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Linux für alle!

Edgar Hoffmann a.k.a Fast Edi ist passionierter Verfechter der Free-Software-Idee und u.a. aktiv bei freiesoftwareog.org. Besonders gerne verkündet er die frohe Kunde von Linux bzw. Ubuntu – und kann bei entsprechenden Einsteigerkursen regelmäßig neue Mitstreiter für die „gute Seite der Macht“ gewinnen. Wie z.B. kürzlich im Treff im Park (TiP) Offenburg, wo der Medienraum und seine PCs insgesamt sechs Abende lang begeistert belagert wurden. Wie der Linux-Crashkurs genau abgelaufen ist – das steht in Fast Edis Bericht, der sich prima als Blaupause für eine eigene Veranstaltung nutzen lässt:

1. Kursabend

In einer kurzen Einführungsrunde konnte jeder seine bisherigen Erfahrungen mit Computern im Allgemeinen und Linux im Besonderen beschreiben. Es stellte sich heraus, dass die Gruppe die sich hier zusammengefunden hatte, durchaus schon etwas an Linux-Erfahrung aufweisen konnte. Allerdings in weiterer Vergangenheit, mit älteren Distributionen.

Danach wurden die Kursteilnehmer von mir mit einer kleinen Präsentation über den Community-Gedanken und die Freie Software Philosophie auf die bevorstehende Reise in die Welt der Freien Software vorbereitet. Vor allem war mir wichtig, die Botschaft „Linux ist nicht Windows“ deutlich herauszuheben. Viele Einsteiger machen nämlich leider den Fehler und gehen davon aus, dass unter Linux alles genauso ist, wie sie es von Windows her kennen. Und verbauen sich damit den Weg für eine wunderbare und aufregende Reise in eine freiere Zukunft. Was bedeutet das „frei“ in Freier Software, was steckt hinter der Community, und wie kann man daran teilhaben? Das waren die grundlegenden Fragen, welche es zu klären galt.

Nach dieser Einführung wurde es dann endlich „ernst“. Die Teilnehmer starteten die PCs mit ihren Live-CDs, um den ersten Kontakt mit dem aktuellen Ubuntu 12.04 „Precise Pangolin“ herzustellen.

Zunächst ging es darum, ein Gefühl für das neue Bedienkonzept „Unity“ zu bekommen. Zugegebenermaßen stellt dieser Paradigmenwechsel in der Art, wie man mit einer Desktopumgebung arbeitet, eine kleine Hürde für Ein- und Umsteiger dar.

Als Unterstützung für die ersten Schritte erhielt jeder Teilnehmer einen „Schnelleinstieg in Unity“, damit man auch daheim beim Ausprobieren nicht ganz ohne Nachschlagewerk dasteht.

„Äh… wie komme ich jetzt auf C: ?“

2. Kursabend

Die erste halbe Stunde der nächsten Kurseinheit stand unter dem Thema „Unterschiede im Gerätemanagement von Linux zu Windows“. Es ging u.a. darum, den Kursteilnehmern zu vermitteln, dass es unter Linux die vertrauten Laufwerksbuchstaben nicht gibt. Dies bewerkstelligte ich mit einem kurzen Exkurs ins Terminal. Hier navigierten wir mit den grundlegenden Befehlen im home- und media-Verzeichnis und entdeckten dabei verschiedene Geräte. Damit schlug ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen machte ich klar, dass wir uns in diesem schwarzen Kasten mit weißer Schrift nun mit dem tatsächlichen Betriebssystem unterhalten und das ganze bunte „Klick-Zeug“ nur irgendein Programm ist, welches beliebig gestartet und beendet werden kann.

Zum Anderen war diese Erkenntnis eine schöne Überleitung zum nächsten Thema, nämlich der Vorstellung verschiedener weiterer Desktop-Umgebungen.

Stellvertretend für die vielen Möglichkeiten in diesem Bereich stellte ich KDE (Kubuntu), Cinnamon (LinuxMint), Gnome 3 (Fedora) und OpenBox (CrunchBang) kurz vor.

3. Kursabend

Dieses Mal ging es fast volle eineinhalb Stunden um die Erstellung eines bootbaren USB-Sticks.

Diese Aufgabe versuchten die Teilnehmer zuerst mit „Bordmitteln“ zu erledigen. Im Falle von Ubuntu ist das der Startmedienersteller. Danach wurde das Tool „unetbootin“ eingeführt, welches im Prinzip die gleiche Arbeit tut, jedoch extra installiert werden muss.

Leider konnten  nicht alle Teilnehmer im Anschluss einen startfähigen Ubuntu-Stick vorweisen. Vermutlich lag das an kleinen Hardware-Unterschieden bei den verwendeten Schulungs-PCs. Es traten bei verschiedenen Gelegenheiten unterschiedliche Verhaltensweisen zwischen den (eigentlich) gleichen Maschinen auf, die sich aus meiner Sicht nicht nachvollziehen ließen.

