Zugegeben: Das soeben in Neuauflage erschienene „Praxishandbuch VMware vSphere“ hat einen eher sperrigen Titel und wendet sich in erster Linie an Experten. Die im Buch behandelte Technik und die dahinterstehenden Prinzipien sind jedoch faszinierend für alle, die sich für wegweisende Informationstechnologie interessieren. Oder für sparsames Wirtschaften. Oder für Umweltschutz. Fürs oreillyblog sprach ich mit Autor Ralph Göpel über Virtuelle Maschinen, Hypervisoren und Green IT. Und natürlich über VMware vSphere.
Herr Göpel, was ist Virtualisierung?
Eine genaue Definition ist schwierig, da es viele Virtualisierungskonzepte gibt, aber landläufig spricht man von Virtualisierung, wenn man auf einem Rechner, der als sog. „Host“ dient, in einer separaten Umgebung einen anderen Rechner künstlich erzeugt – auf dem man dann z.B. ein zusätzliches Betriebssystem laufen lassen kann. Diese sog. Virtuelle Maschine (VM) läuft mit Unterstützung von Software, die eine Virtualisierungsschicht erzeugt.
Welche Features hat so eine VM?
Eigentlich alle, die ein echter PC auch hat: Prozessor, Arbeitsspeicher, Festplatte, Netzwerkkarte, BIOS… Die installierten Gastbetriebssysteme bemerken im Regelfall gar nicht, dass die Hardware, auf der sie laufen, nur emuliert wird.
Aus welchem Grund virtualisiert man?
Viele Server laufen in der Praxis mit weniger als 5% Auslastung, das ist im Prinzip totale Verschwendung von Infrastruktur und Strom. Mit Hilfe von virtuellen Maschinen kann man bis zu 90% der Hardware einsparen. Das schont das Budget – und die Umwelt, weswegen man in diesem Zusammenhang auch von Green IT spricht. Abgesehen davon eignen sich VM natürlich bestens zum sicheren Testen neuer oder für das „echte“ OS nicht verfügbarer Software; außerdem kann man Programme weiterverwenden, die auf neuer Hardware nicht mehr laufen.
Seit wann gibt es dieses Konzept?
Die erste VM geht wohl auf das Betriebssystem IBM/OS360 aus dem Jahre 1964 zurück. Im Allgemeinen wird hier das erste Mal von einer VM mit eigenem Betriebssystem und einem Hypervisor gesprochen.
Der Hypervisor ist die Virtualierungssoftware, oder?
Das kann man grundsätzlich sagen, wobei es auch Leute gibt, die Virtualisierungssoftware als „Hypervisor Typ 2“ bezeichnen: Hier wird ein vollständiges Betriebssystem vorausgesetzt und die Virtualisierung durch eine zusätzliche Anwendung ermöglicht (Beispiele: die Workstation und Server Versionen von VMware und Microsoft sowie Produkte von Bochs, VirtualBox, QEMU). Von einem Hypervisor Typ 1 wird dann gesprochen, wenn ohne installiertes Betriebssystem eine Virtualisierung von Gastbetriebssystemen direkt auf der Hardware möglich ist („Bare Metal Hypervisor“, „Paravirtualisierung“). Beispiele wären in diesem Fall der ESXi Server, XEN, KVM (Kernel-based Virtual Machine).
Wie verbreitet ist das Konzept denn anno 2012?
Ca. 50% der kleinen und mittelständigen Unternehmen nutzen Virtualisierung, bei den größeren Firmen sind es um die 75%. Dabei liegt der Marktanteil von VMware bei über 78%.
Womit wir auch schon bei der Frage wären, warum Sie sich als Thema für Ihre Virtualisierungsbuch VMware ausgesucht haben…
Abgesehen davon, dass VMware vSphere Marktführer ist, ist die Software technisch einfach überzeugend. VMware muss bezüglich Funktionalität, Sicherheit, Skalierbarkeit, und Zuverlässigkeit keine Vergleiche scheuen, bietet sogar viele Features, die von anderen Herstellern gar nicht angeboten werden. Selbst Microsoft hat vor Kurzem auf einer Konferenz zugegeben, dass sie ca. drei Jahre hinter der Technologie von vSphere5 hinterherhinken. Meiner Meinung nach sind es sogar mehr als drei!
Herr Göpel, besten Dank für das Gespräch.
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