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iPhone-App-Export, Animationen und Codefragmente – Flash fordert längst nicht mehr nur Designer heraus

Adobe Flash bietet vor allem dank seiner Animationstechniken eine Menge Möglichkeiten, den eigenen kreativen Ideen Form zu verleihen.  Im folgenden Interview sprechen wir mit André Reinegger und Sascha Kersken, den Autoren unseres Buchs „Flash CS5: Einstieg, Praxis, Profitipps“ über die wichtigsten Neuerungen von Flash CS5 wie z.B. den Export von Flash-Filmen und -Anwendungen fürs iPhone und iPad, über ihren Blick als Designer bzw. Programmierer auf die Software, über ihre Erfahrungen als Leiter von Flash-Seminaren und vieles mehr.

Ihr beschäftigt euch nun schon einige Monate mit Flash CS5 – welches sind aus eurer Sicht die spannendsten Neuerungen?

André:  Das Killer-Feature zum Launch von Flash CS5 war eigentlich der iPhone App-Export, der Flash-Filme schnell und einfach aufs iPhone und iPad bringen sollte. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung unseres Buches wurde dies von Apple jedoch noch boykottiert – das ist inzwischen zum Glück anders.
Da ich sehr viel im E-Learning-Bereich unterwegs bin und dazu Animationen in Kombination mit Video einsetze, gefällt mir die neue Unterstützung von Video in der Entwicklungsumgebung von Flash CS5 sehr gut. Ich kann somit das Video bereits auf der Bühne betrachten und sehr präzise Cue-Points setzen.

Sascha: André hat die spektakulärste CS5-Neuerung – den Export von Flash-Filmen und -Anwendungen als native iPhone-App – ja schon angesprochen. Sie war zum CS5-Release-Zeitpunkt an Apples App-Store-Politik gescheitert, ihr Fortbestand damals völlig offen. Umso schöner, dass Apple später wieder zur Vernunft gekommen ist. Eine erfreuliche Nebenentwicklung ist, dass Adobe in der Zwischenzeit eine Exportoption für die Android-Plattform geschaffen hat. Dies eröffnet Flash-Entwicklern und -Designern den Zugang zu den wichtigsten Mobilplattformen und bietet Nutzern dieser Geräte umgekehrt eine Fülle neuer, spannender Apps.
Aus der Perspektive eines Programmierers hat sich zwischen Flash CS4 und CS5 nicht allzu viel verändert. Nett sind die sogenannten Codefragmente, die auch Nicht-Entwicklern die Möglichkeit geben, Interaktivität hinzuzufügen. Und Entwickler können ihre eigenen Skripte als Codefragmente speichern und wiederverwenden. Das Kopieren von Animationen als ActionScript-Code ist ebenfalls eine schöne Neuerung. Aber vor allem freue ich mich, dass die neue Version erheblich stabiler und „fertiger“ wirkt als die vorige, die doch ab und zu herumzickte.

André, du gibst öfter Schulungen und hältst Vorträge zu Flash CS5. Welche Themen werden von den Teilnehmern am meisten nachgefragt? Und inwiefern haben diese Themen Eingang in euer Buch gefunden?

André: Ich halte überwiegend Grundlagenschulungen zu Flash und Flash Video. Die Teilnehmer interessieren sich hier vor allem für die vielen Animationstechniken, die Flash bietet, für die Einbindung von Audio und Video und für die Neuerungen von Flash CS5. Zusätzlich gebe ich in meinen Trainings einen Einblick in ActionScript über die Verwendung der neuen Codefragmente. All dies ist zusammen mit meinen Erfahrungen als Trainer in das Buch mit eingeflossen. Sascha baut dann im ActionScript-Teil des Buches mit tollen Beispielen darauf auf und erklärt sehr gut verständlich die objektorientierte Programmierung mit ActionScript 3.

Aufgrund eures beruflichen Werdegangs als Designer bzw. Programmierer habt ihr vermutlich einen sehr unterschiedlichen Blick auf Flash-basierte Anwendungen. Wie hat sich eure unterschiedliche Herkunft auf eure Zusammenarbeit ausgewirkt?

Sascha: Ich denke, dass wir uns hier ideal ergänzt haben und unsere jeweiligen Stärken ausspielen konnten. Ich hatte ja zuvor schon ein Flash-Buch in mehreren Auflagen bei O’Reilly veröffentlicht, und André hat Video-Trainings zu Flash und anderen Adobe-Produkten gemacht. Beides kam bei den Lesern beziehungsweise Zuschauern sehr gut an, aber ich finde, dass das Buch durch die Kombination unserer Schwerpunkte noch viel besser geworden ist.

