Ein Interview mit Jörg Staudemeyer, Senior-Consultant bei der European IT Consultancy EITCO GmbH, erfahrener Java-Programmierer sowie Autor und Übersetzer vieler erfolgreicher Bücher des O’Reilly Verlags. In diesen Tagen erscheint die von ihm komplett überarbeitete und erweiterte 2. Auflage von „Eclipse IDE – kurz & gut“, die die aktuelle Eclipse-Version 3.5 (Projektname Galileo) behandelt.
Was sind die wichtigsten Neuerungen bei Eclipse Version 3.5?
Was die Java-Tools selbst angeht, gibt es keine allzu großen Innovationen. Daran zeigt sich, dass Eclipse inzwischen einen hohen Reifegrad erlangt hat und dass man es bei diesem Open Source-Projekt – anders als bei so manchem kommerziellen Tool-Anbieter – nicht nötig hat, neue Features nur mit dem Ziel einzubauen, dass neue Käufer ihren Geldbeutel aufmachen.
Trotzdem gibt es allerlei interessante Verbesserungen vor allem im Bereich Content Assist und Refactoring, die man sich auf jeden Fall ansehen sollte. Die automatische Code-Vervollständigung und die Unterstützung von Umbauten im Interesse der Code-Qualität sind wichtige Hilfsmittel zum schnelleren, besseren und bequemeren Entwickeln, die hier noch weiter perfektioniert worden sind.
Die wohl bedeutendste Neuerung im Eclipse-Galileo für Java-Entwickler betrifft nicht das Programmieren an sich, sondern die Organisation der Arbeit. Dadurch, dass das früher nur separat erhältliche Mylyn-Plugin jetzt zur Grundausstattung gehört, bekommen Eclipse-Benutzer ein erstklassiges Werkzeug zur Effektivierung ihrer Arbeit mitgeliefert. Wenn man es benutzt – und das kann man allen, die mit Eclipse arbeiten, nur empfehlen – kann sich der Arbeitsstil wesentlich verbessern.
Welche Neuerungen sind besonders interessant für Einsteiger in die Java-Entwicklung?
Ich denke, die bereits erwähnten weiteren Verbesserungen der Code-Vervollständigung und der Popup-Hilfefenster. Das größte Problem von Java-Neulingen ist ja nicht die eigentlich eher schlichte Programmiersprache als solche, sondern es sind die riesigen Bibliotheken im JDK und die unverzichtbaren Frameworks, die erst einmal beherrscht sein wollen. Da ist es extrem hilfreich, wenn man gleich beim Schreiben Hinweise auf mögliche Methodenaufrufe und auch die zugehörigen Dokumentationsseiten präsentiert bekommt.
Welche spezifischen Funktionenvon Eclipse sind Ihnen persönlich wichtig?
Nun, wie in vielen anderen Bereichen stellt man auch bei den integrierten Entwicklungsumgebungen fest, dass die Produkte immer ähnlicher werden. Jede Verbesserung des einen wird alsbald von den anderen übernommen – bis sie kaum mehr zu unterscheiden sind. Die beiden großen Player unter den Open-Source-Entwicklungsumgebungen, NetBeans und Eclipse, werden bezüglich ihrer Funktionalität immer ähnlicher, und welche von ihnen man verwendet, ist eher eine Frage des Geschmacks und der Gewohnheit als der objektiven Produkteigenschaften.
Was ich an Eclipse besonders schätze, sind heutzutage (noch vor einem Jahr war das anders) weniger bestimmte Funktionen, als die Tatsache seiner Quasi-Ubiquität. Fast jeder Java-Entwickler (und fast jede Java-Entwicklerin natürlich) arbeitet damit, und das erleichtert einfach die Kommunikation, die gegenseitige Unterstützung und die Vereinheitlichung der Tools und Vorgehensweisen in den Entwicklungsprojekten. Ich selbst schätze außerdem die intuitive Oberfläche, die mich schon bei dem Vorgängerprodukt Visual Age for Java fasziniert hat. Aber da steckt natürlich viel Gewohnheit drin.