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Prototype Fund: Open Source für die Gesellschaft (Interview)

Bereits zum achten Mal darf die Open Knowledge Foundation Gelder aus dem Prototype Fund an Entwickler*innen verteilen, die Open Source-Projekte verwirklichen. Das Förderprogramm unterstützt Hacker*innen, Datenjournalist*innen und andere kreative Software-Entwickler*innen mit bis zu 47.500 Euro dabei, Ideen vom Konzept (mindestens) in die Beta-Version umzusetzen. Wir haben mit Patricia Leu von der OKFN über die Chancen des Funds gesprochen.

Liebe Patricia, den Prototype Fund gibt es jetzt schon einige Jahre. Kannst du unseren Leser*innen kurz skizzieren, was sich hinter dem Projekt verbirgt und „was bisher geschah“?

Der Prototype Fund ist ein Projekt der Open Knowledge Foundation mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, das sich zum Ziel setzt, Open-Source-Entwickler*innen zu fördern, die ihre Fähigkeiten zum Wohl der Gesellschaft einsetzen. Gestartet ist er 2016 mit der ersten Förderrunde – mittlerweile sind wir in der achten Runde angekommen, die maximale Fördersumme pro Projekt ist von 30.000 € auf 47.500 € gestiegen und wir haben bereits 140 Public-Interest-Tech-Projekte mit Mitteln des BMBF fördern können.

Patricia Leu Prototype Fund
Patricia Leu vom Prototype Fund: „Wichtig ist die niedrigschwellige Förderung.“

Der Schwerpunkt liegt also auf technologischen Innovationen, die eine gesellschaftliche Aufgabe erfüllen und auf Open Source-Technologien basieren. Kannst du uns typische Beispiele nennen?

Die Grundsäulen des Programms sind Civic Tech, Data Literacy, Security und (Software-)Infrastruktur – das macht die Bandbreite der Projekte sehr groß. Im Bereich Civic Tech beispielsweise vereinfacht das Projekt „Growing Futures“ die Anbauplanung für Solidarische Landwirtschaften und macht deren Modell auf diese Weise attraktiver für neue Zielgruppen. Im Feld Infrastruktur hingegen werden Ideen gefördert, die Nutzer*innen ermutigen, eigene Server oder Netzwerke zu betreiben und sich somit unabhängiger von proprietären Systemen zu machen. Die ESP ISEMS Firmware zum Beispiel ermöglicht es, eine günstige und energieautarke Kommunikationsstruktur einzurichten – und das, wo immer sie gerade gebraucht wird.

Warum ist es eurer Ansicht nach wichtig, dass IT-Projekte öffentlich gefördert werden? Und nach welchen Kriterien lassen sich die Einreichungen einordnen und bewerten?

Wir finden es besonders wichtig, dass Open-Source-Projekte einzelner Entwicklerinnen oder kleiner Teams niedrigschwellig gefördert werden. Es existieren ja viele IT-Förderprogramme: Oft richten sie sich aber an Organisationen oder Forschungseinrichtungen und sind mit zahlreichen Bedingungen verknüpft. Das ist für Einzelpersonen einfach nicht zu stemmen. Uns liegt aber am Herzen, dass Entwicklerinnen, die aus ganz konkreten Bedarfen heraus Lösungen für gesellschaftliche, politische oder andere Herausforderungen entwickeln wollen, dies auch tun können.

Gleichzeitig gibt es hier ein großes Innovationspotential, das wir mit einer leichtgewichtigen Förderung von interdisziplinären Teams und Personen unterstützen möchten. Bei der Bewertung der Einreichungen wird deshalb besonders auf den gesellschaftlichen Nutzen, aber auch auf Innovationsgrad und die Realisierbarkeit des Vorhabens geschaut.

Wenn ich nun eine tolle Idee habe: welche Bedingungen muss ich außerdem erfüllen?

Die Bewerber*innen müssen volljährig sein, einen Wohnsitz in Deutschland haben und hier Steuern zahlen. Darüber hinaus ist die wichtigste Bedingung, dass es sich um Open-Source-Software handelt, denn die Ideen sollen neue Anknüpfungspunkte für Projekte und Kooperationen bieten. Außerdem wollen wir damit gewährleisten, dass geförderte Projekte auch in Zukunft weiterentwickelt werden können. Die Ideen können dabei nonprofit oder for profit sein – die Hauptsache ist der gesellschaftliche Mehrwert!

Wie können Open Source-Entwickler ihre Projekte finanzieren? Diese Session von der re:publica 2017 – mit Elisa Lindinger, Julia Kloiber und Dan Meredith – gibt wertvolle Tipps aus Sicht derjenigen, die über die Vergabe von Fördermitteln entscheiden.

Ihr seid mit dem Projekt unter dem Dach der Open Knowledge Foundation, eine Organisation, die wir bereits von Jugend hackt und Code for Germany kennen. Wie begleitet OKFN das Projekt?

Neben der Begleitung der Förderprojekte in Zusammenarbeit mit dem BMBF sowie dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum als Projektträger betreibt der Prototype Fund Forschung zu der Frage, wie die Community an freien Entwickler*innen und das Innovationspotential aus der Zivilgesellschaft gefördert und genutzt werden kann, den Schwerpunkten der einzelnen Förderrunden und auch allgemein zu Public Interest Tech. Diese Forschung und die Evaluation der Runden geschieht unter dem Dach der Open Knowledge Foundation. Zusätzlich ist der Austausch mit den Expert*innen innerhalb der Organisation natürlich sehr fruchtbar und hilfreich.

Das heißt, es gibt während der gesamten Förderlaufzeit auch inhaltliche Unterstützung, ihr seid an der Seite der Entwickler*innen?

Ja, genau. Unsere Programmmanager*innen begleiten die Projekte mit Calls, Treffen und anderen Updates während der ganzen Laufzeit und auch der Rest des Teams steht natürlich mit Rat und Tat zur Seite. Darüber hinaus besteht die Förderung ja nicht nur aus den bis zu 47.500 € pro Projekt sondern auch aus Coachings in den Bereichen Projektmanagement und UX-/UI-Design. Auf diesem Wege wollen wir die Projekte dabei unterstützen, dass ihr Produkt nicht nur technologisch sondern auch in allen anderen Aspekten überzeugt. Auch die Nachhaltigkeit des Prototype Fund wird somit erhöht – die Fördersumme bekommt man nur einmal, die erlernten Fähigkeiten behält man darüber hinaus.

Danke, für das Gespräch, Patricia.

Wer sich nun bewerben mag: bis 31. März 2020 noch könnt ihr euch für die kommende Ausschreibungsrunde bewerben. Alle Infos dazu findet ihr unter prototypefund.de.

Prototype Fund
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