beispielsweise für die Ausbildung umziehen müssen, können Sie Berufsausbildungsbeihilfe beantragen – hier gibt es dazu einen Rechner der Arbeitsagentur. Übrigens: Die BAB ist rückzahlungsfrei.

Nach der Berufsausbildung verdienen Fachinformatiker durchschnittlich 2610 Euro – abhängig von der wachsenden Berufserfahrung, weiteren Kompetenzen, übernommener Verantwortung, Branche und Größe des Unternehmens sowie natürlich dem Verhandlungsgeschick ;-)

Kann die Ausbildung verkürzt werden?

Ja, bei sehr guten Leistungen oder Vorerfahrungen/Vorkenntnissen kann beim Arbeitgeber und der IHK ein Antrag auf Verkürzung gestellt werden, im Falle der Genehmigung kann man bereits nach zwei oder zweieinhalb Jahren die Prüfung ablegen. Dies ist insbesondere dann interessant, wenn sich ein Studium anschließen soll.

Kann die Ausbildung auch rein schulisch absolviert werden?

Ja, einige Berufsschulen bilden auch in Vollzeit Fachinformatiker aus. In diesem Falle fehlt Ihnen natürlich sowohl Ihr Verdienst als auch die betrieblichen Erfahrungen. Achten Sie daher auf sorgsam ausgewählte und engagiert durchgeführte Praktika. Den finanziellen Nachteil können Sie eventuell über Bafög ausgleichen.

Alternativen

Abiturienten könnten auch über ein duales Studium an einer Berufsakademie nachdenken, darauf kommen wir in dieser Artikelreihe noch einmal zurück.

Weitere Informationen

Den Gesetzestext zur Berufsausbildung Fachinformatiker finden Sie hier (PDF). Das Ausbildungsprofil der Arbeitsagentur finden Sie hier, und viele praktische Tipps und Möglichkeiten zum Austausch sowie Stellenanzeigen gibt es zum Beispiel hier und hier.

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