Dies ist ein Gasbeitrag von Robert Böhme, einem Mitglied der Part Time Scientists. Sie sind Teilnehmer des Google Lunar X Prize, dessen Ziel die erfolgreiche Landung eines selbst konstruierten Roboters auf dem Mond ist. Wir drücken ihnen die Daumen!
Das Publikum in Brand stecken? Naja, zumindest wäre das die wortwörtliche Bedeutung des englischen Verbs „to ignite“. Ganz so weit wollen wir natürlich nicht gehen, um mit der Eintönigkeit konventioneller Präsentationsmethoden aufzuräumen. Wir halten uns an die übertragene Bedeutung, in etwa: „das Publikum in Bewegung bringen“, und fragen: Warum nicht mal eine Ignite-Präsentation?
Die Formel: 5 Minuten – 20 Folien– 15 Sekunden!
Die Ignite-Präsentation ist eine Erfindung von Brady Forrest and Bre Pettis. Das Ziel besteht darin, das komplette Thema binnen weniger Minuten vorzustellen, dann wieder ans Publikum abzugeben, und so den berühmt-berüchtigten „Death-by-PowerPoint“ – sprich: die „tödliche Folienschlacht“ – zu vermeiden. Wer die Ignite-Technik beherrscht, kann in jedem „elevator talk“ überzeugen. Und dass man im Fahrstuhl plötzlich seinem persönlichen VIP gegenübersteht, kommt öfter vor, als man glaubt. Ohne entsprechende Übung kriegt man vielleicht gerade mal seinen Namen ‚raus, bevor er oder sie auch schon wieder ausgestiegen ist.
Ich hab‘ mich angemeldet! Was nun?
Ignite-Präsentationen finden auf der ganzen Welt statt. In Deutschland fanden beispielsweise im Rahmen der Global Ignite Week in Hamburg, Berlin, Frankfurt und München Ignite-Veranstaltungen statt. Für den Herbst sind weitere Veranstaltungen in Deutschland geplant Termine und Möglichkeiten zur Anmeldung sind im Internet zu finden. Wer will, kann gleich sein eigenes Ignite-Event ins Leben rufen.
Ich selbst konnte mich mit dem Ganzen kürzlich im Rahmen der „Global Ignite Week“ vertraut machen. Da ich ein Fan von Herausforderungen bin, wurde mir schnell klar, dass meine Präsentation etwas ganz besonderes sein sollte. Doch die Vorbereitung war tatsächlich anspruchsvoller, als ich gedacht hatte. Wie man optimalerweise vorgehen sollte – darüber waren ich und meine Mitredner uns schließlich im Klaren:
Folien auswählen – was du heute kannst besorgen, das verschiebe bloß nicht auf morgen!
Wer alte Folien verwendet, sollte darauf achten, dass der Inhalt so unkompliziert wie möglich gehalten ist. Wer neue Folien entwirft, sollte das gleiche Prinzip verfolgen, denn das Publikum hat, wie wir wissen, nur 15 Sekunden Zeit, um den Inhalt zu erschließen!
Folien ordnen – frisch gewagt, ist halb präsentiert!
Manchmal weiß man einfach nicht genau, wann man was sagen soll. Ich habe diesmal eine Technik verwendet, mit der ich meine Folien ganz einfach zusammensortieren konnte. Statt 20 nahm ich mir 30 Folien zur Hand. Nach dem „Bubblesort-Algorithmus“ verglich ich die Folien untereinander: Wenn eine Folie besser zum Inhalt passte, als die vorherige, flog – genau! – die vorherige ‚raus. Und so weiter und so fort. Auf diese Weise bin ich die Folien ungefähr zehnmal durchgegangen, und hatte in weniger als einer Stunde mein Material in die perfekte Reihenfolge gebracht.
Folien „verworten“ Reden ist Silber, Schweigen ist auch nicht schlecht!
Wenn alle Folien bereitliegen, sollte man sich zunächst eine Übersicht erstellen. Eine Möglichkeit ist die, alles auf einer Seite auszudrucken. Ich habe die Folien dann ausgeschnitten und auf mein Whiteboard gesetzt. Dann habe ich eine FlipCam genommen (danke dafür an Google!) und damit alles aufgenommen, was mir zu den jeweiligen Folien einfiel. Das hat insgesamt etwa 12 Minuten Aufnahme ergeben. Beim Abspielen habe ich mir Notizen gemacht, und nach ein paar Durchläufen hatte ich alles auf 7 Minuten gedrückt!>
Ein kleiner Tipp: In der Präsentation sollten auch „Pizza-Folien“ enthalten sein. Pizza-Folien sind Folien, die nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben. Sie sorgen aber für gute Stimmung und man kann sein Timing wieder in den Griff kriegen!
Noch ein Tipp, aber ein größerer: Wenn man seine Folien zwei Wochen vor der Präsentation einreicht, hat man diese Sache schon mal vom Tisch und kann die Zeit zum Üben verwenden!
Wer jetzt immer noch unentschlossen ist, sollte wissen, dass unser Team nach zweimaliger Ignite-Teilnahme viele neue Fans gewonnen hat, für Interviews angefragt wurde, und sogar neue Sponsoren werben konnte.
Also: Worauf wartest du noch?
Robert Böhme
Ein Part-Time Scientist