Alle Artikel in: Zeitzeichen

O’Reillys Zeitzeichen #06: foo – bar – camp – hurra!

Neulich fragten mich die Organisatoren eines Bar Camp in einer mittelgroßen deutschen Stadt, ob wir evtl. Zeit und Lust hätten, ihre Veranstaltung mit ein wenig Werbung, Social Love und der ein oder anderen Sachspende zu unterstützen. Hatten wir natürlich. Sie schlossen ihre Mail mit einem Satz, der ungefähr so ging: „Falls ihr das Konzept Bar Camp/Unkonferenz noch nicht kennt, schicken wir gerne weitere Informationen“. Da musste ich dann doch ein bisschen grinsen. Nicht, weil hier jemand ORLY-Eulen nach Mem-Athen tragen wollte, sondern weil eine absolut tolle Idee mittlerweile dermaßen selbständig die internationale Technik- und Kulturlandschaft durchdringt, das ihre Wurzeln kaum noch zurückverfolgt werden. Dabei ist es gerade einmal 10 Jahre her, dass Tim O’Reilly und Sara Winge im kalifornischen Hauptsitz von O’Reilly die erste Unkonferenz für professionelle Computer-Nerds einberiefen, bei der es durch besonders lockere Atmosphäre zu besonders effektiven Austausch von Fachwissen kommen sollte. Titel der damaligen Veranstaltung: Foo Camp. „Foo“, das ist einerseits ein Akronym für „Friends of O’Reilly“, geht andererseits aber auch auf die Begriffe „foo“ und „bar“ zurück, die von ITlern gerne als …

Happy Birthday, Internetsucht! Happy Birthday, Google!

Vor ziemlich genau 15 Jahren wurde ich internetsüchtig. Mit dem erstmaligen Erhalt eines Studierendenausweises bekam ich auch Zutritt zum Rechenzentrum einer deutschen Uni. Und – was soll ich sagen? Ich verbrachte die kompletten ersten zwei Semester nahezu ausschließlich da. Danach schmiss ich das ohnehin fast vollständig versäumte Studium hin und widmete mich einer Ausbildung. Die mir per „Ausbildungsrahmenplan“ gewährleistete, die wiederum nächsten drei Jahre recherchierend vor einem Computer mit Internetzugang zu verbringen. Vor ziemlich genau 15 Jahren startete ein Webdienst namens „Google“ – schlichte weiße Website mit Eingabefeld (Waybackmachine). Eine Suchmaschine, nicht mehr. Aber – wie wir alle wissen, überzeugte sie aufgrund ihrer Treffsicherheit und Leistungsstärke sofort. Während der Ausbildung lernte ich vor allem suchen. Und zwar so: Boolesche Operatoren, Phrasensuche, Klammern, Trunkieren, Abstandsoperatoren …  – rauf und runter. Meine Ausbildungsstelle war eine so genannte Informationsvermittlungsstelle. Wir durchgruben Patent-, Marken, Forschungs- und Pressedatenbanken. STN, FIZ-Technik, DIMDI, JURIS, GBI, Dialog/Datastar … manche davon mit irrsinnig komplizierten Suchanfragen und für Azubis unvorstellbar hohen Anschaltpreisen, abgerechnet pro Minute. Jede Suche musste exakt vorbereitet werden. Jede ziellose, unüberlegte Suchanfrage kostete …

O’Reillys Zeitzeichen #04: Das Internet von A-Z

„Need to know the latest Supreme Court Opinions? Or geographic, economic, and political data about the republic of Rwanda? News about the latest Space Shuttle flights, direct from Nasa? Or a new recipe for Aspragus Souffle? All of this, and much more, is available on the Internet, the world’s largest computer network.“ „Was für eine glorreiche Erkenntnis, wow!“ werden die meisten von Ihnen jetzt sagen und gleichzeitig überlegen, ob Sie den Verfasser dieser Zeilen auslachen oder bemitleiden sollen. Allerdings: die zitierten Sätze sind 20 Jahre alt und waren damals wirklich faszinierend. Sie entstammen dem Klappentext des größten O’Reilly-Bestsellers aller Zeiten, „The Whole Internet“. Das Buch erschien erstmals im September 1992 und wurde anschließend in fast 20 Sprachen übersetzt und über eine Million Mal verkauft. Ed Krol erklärt darin als einer der ersten Menschen überhaupt einem breiten Publikum, was es mit diesem merkwürdigen „Internet“ eigentlich auf sich hat: Wo das Netz herkommt, wer es verwaltet, wie es funktioniert. Und wofür merkwürdige Abkürzungen wie HTTP oder FTP stehen. Selbtverständlich wird auch auf die Vorzüge elektronischer Post („E-Mail“) eingegangen. …

O’Reillys Zeitzeichen #3: Schöner surfen, schreiben, rechnen…

Der Großputz in unserem Archiv förderte u.a. zwei gut abgehangene Ausgaben des internationalen Linux Magazine zutage. Das Besondere an den Heften aus dem heißen Sommer 2002: Auf der beiliegenden CD wurden erstmals vollständige, ausgereifte Versionen von zwei Software-Suites angeboten, die heute – natürlich in veränderter Form – in keinem fortschrittlichen Büro mehr fehlen dürfen: Die Markanteile der nichtproprietären Supertools haben seit der Erstveröffentlichung ordentlich zugelegt: Der seit 2004 unter dem Namen „Firefox“ firmierende Mozilla-Browser wird heute von 43,3% der Web-Surfer genutzt: http://www.webmasterpro.de/portal/webanalyse-aktuell.html ) OpenOffice.org war Anfang 2010 – also noch vor der Spaltung in Apache OpenOffice und LibreOffice – auf immerhin 21,5 % aller Systeme zu finden: http://www.webmasterpro.de/portal/news/2010/01/25/verbreitung-von-office-programmen-openoffice-ueber-21.html Da freuen wir uns doch mit den Geburtstagskindern! Und setzen sicherheitshalber noch ein paar Download-Links auf die jeweils aktuellste Version: ->Apache OpenOffice ->LibreOffice ->Mozilla Firefox

O’Reillys Zeitzeichen #2: Computerwissenschaft, Kryptologie, KI – und ein vergifteter Apfel

Den umfassenden Nachrufen und Features auf den Wissenschaftsseiten der großen Zeitungen, Websites und Blogs können wir kaum etwas hinzufügen. Dennoch soll auch an dieser Stelle an das kurze Leben und den tragischen Tod eines Jahrhundergenies erinnert werden, ohne dessen Wirken die Geschichte der IT sicher anders verlaufen wäre: Am 23. Juni vor 100 Jahren kam in London Alan Turing auf die Welt. Schon in seiner Jugend zeigte der Brite außergewöhnliche Begabung im Bereich der Naturwissenschaften. 1928, im Alter von 16 Jahren, hatte er die Arbeiten von Einstein verstanden und eigene Erkenntnisse daraus abgeleitet. Das bekannteste Vermächtnis des passionierten Grüblers und Forschers, der sich im Laufe der Zeit vor allem der Logik, Mathematik und Kryptoanalyse verschrieb, dürfte die Mitte der 30er Jahre konzipierte Turingmaschine sein, eine wichtige Grundlage der theoretischen Informatik. Wie das Gerät funktioniert und warum es revolutionär war bzw. ist, lässt sich auf dieser interaktiven Website der Uni Wuppertal besser nachvollziehen, als ich es hier erklären kann. Turing gebührt jedoch nicht nur Respekt für sein Berechenbarkeitsmodell, auch in anderen Bereichen der IT (die damals noch …