Es gibt interessante Fachbücher zu aktuellen Themen, Longtime Seller mit Klassikerpotential – und regelrechte IT-Bibeln. „JavaScript – Das umfassende Referenzwerk“ gehört eindeutig in die letzte Kategorie. Zum ersten Mal ist das Buch der Bücher für js-Jünger 1996 erschienen, bis heute folgten fünf weitere englische Editionen und vier deutsche Fassungen. Auch auf Japanisch und in vereinfachtem Chinesisch ist der Titel zu haben.
Die eben aus der Druckerei eingetrudelte deutsche Neufassung des “Nashornbuchs” hat sage und schreibe 1184 Seiten und bringt 2,1 kg auf die Waage. Da ich zum unglaublich komplexen, differenzierten Inhalt der „Flanagan-Bibel“ an dieser Stelle ohnehin nichts Sinnvolles schreiben kann, habe ich beschlossen, mich auf ein anderes Thema zu konzentrieren: Wir produziert man eigentlich so ein Schwergewicht?
Ein Gespräch mit Inken Kiupel und Imke Hirschmann aus dem Lektorat.
Wie viele Leute waren denn an der Produktion des deutschen Titels insgesamt beteiligt? Und wie lange wurde daran gearbeitet?
Imke: An der Produktion waren insgesamt neun Leute beteiligt: Neben den beiden Übersetzern waren das die Korrektorin, eine Assistentin für die Korrektureingaben, zwei Kolleginnen aus der Herstellung, unser Grafiker und eben Inken und ich als „Manager“. Alles in allem hat die Produktion 8 Monate gedauert, ein Arbeitsaufwand von vielen Tausend Stunden also.
Die Neuausgabe besteht gegenüber der Auflage von 2007 zu gut 70% aus neuem Inhalt. Warum hat sich soviel geändert – und wie behält man als Lektor bei der Aktualisierung eigentlich den Überblick?
Inken: Dass die neue Auflage so viele Neuerungen bringt, war auch für uns zunächst eine Überraschung, denn viele Kapitel schienen beim ersten Blick auf das Inhaltsverzeichnis gleich geblieben zu sein. Tatsächlich aber hat David Flanagan das Buch einer grundlegenden Revision unterzogen, um neue Themen und auch moderne Programmierstile abzubilden. Dazu zählt, dass das Buch die HTML5-APIs behandelt, außerdem gibt es ein umfassendes Kapitel zu jQuery, Informationen zu Node.js, zum Skripten von Medien… Angesichts der vielen Neuerungen war es unmöglich, auf übersetztes Material aus der Vorauflage zurückzugreifen. Wir haben das Buch neu übersetzen lassen.
Gegen Ende der Produktionsphase gab es ein Malheur, durch das die Arbeit vieler Tage verloren gegangen ist: Ein Paketdienst, den wir namentlich nicht nennen wollen, hat gut 600 Seiten der korrigierten Manuskriptfassung verloren. Wie fühlt man sich in so einer Situation? Wie motiviert man sich anschließend?
Inken: Ja, wir mussten wegen der verlorenen Sendung die Satzfahne ein zweites Mal korrigieren lassen, das hat unsere Zeitplanung ordentlich durcheinander geworfen! Im ersten Moment war es für alle Beteiligten, aber insbesondere für die Kollegin, die die Fahne bearbeitet hatte, ein riesiger Schock. Aber dann rauft man sich doch irgendwie zusammen und macht sich an die Arbeit. Solche Pannen passieren zum Glück selten.
Mal Hand aufs Herz: Habt Ihr das Buch ganz gelesen?
Imke: Ganz lesen konnten wir das Buch leider nicht, dafür ist es viel zu umfangreich. Stattdessen haben wir das Manuskript aufgeteilt und uns natürlich abgesprochen, wenn es um Fachtermini u.ä. ging.
Neulich hast du (Inken) gesagt, dass man beim tieferen Einstieg in die Materie feststellt, dass Flanagan nicht nur Programmierer, sondern auch Philosoph ist. Was meinst du damit?
Inken: Man merkt halt beim Lesen, dass David Flanagan nicht nur ein erfahrener Entwickler ist, sondern dass er sehr viel übers Programmieren im Allgemeinen und über JavaScript im Besonderen nachgedacht hat. Und trotzdem sind die Texte verständlich geschrieben…
Noch irgendwelche Schlussworte außer „kaufen, kaufen, kaufen“ ?
Inken: Dieses Buch herauszubringen, ist immer wieder ein Erlebnis – nicht nur, weil es so umfangreich ist wie kaum ein anderes Buch aus unserem Programm. Es ist beeindruckend, mit wie viel Hingabe sich David Flanagan dem Thema JavaScript widmet. Das merkt man dem Buch an.
Imke: An einem fast 1200 Seiten starken Buch zu arbeiten, ist in der Tat ein Erlebnis! Es steckt natürlich eine Menge Arbeit darin, aber es macht auch viel Spaß, ein so umfangreiches Projekt zu betreuen.
Liebe Inken, liebe Imke, vielen Dank für das Gespräch!
JavaScript – Das umfassende Referenzwerk
JavaScript – The Definitive Guide
von David Flanagan6. Auflage, März 2012
ISBN 978-3-86899-135-2
1184 Seiten, gebunden, 54,90 EuroÜbersetzung und deutsche Bearbeitung: Lars Schulten (Köln) und Thomas Demmig (Mannheim)
Lektorat: Inken Kiupel und Imke Hirschmann (Köln)
Korrektorat: Friedericke Danecke (Zülpich)
Produktion: Geesche Kieckbusch (Hamburg) und Karin Driesen (Köln)
Gestaltung: Karen Montgomery (Sebastopol, CA, USA) und Michael Oreal (Köln)
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