Vor einiger Zeit bin ich umgezogen und lebte dadurch bedingt eine ganze Zeit unfreiwillig im Offline-Modus. Zwar hatte ich alles rechtzeitig bei der neuen Telefongesellschaft beantragt, aber dann begannen sich die Pannen bei dieser zu häufen, die schließlich darin gipfelten, dass die angereisten Techniker den Auftrag stornieren mussten, da es ihnen nicht gelang, ein geeignetes Kabel in den dafür vorgesehenen Schacht einzuziehen. Und obwohl die Auftragsstornierung von der Telefonfirma selbst ausging, war ich noch x-mal gezwungen, Telefonate mit jedes Mal aufs Neue ahnungslosen Mitarbeitern dieser Firma zu führen, um den Auftrag rückabzuwickeln. Dafür musste ich mich jedesmal durch deren nervige Ansageschleife kämpfen!
Immerhin habe ich dabei herausgefunden, wie man solche Ansageschleifen aufs Kreuz legt: durch unflätiges Ausrasten! Am Beginn eines dieser typischen Fragemarathons: „Wenn Ihre Blutgruppe kleiner oder gleich Null ist, wählen Sie die Eins, wenn ihre …“, zischte ich genervt in den Hörer: „Sackgesicht“ … Die Reaktion ließ mich hoffen: „Verzeihung, ich habe Sie nicht richtig verstanden, wiederholen Sie bitte ihre Eingabe,“ kam es artig zurück, „wenn ihre …“ Ich ließ die Stimme nicht ausreden und zur Besinnung kommen: „Geile Geizglatze!“ – eine zum Aussprachetraining von Nachrichtensprecher geeignete Wendung von der Qualität von „Zwischen zwei Schwalben zwitscherten zwei Schwalben“ (wahrscheinlich gibt es da inzwischen auch eine Twitter-Variante). Noch bevor sich die Telefonstimme erholen konnte, setzte ich zum finalen Schlag an: „Dir werd ich das Maul unter’s Scheißhaus nageln“ (Andreas Gryphius,“ Horribilicribifax“, 5. Akt) – ein zwar deftiges, aber leider so ziemlich das einzige Zitat, das sich aus zwölf Semenstern Germanistikstudium, in mein Berufsleben gerettet hat, 26 lange Jahre musste ich warten, bis ich es einmal anwenden konnte.
Der Erfolg warf mich um: „Ich habe Sie noch immer nicht verstanden und verbinde Sie mit dem nächsten Beraterplatz,“ hörte ich die Stimme resinieren – na also, geht doch. Eine andere Kollegin umgeht die Ansageschleife übrigens durch kräftiges Singen – vielleicht also das nächste Mal „Modern Talking“ trällern? Ein Versuch ist es wert, oder?
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