Zum Erscheinen unseres neuen Titels „Programmieren von Kopf bis Fuß“ haben wir uns einmal mit Lars Schulten, dem Übersetzer der deutschen Ausgabe über das Programmieren lernen unterhalten, und warum es sich lohnt, programmieren mit Python zu lernen.
Kann man wirlich mit einem Buch programmieren lernen? Es herrscht doch sonst häufig die Meinung, dass man programmieren nur am Computer lernt…
Auch wenn Hollywood gern den Theoretiker zum Helden werden lässt, funktioniert das im Leben nur selten. Das Programmieren ist ein Handwerk und wie in jedem anderen Handwerk kommt man auch im Programmieren nur mit Übung weiter. Man braucht also einen Computer, wenn man das Programmieren erlernen will. Leider ist der Computer ein miserabler Lehrer. Er verlangt Anweisungen in einer bestimmten Form, mault wenn das, was man ihm präsentiert, diese Anforderungen nicht erfüllt, aber vermitteln kann er diese Anforderungen nicht. Dazu braucht man einen Lehrer — oder ein ordentliches Buch wie Programmieren von Kopf bis Fuß, das einen von der ersten Seite an mit Übungen dazu auffordert, das vermittelte Wissen praktisch zu erproben und zu festigen.
Warum soll man ausgerechnet mit Python am Besten programmieren lernen?
Python ist keine Lehr- oder Einführungssprache mit vereinfachter Syntax oder reduziertem Funktionsumfang. Python ist eine vollständige, ausgewachsene Programmiersprache mit der man jeden Unfug anstellen kann, der einem in den Sinn kommt. Als Lehrsprache eignet es sich im Gegensatz zu vielen anderen ausgewachsenen Programmiersprachen so gut, weil seine Syntax äußerst klar und gradlinig ist. Die wenigen Formalitäten sind schnell erlernt und kommen dem Lernenden weniger in die Quere als bei anderen Programmiersprachen.
Ist das Buch auch für jemanden geeignet, der eigentlich Java lernen soll?
Nein, eigentlich nicht. Es ist zu befürchten, dass man Java sehr schnell zum Teufel wünscht, wenn man sich abmüht, mit Java ein
Problem zu lösen, das man mit Python im Handumdrehen erschlagen hatte. Scherz beiseite. Das Buch ist eine Einführung in die Programmierung, keine Einführung in Python. Die Konzepte und Techniken, die es vermittelt, sind zwar nicht auf alle, aber auf die meisten Programmiersprachen übertragbar, Java eingeschlossen. Hat man die Grundlagen verstanden, die Programmieren von Kopf bis Fuß anhand von Python vermittelt, wird es erheblich einfacher eine Sprache wie Java zu erlernen. Natürlich benötigt man dazu ein ordentliches Buch zu Java. Nach Lektüre dieses Buchs wird das aber dann kein Buch mit sieben Siegeln mehr sein, wie es ansonsten der Fall sein könnte.
Und was kann ich alles, wenn ich das Buch richtig durchgearbeitet habe?
Das Buch ist sozusagen eine Programmierer-Grundschule. Hier lernen Sie Lesen, Schreiben, Rechnen, damit Sie später Trigonometrie oder Chemie verstehen oder einen Aufsatz über die Gretchenfrage schreiben können. Es vermittelt die elementaren Grundlagen der Programmierung, Strukturen, Anweisungen, Datenarten die allen Programmiersprachen gemeinsam sind. Wenn Sie es gelesen haben, wissen Sie was Variablen, Strings, Listen usw. sind und wie man sie nutzen kann, um z.B. die Daten einer Webseite zu verarbeiten, Dateien zu lesen, mit Datenbanken zu kommunizieren oder eine grafisch Benutzeroberfläche aufzubauen.
Dass man das Programmieren so stark mit der Mathematik verbindet, hat mehr mit der Entwicklungs- und Anwendungsgeschichte von Computern zu tun als mit dem Programmieren selbst. Das Programmieren ist keine angewandte Mathematik sondern eine kreative Tätigkeit, bei der es darum geht Probleme zu analysieren und zu lösen, Strukturen aufzubauen, Dinge in Bewegung zu setzen. Wenn man an solchen Tätigkeiten seine Freude hat, wird man auch am Programmieren seine Freude haben. Ein funktionierendes Programm ist wie die Lösung einer Aufgabe oder die Antwort auf eine Frage und bringt die gleiche Befriedigung mit sich. Und die elegante Lösung eines Problems kann für den, der sie als solche erfassen kann, ähnlichen ästhetischen Reiz wie ein Kunstwerk haben.
Lars Schulten ist freier Übersetzer für IT-Fachliteratur und hat für den O’Reilly Verlag schon unzählige Bücher zu ungefähr allem übersetzt, was man mit Computern so anstellen kann. Eigentlich hat er mal Philosophie studiert, aber mit Computern schlägt er sich schon seit den Zeiten herum, da Windows laufen lernte. Die Liste der Dinge, mit denen er sich beschäftigt, ist ungefähr so lang, launenhaft und heterogen wie die seiner Lieblingsessen und Lieblingsbücher.