André: Bisher ist mir noch kein guter Designer begegnet, der auch richtig gut im Programmieren ist – und umgekehrt. In Flash treffen zwei Welten aufeinander, da man sich sowohl als Designer als auch als Programmierer austoben kann. Somit kann ich mir keine bessere Lösung für ein Flash-Buch vorstellen, als dass jeweils ein Experte aus der Design- bzw. Programmierwelt sein Wissen und Können mit einfließen lässt.

Die Adobe-Reihe ist ganz neu konzipiert worden. Warum passt aus eurer Sicht diese inhaltliche und gestalterische Konzeption gut zum Thema Adobe Flash?

Sascha: Flash ist ein hochgradig visuell orientiertes Programm. Wie könnte man Lesern das besser nahebringen als mit einem vierfarbig gedruckten, hochwertigen Buch? Sehr gelungen finde ich auch das Layout; die breiten Seiten haben eine Marginalspalte, in der zusätzliche Bilder und Infoboxen untergebracht werden können, ohne dass der eigentliche Satzspiegel allzusehr eingeschränkt würde. Hier finden die Leser jede Menge weitergehende Informationen, Tipps und zusätzliche Anregungen, die bei einem Schwarz-Weiß-Buch mit klassischem Layout im Text untergehen würden.

Agenturen suchen händeringend nach Flashern. Welche Qualifikationen und Talente müssen sie mitbringen?

Sascha: Ich denke, die Fähigkeiten von Flash sind im Laufe der Jahre und Versionen so stark angewachsen, dass es „den“ Flasher heute eigentlich gar nicht mehr gibt. Das Programm und seine „Verwandten“ – Flash Builder, Catalyst oder die von einem Drittanbieter stammende Entwicklungsumgebung FDT – bieten vielmehr Raum für verschiedene Tätigkeiten: Screen Design, Motion Design und Softwareentwicklung. So ist ActionScript beispielsweise eine moderne, leistungsfähige, objektorientierte Programmiersprache, für die man fundierte Progammierkenntnisse benötigt. Natürlich kann man die auch in Java, PHP oder C# erworben haben, aber man muss dennoch ständig am Ball bleiben, um mit der ActionScript-Klassenbibliothek zurechtzukommen.

André: Ich kann Sascha nur zustimmen. Den klassischen Flasher gab es vielleicht noch in Zeiten von ActionScript 2, das auch für Designer noch einigermaßen zugänglich war. Spätestens seit der Einführung von ActionScript 3 trauen sich die wenigsten Gestalter noch an die Programmierung ran. Es gibt aufwendige Flash-Anwendungen (Rich Internet Applications) die in der Regel nicht von einer Person allein erstellt werden können. Stattdessen geht ein Team von Interface-, Interaction-, Screen-, und Motion-Designern sowie Programmierern große Flash-Projekte gemeinsam an.

Gibt es mit Flash produzierte Anwendungen, Filme oder Spiele im Netz, die euch besonders begeistern?

Sascha: Eine der beeindruckendsten Flash-Anwendungen ist für mich das Audiotool. Es handelt sich um eine absolut professionelle Simulation eines Studios für elektronische Musik. Der Chefentwickler, André Michelle, lotet schon seit vielen Jahren die Grenzen und Möglichkeiten für Sound und seine Steuerung in Flash aus.

André: Ein Spiel, das mich sehr begeistert hat, ist First Person Tetris. Ich finde die Idee einfach genial, Tetris in ein First Person Game zu verwandeln. Den Night-Modus sollte man unbedingt mal ausprobiert haben. Für solch experimentelle Spiele eignet sich Flash natürlich hervorragend.

Das Interview führten Inken Kiupel und Nathalie Pelz.

Sascha Kersken kam 1983 zum ersten Mal mit einem Computer in Berührung und hatte später das Glück, dieses langjährige Hobby zu seinem Beruf machen zu können. Er ist Senior Developer bei der papaya Software GmbH in Köln und arbeitet als Fachbuchautor und Dozent.
André Reinegger
hat eine eigene Web-Agentur und realisiert Websites, Shops, E-Learning-Anwendungen, Rich Internet Applications – kurz: alles, was interaktiv ist. Als Adobe Certified Instructor hat er diverse Video-Trainings produziert, und er hält regelmäßig Seminare und Fachvorträge.

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