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Erste Marsmission – Kundenkontakt.

Können Frauen gute Technikerinnen oder Systemadministratorinnen sein? Natürlich, aber in einer Branche, die nach wie vor von Männern dominiert wird, sind Frauen in diesen Positionen eben noch immer die Ausnahme. Auf eine kompetente Technikerin zu stoßen, muss da von dem einen oder anderen erstmal verdaut werden. Nicole Britz berichtet in diesem Blogbeitrag aus unserer Reihe „Frauen in der IT“, was sie im Kontakt mit Kunden schon erlebt hat:

Erste Marsmission – Kundenkontakt.
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Sie sind heute schon für die Sekretärin gehalten worden? Gut, Sekretärin ist ein ehrbarer Berufsstand, aber wenn Sie sich gerade aus den Abgründen eines Betriebssystems hervorgegraben haben, um ans Telefon zu gehen, möchten Sie eigentlich nicht mit der Zentralstelle für Anrufer-Routing verwechselt werden. Passiert aber. Warum nur?

Die IT-Branche wurde zwar nicht erst gestern erfunden, aber aus unerfindlichen Gründen gehen viele Gesprächspartner erstmal davon aus, dass es sich bei der Frau vor ihnen (oder am Telefon) auf gar keinen Fall und unter keinen Umständen um eine Technikerin handeln kann. Zugegebenermaßen haben sich einige Mitmenschen im Laufe der Zeit daran gewöhnt, dass auch Frauen nicht nur Telefon, Kaffeemaschine und Taschenrechner bedienen können, sondern auch wissen, wie man ein komplexes Netzwerk konfiguriert.

Trotzdem: Wenn Sie als Frau in einem technischen Beruf arbeiten, kommt es vor, dass Sie erstmal für technisch nicht oder weniger qualifiziertes Personal gehalten werden und die Kunden dem Praktikanten (und seinen Aussagen) mehr Vertrauen schenken. Einfach deswegen, weil der ein Kerl ist. Oder der Gegenüber ist so festgefahren in seiner Vorstellung, dass er eine E-Mail an Sabine Müller mit „Sehr geehrter Herr Müller“ beginnt.  Hier kann es helfen, die Antwort an Horst Meier mit „Sehr geehrte Frau Meier“ zu beginnen. (Ist aber nicht immer die ideale Vorgehensweise…)

Zugegebenermaßen ist es verglichen mit den Anfangsjahren inzwischen etwas besser geworden und diese beschauliche Szene ist auch schon ein paar Tage her:

Technikerin: Firma „Sehr kleiner Internet Provider GmbH“, Sie sprechen mit der Hotline.
Kunde: Guten Tag, können Sie mich bitte in die Technik durchstellen? Ich habe da ein Problem!
Technikerin: Hier ist die Technik. Um was geht es bitte?
Kunde: Ich möchte gerne einen Techniker sprechen.
Technikerin: Das tun Sie bereits, bitte schildern Sie ihr Problem.
Kunde: Ich möchte wirklich mit einem Techniker sprechen.
Technikerin: Lieber Kunde, technischer wird es leider nicht. Bitte schildern Sie mir ihr Problem.
Kunde: Na gut, obwohl ich wirklich einen Techniker sprechen wollte. Also, wenn ich […]
Technikerin: Ok, ändern Sie bitte den Parameter […] und starten die Anwendung neu. Dann sollte das alles wieder funktionieren.
Kunde: Äh, geht, äh, wieder….Danke.

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dyfa 2009, (CC) BY-ND

Interessanterweise wollen Kunden, die sich erfolgreich aus der Klischeefalle herausgequält haben, plötzlich gerne mit Technikerinnen sprechen. Es soll auch hier Ausnahmen geben, in denen sehr konservative Kunden keine Dame als Ansprechpartnerin wollten. Und es ist für einigermaßen viele immer noch eine Begegnung mit einem Wesen von einem anderen Planeten, wenn eine Dame sich um das technische Problem kümmert.

Und ganz manchmal kann das mit der Sekretärin auch sehr praktisch sein. Stellen Sie den aufgebrachten Kunden einfach zu ihrem Kollegen durch. Dann können die beiden Jungs das Problem auf Männerart lösen.

Über die Autorin:
Nicole Britz  studierte Sozialwissenschaften, entdeckte aber schon während des Studiums ihr Faible für Unix-Betriebssysteme. Während des Studiums jobbte sie als Hostmaster und Systemadministratorin. Danach war sie zunächst einige Jahre als Systemadministratorin mit Schwerpunkt auf Webbetrieb, Usenet und E-Mail, sowie Abusemanagement tätig.
Derzeit ist sie als Manager Service Desk, Consultant und Operations Manager bei der matrix technology AG in München beschäftigt, einem IT-Dienstleistungs- und Beratungshaus. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte sind Unix/Webbetrieb, Service Desk, Lösungsentwicklung und Reporting.

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