Kommentare 1

re:publica 2011: Volle Säle, interessante Perspektiven

Ich war das erste Mal auf der re:publica und war begeistert vom abwechslungsreichen Programm. Am liebsten wäre ich manchmal in mehrere Vorträge gleichzeitig gegangen, was nicht nur dadurch unmöglich war, dass es mich nur einmal gibt und dass ich ab und zu etwas essen muss, sondern auch dadurch, dass einige Veranstaltungen schon 15-20 Minuten vor Beginn voll waren und niemand mehr hereingelassen wurde. (Das betraf jedoch nur Veranstaltungen in der kleineren Location, der Kalkscheune; der Friedrichstadtpalast war seiner Aufgabe sehr gut gewachsen.)

Plausch in der Kalkscheune

Mir fiel auf, dass es in sehr vielen Vorträgen um die fehlende Ausstrahlung der „Netzgemeinde“ (sofern es so etwas überhaupt gibt) in Richtung weniger internetaffiner Kreise sowie klassische Massenmedien ging. Viele Vortragende machten sich selbst und „Ihresgleichen“ den Vorwurf, eigene Interessen, aber auch das Wissen, das es in dieser Community gibt, nicht ausreichend und nicht verständlich genug zu kommunizieren, um zum Beispiel auf politische Entscheidungen einzuwirken. Besonders pointiert drückte es Sascha Lobo in seinem sehr gut besuchten Vortrag „Jüngste Erkenntnisse der Trollforschung“  aus.

„Ihr habt versagt“ rief er dem Publikum im ersten Teil des Vortrags zu. „Wenn es in den ‚erwachsenen Medien‘ um irgendetwas geht, das ein ‚http‘ vorne hat, werde zu 90% ich angerufen“, sagte er. „Langsam nervt es mich.“ Die Beschimpften wussten den etwas rüpelhaften Humor zu schätzen und applaudierten begeistert. Viele stimmten sicher auch seinem Fazit zu (d.h. dem Fazit des ersten Teils – danach ging es um kreative Methoden zur Bekämpfung von Trollen), nämlich der Forderung nach effektiven Konzepten für die digitale Gesellschaft.

Sascha Lobo im prall gefüllten Friedrichstadtpalast

Genau in diese Richtung stieß Markus Beckedahl, re:publica-Mit-Organisator und Blogger auf netzpolitik.org, vor. Er stellte den neu gegründet Verein „Digitale Gesellschaft“ vor, der sich zum Ziel setzt, Themen wie Vorratsdatenspeicherung, Urheberrecht etc. verständlicher aufzubereiten sowie Kapagnen zu organisieren, um die Interessen der Internetnutzer erfolgreicher zu vertreten. Ich bin gespannt, wie sich diese Initiative entwickelt. In den klassischen Medien fand die Vereinsgründung bereits einiges Echo, zum Beispiel hier im Nachtmagazin der ARD: http://www.youtube.com/watch?v=7DxTN364VRE.

Tolle Atmosphäre im Friedrichstadtpalast

Viele Vorträge der re:publica, Zusammenschnitte sowie Interviews mit einigen der Akteure findet sich bereits auf YouTube und lohnen einen Blick. Ich möchte noch ausdrücklich diesen unterhaltsamen Vortrag empfehlen:

„Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem“  von Gunter Dueck, Mathematiker, Philosoph und legendärer Redner (in dieser Fassung leider vorne etwas abgeschnitten). Bald werden auch Aufzeichnungen aus den größten Sälen auf http://re-publica.de zu finden sein

Sag's weiter:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert