Bereits seit mehr als einer Dekade begleiten wir die FOSSGIS, eine Konferenz rund um quelloffene Geo-Software. Mit dem Veranstalter FOSSGIS e. V. nahmen wir 2008 Kontakt auf, als ein O’Reilly-Buch namens „Web-Mapping mit Open Source-GIS-Tools“ erschien. Das Buch ist inzwischen längst vergriffen, die Konferenz gibt es nach wie vor. Die FOSSGIS 2022 findet im März statt. Ich habe mit Katja Haferkorn und ihre Mitstreiter:innen aus dem Orga-Team gesprochen.
Die FOSSGIS ist die im DACH-Raum führende Konferenz für Freie und Open Source Software für Geoinformationssysteme. Welche Themen spielen 2022 eine Rolle?
Die Themen der FOSSGIS 2022 sind wieder sehr vielfältig: Neben Grundlagen zu Open Source und Open Data geht es um OpenStreetMap, Routing, Datenbanken und -prozessierung, kartographische Themen und Visualisierung, aber auch Fernerkundung, offene Standards, Lizenzen sowie Anwendungslösungen in Form von Praxisberichten. Erstmals in diesem Jahr gibt es Beiträge über (Geo)forschungsdatenmanagement. Das spannende Thema „Wie kommen öffentliche Ausschreibungsverfahren und agiles Vorgehen zusammen?“ wird in einen Dialogpanel beleuchtet.
Geoinformatik ist, das ist einleuchtend, ein interdisziplinäres Fachgebiet. Auf welche Professionen und Qualifikationen trifft man auf der FOSSGIS 2022?
Die Professionen und Qualifikationen der FOSSGIS-Teilnehmer:innen sind sehr divers. Die FOSSGIS-Konferenz ist sowohl für Anwender:innen als auch Entwickler:innen spannend. Wir haben OpenStreetMap-Aktive sowie wie Enthusiasten:innen aus dem GIS-Umfeld. Ein Großteil der Teilnehmer:innen ordnet sich der öffentlichen Verwaltung zu, ebenso sind Softwareentwicklung, Wissenschaft und Beratung/Consulting vertreten. Ein Überblick zu den Beitragenden finden Sie hier: https://pretalx.com/fossgis2022/speaker/
Gibt es auch Schnittstellen zur Bürgerschaft, also ehrenamtlichen Open-Data- und Open-Source-Mitstreiter:innen?
Ja, es gibt diese Schnittstellen. Die Konferenz ist größtenteils ehrenamtlich organisiert. Die Menschen, die sich im oder für den FOSSGIS-Verein und in der FOSSGIS-Community engagieren sind ehrenamtlich unterwegs. Das OpenStreetMap-Projekt basiert auf ehrenamtlicher Communityarbeit.
Eine Schnittstelle zur Bürgerschaft ist zum Beispiel, sobald sinnvolle Daten als OpenData zur Verfügung stehen, entstehen Anwendungen dazu und dafür, diese können allen dienen.
Kürzlich habe ich im Geoportal meines Landkreises gestöbert und bin dort auf wirklich überraschende und nützliche Informationen gestoßen – vom Grundstückspreis über die Lärmbelastung bis zum Hochwasserrisiko. Liegen diese Daten im gesamten DACH-Raum offen und leicht zugänglich vor?
Es ist aus unserer Sicht das Ziel, dass Geodaten in allen Bundesländern, Landkreisen, Kantonen als Open Data zur Verfügung stehen. Einige veröffentlichen ihre Daten häufig unter der „Datenlizenz Deutschland Namensnennung„, diese ist nicht kompatibel mit der Lizenz des OpenStreetMap-Projekts.
Die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie zielt auf die Förderung von Open-Data und Open-Source-Software in der öffentlichen Verwaltung des Bundes und der Länder. Hierzu zählt auch die zukünftige Entwicklung von Strategien zur Verbreitung von Open-Data und Open-Source-Software.
Was wünschen sich Sie und Ihre Kolleg:innen: Wie sollten die Open-Data-Angebote ausgebaut werden?
Wir finden, dass durch öffentliche Institutionen (mit Steuergeldern finanzierte) erfasste (Geo-)Daten im Sinne von Public Money Public Code veröffentlicht werden sollten.
Können Sie unseren Leser:innen besonders gelungene Open-Data-Projekte empfehlen?
Die Vielfalt und Anzahl von Projekten in diesem Bereich ist so groß, dass es tatsächlich schwer fällt, etwas spezielles zu nennen.
Selbstverständlich empfehlen wir jeder Kartennutzer:in die OpenStreetMap (OSM). Obwohl wir hier sagen, OSM ist kein „Open-Data-Projekt“ im üblichen Wortgebrauch, weil OpenStreetMap die Daten selbst vor Ort erhebt und zusammenträgt, anstatt sich auf Veröffentlichungen amtlicher Stellen zu verlassen. Als OpenStreetMap gestartet ist, haben die meisten amtlichen Stellen ihre Daten noch gehütet wie ihren Augapfel – und auch heute kann man aus OpenStreetMap vieles entnehmen, was entweder gar nicht als amtliches Open-Data-Angebot vorliegt oder was man sich mühsam aus zig Quellen zusammenklauben müsste. Und selbst da, wo amtliche Daten vorliegen, bietet OpenStreetMap das „zweite Augenpaar“ – es ist keineswegs selten, dass OpenStreetMap-Mitwirkende ihre amtlichen Kollegen auf Datenfehler aufmerksam machen.
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