Tagtäglich gehen wir selbstverständlich mit Sprache um, im Supermarkt, im Bus, im Büro. Auch am Computer verlassen wir uns auf Sprache. Denn ohne Programmiersprachen wäre eine technologisierte Welt, wie wir sie heute kennen, nicht möglich.
Sogenannte konstruierte Sprachen gibt es viele, wohl die berühmteste ist Klingonisch. 1984 im Auftrag von Paramount vom Linguisten Marc Okrand geschaffen, ist sie mittlerweile als »echte« Sprache anerkannt. Shakespeares »Viel Lärm um Nichts« und »Hamlet« gibt es auf Klingonisch, in Amerika gibt es Schulen, in denen Klingonisch unterrichtet wird, und sogar Google lässt sich auf Klingonisch bedienen.
Die Erfolgsgeschichte Perl
Andere medial weniger präsentierte Sprachen sind gleichwohl noch verbreiteter und erfreuen sich großer Beliebtheit – unter Programmierern. Eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie Klingonisch kann Perl aufweisen. 1987 vom Linguisten Larry Wall als Synthese aus C, awk, Unix-Befehlen und anderen Einflüssen entwickelt, wächst Perl bis heute, nicht zuletzt durch eine äußerst aktive Community. Hauptziele von Perl sind eine schnelle Problemlösung und größtmögliche Freiheit für Programmierer. Die Stärken der Programmiersprache liegen in der Bearbeitung von Texten mithilfe von regulären Ausdrücken und vielen verschiedenen Modulen. Eins dieser Module ermöglicht übrigens auch die Programmierung auf Klingonisch!
Fans nennen Perl »die Schweizer Offiziers-Kettensäge unter den Programmiersprachen«, wobei sie das Motto »Es gibt mehr als einen Weg, etwas zu tun!« stolz vor sich hertragen. So ist auch verständlich, warum Larry Wall sie definiert als »andauerndes Experiment, wie man einige der Prinzipien natürlicher Sprachen in Computersprachen übernehmen kann – nicht auf einem so oberflächlichen syntaktischen Niveau wie bei COBOL, sondern viel tiefer gehend und pragmatischer«.
Bei einer Sprache wie Perl, von der Fans erwarten, dass sie mindestens 20 Jahre überdauern wird, und die einen derartig enormen Umfang aufweist, ist es natürlich interessant, etwas über deren Entstehungsgeschichte und Hintergründe zu erfahren. Federico Biancuzzi und Shane Warden wollten genau das: Gemeinsam interviewten sie die treibenden Kräfte hinter 17 Programmiersprachen, unter ihnen Python, C#, Basic, SQL, Haskell und natürlich Perl.
Geniale Enthusiasten, Vordenker der Programmierung
Erfolgreiche Programmiersprachen haben eine wichtige Gemeinsamkeit: Jede von ihnen ist von einer einzelnen Person oder einem kleinen Team gleichgesinnter Enthusiasten entworfen worden. Dabei handelt es sich um Vordenker der Programmierung – sie hatten die Erfahrung, die Vision, die Energie, die Ausdauer und das schiere Genie, die Sprache (durch ihre erste Implementierung), ihre Evolution (aufgrund der gemachten Erfahrungen) und ihre Standardisierung zu lenken.
In »Visionäre der Programmierung – Die Sprachen und ihre Schöpfer« haben Sie die Gelegenheit, diese Vordenker kennenzulernen. Jeder von ihnen hat ein umfangreiches Interview gegeben und dabei die Geschichte seiner Sprache und die Faktoren vorgestellt, die ihrem Erfolg zugrunde liegen. Dass es sich dabei um eine Kombination aus guten Entscheidungen und Glück handelt, wird offen zugegeben. Und schließlich geben diese Gespräche einen Einblick in die Persönlichkeit und Motivation der Designer, was genauso faszinierend ist wie das Design der jeweiligen Sprache selbst.
P.S.: Regelmäßige Blogleser haben das Buch übrigens schon kennengelernt. Vor ein paar Wochen fahndeten wir an dieser Stelle nach einem passenden Buchtitel.
Sehr lesenswert ist auch der Artikel meines Kollegens Volker Bombien
„Helga und die Visionäre der Programmierung„!
In unserem Webspecial können Sie in ein dem Buch entnommenes Interview mit Guido von Rossum über Python lesen. Im dazugehörigen Visionäre-Quiz warten 7 Fragen auf ihre Beantwortung – unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir 5 Exemplare der „Visionäre der Programmierung – Die Sprachen und ihre Schöpfer„. Viel Glück!
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