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Das Making-of der „Windowsbefehle kurz & gut“ und der Admin-Alltag

Helge Klein hat in den letzten 5 Jahren mehrfach unsere beliebte Taschenreferenz zu den Windows-Befehlen überarbeitet und aktualisiert. Wir haben ihn zum „Making-of“ der Referenz und zum Alltag von Sysadmins befragt. Helge Klein hat beruflich alle Windows-Betriebssysteme seit NT 4.0 kennengelernt, für Großkunden Windows-Netzwerke konzipiert und umgesetzt und entwickelt gern Skripte und kleinere Programme, um sich die Arbeit zu erleichtern (bekanntestes Beispiel: SetACL), Open Source, seit 2004 über 280.000 Downloads. Hier seine Antworten auf unsere Fragen:

Was waren für Sie die größten Herausforderungen beim Schreiben und Überarbeiten der „Windows-Befehle kurz & gut“?

Man hat bei Microsoft vor langem erkannt, dass es sehr wichtig ist, dass alle in der grafischen Oberfläche angebotenen Aktionen auch auf der Kommandozeile verfügbar sind. Dementsprechend wird die Anzahl der Kommandozeilentools mit jeder Windows-Version erhöht. Nicht nur ist die Anzahl der mitgelieferten Tools mittlerweile sehr hoch, auch haben einige Befehle eine schier unglaubliche Menge an Optionen. Das alles in einem handlichen kleinen Büchlein zu beschreiben, ist schier unmöglich. Es war daher immer wieder nötig, zu entscheiden, welche Befehlsvarianten wichtig genug sind, dass eine längere Beschreibung gerechtfertigt ist.

Mit jeder neuen Version des Buches musste ich zudem alle Befehle erneut durchgehen und auf Änderungen überprüfen. Bei manchen Tools ändert sich jahrzehntelang gar nichts, während andere teils sehr subtil umgestellt werden. So etwas muss im Buch natürlich angepasst werden.

Warum haben Sie sich für diesen Aufbau der Referenz entschieden? Hatten Sie dabei typische Alltagssituationen und -probleme vor Augen?

In der urspünglichen Ausgabe des Buches waren die Befehle meiner Meinung noch nicht optimal zusammengestellt. Aus meiner eigenen Berufspraxis kenne ich es so, dass ich z.B. eine bestimmte Aufgabe mit Dateien lösen muss. Also liegt es nahe, eine Sektion über Dateien zu haben, in der alle entsprechenden Befehle aufgelistet sind. In einem anderen Fall schreibt man vielleicht ein Skript, das auf ein Active Directory zugreifen muss. Das Gruppieren der Befehle nach solchen Kategorien war mir ein zentrales Anliegen. Der Leser soll nicht wissen müssen, wie ein Tool heißt, um es zu finden, sondern er soll nur wissen müssen, was er damit tun möchte.

Ich erlebe es sowohl bei mir selbst als auch bei anderen immer wieder, dass man weiß, dass es genau das richtige Tool für eine bestimmte Aufgabe gibt, sich aber bei bestem Willen nicht an den Namen erinnern kann. Dies kommt mit der steigenden Anzahl von im Betriebssystem enthaltenen Befehlen immer häufiger vor. Kaum jemand kann die genauen Namen aller Tools dauerhaft behalten, auch ich nicht. Dies erstaunt meine Kollegen manchmal, die meinen, da ich das Buch geschrieben habe, müsste ich auch den gesamten Inhalt auswendig kennen. Weit gefehlt! Es ist ein wenig wie bei meinem Blog: Ich schreibe zum Teil auch deswegen, weil ich selbst gern eine gute Referenz habe.

Haben sich aus Ihrer Sicht die Aufgaben und der Arbeitsalltag eines Admins in den letzten 10 Jahren grundlegend verändert oder eher nicht?

Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass vor 10 Jahren mehr Admins da waren. Heutzutage müssen oft weniger Leute die gleiche Arbeit machen. Zusätzlich hat sich die Komplexität der IT deutlich erhöht. Natürlich sind auch die Werkzeuge deutlich mächtiger geworden, sonst wäre das nicht zu schaffen. Insgesamt ist deutlich mehr Wissen vonnöten, wenn man den Job wirklich gut machen will, denn obwohl die Werkzeuge vieles selbsttätig erledigen, muss man bei Problemen doch wissen, was im Detail passiert.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Schwierigkeiten, mit denen Admins heutzutage zu tun haben?

Es wird immer schwieriger, mehrere Themengebiete umfassend zu beherrschen, ganz so, wie das in den Wissenschaften schon vor langem der Fall war. Der Universalist stirbt aus. Damit ist aber auch eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit gefordert, um Projekte erfolgreich abwickeln zu können.

