Autor: Carlos Ramos

Eine Nacht mit Ché.

Es fing vor Jahren mit der Erlebnis-Gastronomie an. Statt griechisch, italienisch oder chinesisch ging ich eines Tages katholisch essen: das Restaurant war einem mittelalterlichen Klostergewölbe nachbildet, es wurde hauptsächlich durch rußende Altarkerzen erleuchtet und das Personal bediente in härener Kutte. Immerhin wurde auf appetitzügelnde Martyrien- und Kreuzigungsdarstellungen an den Wänden ebenso verzichtet wie im doppelten Sinne geschmacklose Hostien-Sättigungsbeilagen – ein Heidenspaß. Inzwischen gibt es auch im Hotelgewerbe immer mehr Themen-Etablissements. So ist mein Kölner Stammhotel „Victoria“ ganz der klassischen Musik gewidmet. Bekannter sind die Art-Hotels, in denen jedes Zimmer einem anderen Maler und seinem Malstil nachempfunden ist. Auffällig oft übrigens kommen Künstlern der klassischen Moderne zum Zuge: van Gogh, Picasso, Miro, Dali, Magritte sind sehr beliebt, selten findet man die Postmoderne vertreten – ich hab noch nie von einem Beuys-Zimmer gehört (würden wahrscheinlich die Putzfrauen streiken), und ein Damien-Hirst-Zimmer mit Hai-Aspik-Objekten im Badezimmer würde sicherlich an der Gewerbeaufsicht, ein Jeff-Koons-Zimmer am Jugendschutz scheitern. Aber auch die Klassiker haben es durchaus in sich: Versuchen Sie mal, aus einem „M. C. Escher“-Zimmer wieder herauszufinden, oder in einem …

Und ich beweg mich doch!

Seit etwas mehr als zehn Jahre reise ich für den O’Reilly Verlag im Außendienst durch Norddeutschland, die ersten Jahre in der typischen Außendienstfahrweise: •    grundsätzlich auf der Autobahn •    grundsätzlich auf der linken Spur •    grundsätzlich mit durchgedrücktem Gaspedal •    grundsätzlich die Sintflut im Rückspiegel schließlich habe ich als Vertreter durchschnittlich vier Termine und 400 km täglich zu absolvieren. Ich habe mir mal auf einer Fahrt von Bremen nach Berlin den Spaß gemacht, mir das Kennzeichen jedes Autos zu merken, das mich überholte – mein Gedächtnis wurde nicht allzu sehr gefordert. Spritverbrauch oder CO2-Ausstoß waren für mich eher theoretische Begriffe, die immer und grundsätzlich andere betrafen: „die Industrie“, „die LKWs“ oder „die Geländewagen“ (apropos Geländewagen – wussten Sie schon, dass die Zahl der zugelassenen Geländewagen die der zugelassenen Förster bei weitem übertrifft? Da kann doch was nicht stimmen!). Seit ungefähr zwei Jahren jedoch bin ich zwar nicht spirituell, aber immerhin spritmäßig vom Saulus zum Paulus mutiert: ich war nicht unmaßgeblich an der Entscheidung beteiligt, den O’Reilly-Außendienst CO2-neutral zu stellen, und ich habe einen hartnäckigen Elan …