Innovation ist für Unternehmen lebenswichtig. Das weiß jeder. Nur die Person, die das letzte Wort hat, will davon nichts wissen… jetzt aber Vorsicht: Mit dieser Einschätzung liegt man meistens falsch.
Es ist nicht immer damit getan, gute Argumente für ein Engagement in sozialen Medien ins Feld zu führen. Oft verhallen sorgfältig aufbereitete Begründungen. Beispiel Blogs. Wer hat in diesem Zusammenhang noch nicht diesen Satz gehört: „Und was ist, wenn uns die User beschimpfen?“ Oder Twitter: „Das ist doch ein Befindlichkeitsnetzwerk.“ Wer sich ein wenig mit Blogs oder Twitter befasst hat, kann die Gegenargumente aus dem Ärmel schütteln. Aber damit ist es nicht getan. Das Problem liegt häufig nicht auf der Sachebene.
Verständnis setzt die Bereitschaft voraus, verstehen zu wollen. Verständnisblockaden haben deshalb selten mit Logik oder der Komplexität einer Thematik zu tun. In den genannten Beispielen schwingt die Unsicherheit bei der Vorstellung mit, Kontrolle über geschäftliche Kommunikationsprozesse zu verlieren. Zwar kann man diese Argumente sachlich entkräften; das bringt aber nichts, wenn schließlich ein Kontrollbedürfnis dominiert. Dann wird die Antwort immer „Nein“ lauten. Persönliche Motive führen Diskussionen über neue Arbeitsweisen oder Technologien mitunter in absurdes Terrain. Mein Rat: Gelassen bleiben und eine Bestandsaufnahme der möglichen Beweggründe versuchen.
Überzeugen ist Arbeit
Überlegen Sie, welche Art der Präsentation einer Idee für den Adressaten am vertrauenswürdigsten ist: Eine Profitabilitätsrechnung in einem Excel-Sheet oder eine Power-Point-Präsentation mit vielen visuellen Elementen? Möglicherweise wirkt ein externer Experte, den man zu einer Fallstudie befragen kann, überzeugender? Wählen Sie die Vorgehensweise, mit der Ihr Gegenüber am besten umgehen kann. Überhäufen Sie ihn oder sie nicht mit Detailwissen, sondern wecken Sie Neugier und MOTIVIEREN Sie Ihren Chef oder Ihre Chefin. Wenn es im ersten Anlauf nicht klappt, dann vielleicht im zweiten oder dritten.
Bei allem Engagement darf man jedoch die Entscheidungsfreude der oberen Etagen nicht überstrapazieren. Tipp: Initiieren Sie „Aufwärm“-Projekte zum Einstieg in die Thematik, aus denen vielleicht irgendwann ein größeres Szenario entwickelt werden kann. Um den Erfolg solcher Projekte sauber auswerten zu können, ist es hilfreich, sie zeitlich zu begrenzen sowie Kosten und Aufwand überschaubar zu halten. Eine Zieldefinition einschließlich einer Liste möglicher Erfolgsfaktoren unterstreicht die systematische Herangehensweise. Fragen Sie sich, welche Lernerfahrungen aus dem Projekt gezogen werden können und in welchem Zeithorizont sie analysiert werden sollen. Dan Zarrella gibt in seinem Titel „Das Social Media Marketing Buch“ viele praktische Hinweise dazu, wie man Erfolg in sozialen Medien konkret misst, interpretiert und bewertet.
Mit einer solchen Vorbereitung schaffen Sie eine Situation, in der Blockaden nicht mehr die Hauptrolle spielen. Stattdessen unterstützen Sie Ihre Vorgesetzten dabei, eine Grundlage für sachliche Entscheidungen zu schaffen. In solch einem Teamwork fühlt sich jeder Chef und jede Chefin wohler als in der Rolle des innovationsfeindlichen Spielverderbers.
Wann Sie das auch noch erledigen sollen? Das ist Thema des nächsten Artikels in dieser Serie über Killerphrasen in Unternehmen, über ihre Ursachen, Wirkungen und Möglichkeiten, sie zu entschärfen.
PS: Ihr Chef hat Recht: User-Meinungen lassen sich nicht kontrollieren. Aber sie lassen sich positiv beeinflussen. So funktionieren soziale Medien. Und Chefs.
Dies ist ein Gastbeitrag von Karen Heidl. Sie lebt und arbeitet in Windisch/Schweiz und Berlin als Verlagsberaterin. Sie berät vor allem Fachverlage zu den Themen E-Publishing, Online-Strategie, digitale Geschäftsmodelle und Print-Online-Management. Als Online-Chefredakteurin und später Verlagsleiterin begleitete sie seit 2004 die Einführung der ersten Blogs der Magazine PC Professionell und Internet Professionell sowie die Lokalisierung des amerikanischen Gadget-Blogs Gizmodo. In ihren Funktionen als Verlagsleiterin, Beraterin und Seminarleiterin u.a. bei der Akademie des Deutschen Buchhandels stellt man ihr immer wieder die einfachen Fragen: Wie funktioniert das und worauf kommt es dabei an? Vor diesem Hintergrund hat sie begeistert Dan Zarrellas Social Media Marketing Buch bearbeitet: „Der ideale Schnelleinstieg ins Social-Media-Marketing für Marketing-Traditionalisten.“
Ihre Artikelserie „Die Killerargumente der Ideenmörder“ wird in loser Folge in diesem Blog fortgesetzt.
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