Die schon erwähnte zunehmende Komplexität gepaart mit rapidem Wandel erfordert aber auch eine hohe Anpassungsbereitschaft und -fähigkeit. Ich nenne hier nur das Themengebiet Virtualisierung, das sich von der CPU über das Betriebssystem bis hin zu Anwendungsprogrammen und sogar SANs (Storage Area Networks) ausbreitet. Jede zusätzliche virtualisierte Schicht erhöht den Abstraktionsgrad. Virtualisierung macht somit eine andere Herangehensweise und ein anderes Verständnis der Vorgänge im Rechenzentrum nötig.

Momentan liest man immer mal, dass Windows 7 keine besonders große Akzeptanz bei Administratoren haben soll. Wie sehen Sie die neue Version?

Solche Artikel müssen natürlich erscheinen – mit der Schlagzeile, dass Windows 7 keine große Akzeptanz genieße, lassen sich schließlich prima Leser anlocken. Dabei wird darin weder Neues noch Überraschendes gesagt. In Unternehmensnetzwerken war es noch nie üblich, neue Betriebssystemversionen kurz nach Erscheinen in großem Umfang auszurollen. Viele Administratoren berücksichtigen immer noch die goldene Regel, vor Erscheinen des Service Pack 1 keinen Produktiveinsatz zu erwägen.

Interessanterweise ist der Tenor in der „echten“ Fachpresse, also in relevanten Blogs, ein ganz anderer. Meines Wissens hat noch nie ein Windows-Betriebssystem schon vor Erscheinen so viel Lob ob seiner Stabilität und durchdachten Funktionen eingeheimst wie Windows 7. Es handelt sich also um eine „gute“ und ausgereifte Windows-Version, die von einigen auch als dringend nötiges Service Pack für Vista bezeichnet wird. Letzteres ist natürlich übertrieben. Dass Firmenkunden jetzt aber dennoch nicht direkt nach Erscheinen einen Massen-Rollout starten, ist nachvollziehbar. Dafür gibt es neben organisatorischen in der aktuellen wirtschaftlichen Lage sicher oft auch finanzielle Gründe. Zudem haben gerade größere Firmen meist lange Projekt-Vorlaufzeiten, die alleine schon eine kurzfristige Migration unmöglich machen.

Welche Möglichkeiten moderner Systemadministration faszinieren Sie persönlich am meisten? Was wünschen Sie sich von zukünftigen Windows-Versionen?

Mich interessiert derzeit am meisten, wie sich Rechenzentren durch Virtualisierung und Zentralisierung verändern. Dadurch ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, aber auch deutlich höhere Anforderungen zum Beispiel an Hochverfügbarkeit oder Automatisierung. Technisch schließt dies unter anderem Terminalserver und VDI ein, aber auch Verwaltungswerkzeuge wie die PowerShell.

Von neuen Windows-Versionen wünsche ich mir, dass die Werkzeuge zur Systemverwaltung mehr „Eigenintelligenz“ erhalten und Skriptsprachen noch mächtiger werden. Dazu ein Beispiel: Ich möchte mich nicht darum kümmern müssen, die im Rechenzentrum auf diversen Hosts laufenden virtuellen Maschinen so zu verteilen, dass die Last optimal über alle Server verteilt ist. Das kann ein Rechner ganz wunderbar für mich erledigen, muss dies aber nachvollziehbar und vor allem äußerst zuverlässig tun. Hierzu gibt es schon erste Lösungen, aber auch noch viel Raum für Verbesserungen und Erweiterungen.

Über den Autor:

In seiner beruflichen Laufbahn hat Helge alle Windows-Betriebssysteme seit NT 4.0 kennengelernt. Dabei war er immer wieder damit konfrontiert, Aufgaben durch Skripte oder Programme zu automatisieren, sei es bei Migrationen, Erweiterungen oder dem Betrieb von Netzwerken. Mit den Jahren entwickelte er so ein profundes Know-How darüber, welche Tools für welche Aufgabe am besten geeignet sind, ein Wissen, das in Teilen in den Büchern „Windows Befehle kurz&gut“ verarbeitet ist. Helge interessiert sich am meisten für die Funktionen „unter der Haube“. Sein großes Ziel ist es, eines Tages den Inhalt des Buches „Windows Internals“ (von Mark Russinovich und anderen) wirklich zu verstehen. Auf dem Weg dahin fasst er in seinem Blog seine Erkenntnisse zu Windows, Netzwerken und Citrix-Produkten zusammen.

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