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Berufsbegleitendes Studieren: Eine Chance für ITler? #2

Im ersten Teil unseres Interviews mit Renée Bäcker sprachen wir u.a. über seine Erfahrungen mit dem Studieren in Teilzeit. Heute kommt auch einer seiner Studenten an der Provadis Hochschule in Frankfurt zu Wort: Max Lill.

Max, ich begrüße Dich sehr herzlich hier im oreillyblog. Wenn ich an berufsbegleitendes Studieren denke, spüre ich sofort Stress und Zeitdruck. Wie geht es Dir? :-)

Max: Guten Tag. Ein gewisser Druck und Stress lässt sich natürlich nicht leugnen. Die parallele Belastung durch Studium und Beruf kann sehr stark variieren, je nachdem ob Klausuren anstehen oder in der Firma wichtige Projekte bearbeitet werden müssen. Es ist einfach eine andere Art von Stress als „normale“ Studenten sie haben. Die Hochschule kommt uns sehr entgegen. Durch Stundenpläne (wie früher in der Schule), müssen wir uns nicht mit der Organisation von verschiedenen Modulen und Kursen rumärgern. Die Stundenpläne sind sehr ausgeglichen, so dass die Klausuren relativ gleichmäßig über das Semester verteilt sind. Und auch die Dozenten kennen unsere Doppelbelastung, weshalb sie uns oft entgegenkommen und helfen.

Max Lill

Wieviele Stunden pro Woche bringst Du durchschnittlich für das Studium auf?

Max: Zusätzlich zu den Vorlesungen kommt noch die Zeit, welche man mit dem Lernen zuhause verbringt. Das ist im Allgemeinen schwer zu sagen. Normalerweise reicht mir ein bis zwei Stunden pro Woche um die Inhalte nachzubereiten. Wenn allerdings eine Klausur ansteht, dann werden es auch schon mal 20 Stunden pro Woche. Für Klausuren haben wir uns selbst auch eine Lerngruppe eingerichtet um uns gegenseitig bei Fragen zu helfen.

Wie können wir uns das Studieren vorstellen: welche Anwesenheitszeiten gibt es, sind die Materialien alle online zugänglich – oder kann man gar Prüfungen online absolvieren?

Max: Eine Anwesenheitspflicht gibt es nicht. Trotzdem ist es natürlich sehr empfehlenswert in den Vorlesungen zu sein. Die Vorlesungen für mein Semester sind beispielsweise immer donnerstags (14 bis 20 Uhr) und samstags (07:30 bis 14 Uhr). Die Prüfungen kann man allerdings nicht online machen, so dass eine Anwesenheit zu den Klausuren schon notwendig ist.
Alle notwendigen Unterlagen und Skripte sind online auf unserer Studentenplattform zu finden oder werden von den Dozenten (zusätzlich) vor der Vorlesung für uns kopiert.

Renée berichtete schon, dass viele Profs selbst in ihrem Hauptberuf als ITler arbeiten. Max, wie wirkt sich das aus Deiner Sicht auf das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden aus?

Max: Ohne jetzt zu übertreiben muss ich zugeben, dass ich es mir nicht besser vorstellen könnte. Da es eine private Hochschule ist und wir auch für die Leistungen bezahlen, können wir ganz andere Ansprüche stellen als eine staatliche Hochschule oder Universität. Die Hochschule investiert viel darin, dass die Dozenten fachlich sehr gut sind und einen beruflichen Hintergrund mitbringen, um Studieninhalte anschaulicher und realitätsbezogen erklären zu können. Außerdem wird auch darauf geachtet, dass die Dozenten freundlich sind und den Studenten immer zumindest per E-Mail für Fragen zur Verfügung stehen. Kleine Gruppen (ca. 23 Studenten) schaffen eine sehr gute Atmosphäre und Studienkultur.
Durch regelmäßige Evaluationen wird auch gewährleistet, dass die Qualität der Dozenten nicht sinkt. Wir mussten uns schon einige Male von Dozenten verabschieden, welche nicht wirklich an dem Lernerfolg der Studenten interessiert waren.

Was spricht aus Eurer Erfahrung für berufsbegleitendes Studieren?

Renée: Für mich war ein ganz wichtiger Punkt das Wort „berufsbegleitend“. Ich war noch in der Ausbildung und hatte mich ein paar Monate zuvor selbständig gemacht. Ich wollte dann die Arbeit nicht wegen dem Studium aufgeben. Es ist zwar hart, weil extrem wenig Freizeit, aber es hat sich gelohnt. Durch das Einbinden der Arbeit konnte ich einige Studieninhalte auch direkt auf meine Arbeit übertragen. Durch die praktische Anwendung bleibt doch vieles besser im Gedächtnis.

Max: Für mich war ebenfalls das „berufsbegleitende“ ausschlaggebend. Ich möchte jetzt (nachdem ich 2 Jahre in dieser Form studiert habe) weder meine Arbeit noch meinen Studium missen. Deshalb bin ich sicher, dass ich auch noch meinen Master berufsbegleitend machen werden. Außerdem sind die staatlichen Unis meistens überfüllt und die Studenten haben keine wirkliche Verbindung zu den Dozenten. Das ist an der Provadis Hochschule anders. Die Dozenten kennen jeden Studenten persönlich und man respektiert sich gegenseitig.

Sind die Abschlüsse von Fern- oder Abendstudiengängen auf dem Arbeitsmarkt ebenso angesehen wie der Bachelor und Master aus Vollzeitstudiengängen? Gibt es Unterschiede in den gezahlten Gehältern?

Renée: Häufig zahlen die Unternehmen zumindest einen Teil der Gebühren, die nicht unerheblich sind. Schon deshalb interessiert es die Unternehmen was im Studium gemacht wird. Die Hochschule steht auch in engem Kontakt mit den Unternehmen, so dass die Unternehmen eigentlich wissen, was im Studium enthalten ist. Allerdings habe ich es schon mitbekommen, dass es für Absolventen nicht immer ganz einfach ist, sofort nach Abschluss des Studiums auf der Karriereleiter nach oben zu steigen – vor allem wenn man in der Abteilung bleibt. Hier haben es „externe“ Absolventen wahrscheinlich einfacher, weil diese als Absolventen in das Unternehmen einsteigen. Wechselt man das Unternehmen oder die Abteilung sind die Absolventen berufsbegleitender Studiengänge häufig lieber gesehen, weil diese einfach neben dem theoretischen Wissen auch Praxiserfahrung mitbringen.

Max: Ich denke sogar eher, dass man einen Vorteil hat, wenn man berufsbegleitend studiert hat. Die Studieninhalte sind fast identisch. Doch hat man nebenbei noch mehrere Jahre Berufserfahrung gesammelt und auch bewiesen, dass man selbst unter Druck und Stress sein Ziel nicht aus den Augen verliert.
Außerdem schafft das Studium auch viele Kontakt. Für die Karriere-Möglichkeiten ist das „Networking“ ja ein sehr wichtiger Begriff geworden. So baut man schon während dem Studium viele Kontakt auf. Man darf ja nicht vergessen, dass auch die Dozenten und die Kommilitonen berfustätig sind. Dabei ist das Berufsfeld breit aufgestellt: Selbstständige, Manager, Software-Entwickler oder Produktionsleiter im Industriepark, zu allen baut man Kontakte auf.

Renée, Max, ich danke Euch für dieses Gespräch.

Über Renée Bäcker:
Renée Bäcker ist seit 2003 selbständiger Perl-Programmierer und viel in Sachen „Perl“ unterwegs: Auf den verschiedensten Konferenzen wie FrOSCon oder FrOSCamp als Sprecher und Vertreter von Perl unterwegs. Außerdem ist er aktives Mitglied bei den Frankfurt Perlmongers.

Über Max Lill:
Max Lill studiert seit 2008 „Business Informationen Management“ an der Provadis Hochschule und arbeitet bei posar communications in den Bereichen Web-Programmierung und Social Media. In seiner Freizeit bloggt er auf it-wissenschaft.de und ist auf themenrelevanten Veranstaltungen wie re:publica, FrOSCon sowie diversen Barcamps anzutreffen.


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