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Android: Vom iPhone-Angreifer zum Marktführer in weniger als drei Jahren

Cupcake, Donut, Eclair, Froyo (Frozen Yoghurt), Gingerbread, Honeycomb …
Was sich anhört wie die Auslage eines New Yorker Cafés, ist tatsächlich die Aneinanderreihung von Versionsnamen des verbreitetsten Betriebssystems für mobile Geräte: Android. Seitdem der Google-Manager Andy Rubin am 22. Oktober 2008 das erste Android-Smartphone vorstellte, hat das Open Source-Betriebssystem schrittweise den Weltmarkt erobert: Mehr als jedes dritte Smartphone hat heute Android unter der Haube, und seit Version 3.0 läuft es auch auf immer mehr Tablets: Insbesondere Motorola mit dem Xoom 3G und Samsung mit dem Galaxy Tab haben mittlerweile sehr attraktive iPad-Konkurrenten auf dem Markt.

Einige Zahlen:
Auf 82 Millionen Einwohner kommen in Deutschland 109 Millionen Handyanschlüsse. Von 100 verkauften Handys waren im Jahr 2010 18 Smartphones (Gartner, weltweit). Davon sind mit einem Marktanteil von über einem Drittel die meisten Android-Phones. 67 Millionen Android-Phones wurden allein im Jahr 2010 verkauft, und an jedem einzelnen Tag kommen weltweit weitere 550.000 dazu.

Das Erfolgsrezept
Android ist Open Source und kann hersteller-und geräteübergreifend eingesetzt werden. Zwar hat Google das kleine Unternehmen namens Android im Jahr 2005 aufgekauft, jedoch gründete man im Jahr 2007 die sogenannte Open Handset Alliance. Innerhalb dieses freien Zusammenschlusses von aktuell 80 Unternehmen – darunter Handyanbieter, Mobilfunkprovider, Softwareentwickler und Chiphersteller – wird die Android-Software weiterentwickelt. Der Einsatz der Software steht auch darüber hinaus allen frei – sogar Unternehmen, die nicht Mitglied des Konsortiums sind. Und nicht nur das: Jeder Hersteller kann das Betriebssystem so weit anpassen, wie es die eigenen Gerätespezifikationen erlauben.

Gemein haben alle Android-Versionen:

  • Im Innern des Androiden läuft ein Linux-Kernel, der für Portabilität, Sicherheit und höheren Funktionsumfang steht.
  • Die Bedienung erfolgt über ein Touchpad. Darunter befinden sich mindestens drei Tasten: »Home«, »Menü« und »zurück«.
  • Jedes Android-Gerät verfügt über mehrere Startbildschirme, auf denen die Symbole für die einzelnen Apps abgebildet sind. Die  Startbildschirme können per Fingerwisch gewechselt werden.
  • Im oberen Bereich des Bildschirms befinden sich die Uhrzeit sowie Anzeigen zu Akkulaufzeit und Empfangsstärke oder aktuellen Nachrichten wie z. B. verpassten Anrufen oder eingegangenen SMS.

Blick auf Android 2.2, hier beim Samsung Galaxy S I9000 (Foto: CP)

Darüber hinaus gibt es neben den verschiedenen Android-Versionen auch herstellereigene Funktionen und Oberflächen. HTC liefert alle Geräte beispielsweise mit dem HTC Sense-Desktop aus, bei Samsung heißt es »TouchWiz« – diese bieten einen veränderten Menüaufbau oder auch zusätzliche Bildschirmhintergründe und Farben.Wofür man sich letztlich entscheidet, ist Geschmackssache. Außerdem fügen viele Hersteller noch eigene Stores, Programme und Funktionalitäten hinzu.

Für alles eine App
Ein Smartphone ist noch kein Smartphone, wenn es nicht durch den Nutzer beliebig mit Anwendungen bestückt werden kann. Was das iPhone mit dem AppStore vor gemacht hat, ist auch bei Android längst das Herzstück des Menüs: Der Android Market bietet mit derzeit etwa 420.000 Apps nahezu alles, was das Herz begehrt. Sie können sich während Ihres Einkaufs per Barcode-Scan Produkt- und Preisinformationen anzeigen lassen (»Barcoo«), per Musikerkennung erfahren, was gerade im Radio gespielt wird (»Shazam«), Sie können Staumeldungen abonnieren (»Stau mobil«) oder auch Zugverbindungen recherchieren (»DB Navigator«). Sie können per Taschenlampen-App (»Flashlight«) spät nachts in Ihr Bett kriechen und kurz vor dem Einschlafen noch ein E-Book lesen (»Textunes« oder »Kindle«) oder auch eine Runde »Angry Birds« zocken. Zu den beliebtesten Apps kommt eine große Bandbreite an spezielleren: Elektrotechniker dürften sich beispielsweise über eine Anwendung freuen, die ihnen die Widerstandswerte berechnet (»Electrodroid«). Übrigens bietet der Android Market deutlich mehr kostenfreie Apps als der AppStore für iPhone und iPad.

Versionsübersicht
Februar 2009:           1.1
April 2009:               1.5 Cupcake
September 2009:      1.6 Donut
Oktober 2009:          2.0 Eclair
Januar 2010:            2.1 Eclair
Mai 2010:                2.2 Froyo
Dezember 2010:       2.3 Gingerbread (läuft nur auf Smartphones)
Februar 2011:          3.0-3.2 Honeycomb (läuft nur auf Tablets)

Ab Version 4.0, Ice Cream Sandwich, werden die unterschiedlichen Entwicklungslinien für Smartphone und Tablet wieder in einer Software zusammengeführt. Das One OS that runs everywhere soll im 4. Quartal 2011 veröffentlicht werden, wie Google im Mai auf der hauseigenen Konferenz Google I/O verriet.

Anwendungen entwickeln
Und für Entwickler hat der Android Market weitere Vorteile: Zunächst einmal steht er allen offen. Während bei Apple jede Anwendung erst nach einer Prüfung in den AppStore gelangt, können Android-Entwickler ihre Werke selbstständig einstellen. Zudem sind die Hürden niedrig: Zum Programmieren einer App benötigt man lediglich das Android Software Development Kit (SDK), in dem verschiedene Entwicklungstools sowie eine Plattform zum Test der App enthalten sind – Entwickler benötigen also noch nicht einmal ein Android-Gerät. Das Android SDK kann kostenlos heruntergeladen und verwendet werden. Android-Apps basieren auf Java, daher sind zusätzlich eine Java-Umgebung wie Eclipse und natürlich Kenntnisse der Programmiersprache nötig.

Die Grundbegriffe sind leicht zu erlernen – und mithilfe eines neuen O’Reilly-Buchs kommen Leser auch zügig über ein Hello World hinaus: Der Autor Marko Gargenta bringt sie in Einführung in die Android-Entwicklung genauso erfolgreich zu eigenen Anwendungen, wie er es in Android-Kursen bei mehr als 1.000 Entwicklern getan hat. Das in der englischen Originalausgabe viel gelobte Lehrbuch wurde soeben ausgeliefert. Und obwohl aus hygienischen Gründen kein Süßkram beigelegt werden konnte: Verwendbar ist es in jedem Fall für Gingerbread und Honeycomb!

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