Dem Lerneffekt tat dies allerdings keinen Abbruch.

4. Kursabend

Nachdem das Dateisystem schon am 2. Abend ein kleines Thema war, vertieften die Kursteilnehmer heute nochmals die Kenntnisse zur Verzeichnishierarchie durch die Nutzung des Dateimanagers „Nautilus“. Beim Anlegen und anschließenden Löschen von Verzeichnissen gab es noch einen Ausflug in die Berechtigungsphilosophie von Linux, der den Kursteilnehmern aufzeigte, dass ich zwar in meinem „home-Verzeichnis“ der Alleinherrscher bin, auf dem Rest des Systems jedoch nur als „Leser“ geduldet werde. Kombiniert wurde diese Übung mit dem Anpassen der Desktop-Oberfläche. Dazu kopierten alle eine Bilddatei von einem USB-Stick in das persönliche Bilder-Verzeichnis. Dieses Wallpaper wurde dann in den Darstellungs-Einstellungen als Hintergrundbild gesetzt. Es handelte sich sogar um ein recht nützliches Wallpaper, auf dem die wichtigsten Unity-Tastenkombinationen für ein schnelles, tastaturbasiertes Arbeiten angegeben sind. Anpassungen wie die Änderung des Themas und der Icons sowie das Entfernen bzw. Hinzufügen von Symbolen aus dem Starter wurde ebenfalls kurz angetestet.

Um den Teilnehmern zu zeigen, daß es noch etwas feinere Möglichkeiten gibt, Ubuntus Look & Feel anzupassen, wurde abschließend noch das Tool „MyUnity“ installiert und ausprobiert. Ich hatte zur Anschauung noch eine Auswahl von O‘Reilly Titeln dabei, um die Teilnehmer auch auf diese Art des Lernens aufmerksam zu machen.

Anschauungmaterial zum Thema Freie Software, Linux und Terminalgetippe

5. Kursabend

Dieser vorletzte Abend stand komplett unter dem Thema „Welche Anwendungen stehen mir bei einer Standard-Installation von Ubuntu zur Verfügung?“ Und das dies nicht gerade wenige sind, versetzte den einen oder anderen Teilnehmer in leichtes Erstaunen. Für Ein- oder Umsteiger, die von Windows kommen, ist es natürlich eine völlig neue Erkenntnis, sogar ein komplettes Office-Paket oder eine professionelle Bildbearbeitung frei und auf Wunsch kostenlos nutzen zu können.

6. Kursabend

Am letzten Kursabend konnten die Teilnehmer zunächst ihre mitgebrachten Webcams testen und feststellen, dass auch unter Linux der Anschluss von USB-Geräten mittlerweile keine Hexerei mehr ist. Bevor die Kameras mittels des kleinen Tools „Cheese“ ausprobiert wurden, habe ich (mal wieder) einen kleinen Ausflug ins Terminal gemacht und gezeigt, wie man sich mittels des Befehls lsusb die erkannten USB-Geräte auflisten lassen kann.

Als kleine Herausforderung für den Dozenten brachte ein Teilnehmer ansonsten seine Ubuntu-Installation (auf USB-Festplatte) mit, die nach einem Partitionierungs-Experiment die Swap-Partition (wegen geänderter UUID) nicht mehr einbinden konnte. Mit etwas Kommandozeilen-Magie war die „neue“ UUID der Swap-Partition schnell ermittelt (Befehl blkid) und mittels vi in der fstab eingetragen. Beim Neustart gab’s keine Fehlermeldung mehr, und es war einmal mehr bewiesen, dass man unter Linux die volle Kontrolle über das System besitzt.

Eine weitere kleine Lektion beinhaltete die Multimedia-Fähigkeiten von Linux: Wir spielten Videos auf YouTube und vom USB-Stick ab, hörten Musik und betrachteten Bilder. Die Problematik der unfreien Codecs für manche Multimedia-Dateien (z.B. MP3) wurde in diesem Zusammenhang zwangsläufig ebenfalls angesprochen.

Den „Höhepunkt“ des letzten Abends stellte schließlich die Installation von Ubuntu für ein Dualboot-Systems mit Windows XP dar. Hier zeigte ich den Teilnehmern, wie einfach es ist, Ubuntu sicher und bequem neben Windows zu installieren.

Nachdem die letzten 1 ½ Stunden auch wieder sehr schnell vergangen waren, hoffe ich, dass die Bedeutung der Begriffe „Freie Software“, „Linux“ und „Community“ bei den Teilnehmern hängengeblieben ist und der eine oder andere nun aus Überzeugung auf das freie Betriebsystem (und die dahinterstehende Philosophie) umsteigt. Dann hat sich der Aufwand für mich bereits gelohnt…

 

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