Wenn das Gebot der Stunde – #wirbleibenzuhause – mit einer längst geplanten Konferenz kollidiert, dann … verwandelt Organisatorin Daniela Sprung (@bloggerabc) ihre Blog4Business kurzerhand in die B4Bdigital20. Und erhält dafür meinen größten Respekt!
Zugegeben: ein Ticket für eine reine Online-Konferenz hätte ich vermutlich nicht gebucht. Dabei, das weiß ich inzwischen, hatte ich auch vor Corona keine wirklich belastbaren Argumente gegen eine reine Web-Konferenz vorzuweisen. Schließlich musste ich in den letzten Jahren aus familiären Gründen ja selbst auf viele Live-Events verzichten, konnte beispielsweise nicht regelmäßig zur re-publica reisen, weil allein der Zeitaufwand für die stundenlangen Zugfahrten meine beruflichen ToDo-Listen und die familiären Strukturen gleichermaßen gesprengt hätte. Und: arbeite ich nicht ohnehin bereits seit mehr als zehn Jahren fast vollständig remote? Hatte ich nicht vor fünfzehn Jahren schon Skype-Konferenzen mit Freunden zum gemeinsamen Biertrinken und Plaudern, als die sich – Erasmus sei dank – über die Kontinente verteilten?
Der Pausenhof
Warum also war ich bislang so zögerlich, wenn es um digitale Veranstaltungen ging? (Aufzeichnungen realer Events wie eben rp oder C3 schaute ich mir ja immer gern an.) Ganz einfach: Das Ticket für die Blog4Business hatte ich weniger wegen der Sessions, dafür eher wegen der Menschen gebucht, die ich gerne endlich mal wieder oder erstmalig persönlich getroffen hätte. Die typische Pausenhof-Atmosphäre morgens beim Eintreffen und Kaffeeziehen, das gemeinschaftliche Mittagskoma und das seltsam vertraute Gefühl bei der Abschlussrunde, das hastige Tauschen von Kontaktdaten, bevor jede und jeder wieder zurück in den Alltag fährt.
Doch die Zeiten sind andere, und Sentimentalitäten bringen uns nicht weiter. Ich bin froh, dass Daniela das früher als ich erkannt und sich dieser sicherlich wahnsinnigen Arbeit hinter den Kulissen gestellt hat. Sie hat nicht nur eine technische Lösung für Sessions (Zoom) und Sessionboard (Google Drive) finden und erproben müssen (was im Übrigen prima gelungen ist). Sie hat eben auch ganz typische Elemente einer Konferenz beibehalten: den Goodiebag beispielsweise brachte der Postbote zu mir nach Hause. Damit es alle schön gemütlich haben, überlegte sie sogar, uns Mittagessen per Lieferdienst zuzustellen. (Stellte sich als nicht praktikabel heraus, wäre aber auch absolut nicht nötig gewesen!)
Und der Pausenhof? Wurde einfach digital geplant: eine eigens eingerichtete und per Link im Sessionboard verankerte Zoom-Cafeteria gewährleistete den Schnack nebenbei. Parallel dazu blieb Daniela den ganzen Tag über im „größten Saal“ ansprechbar, auch dann, wenn gerade keine Keynote stattfand. Und am Schluss gab’s eine Teilnehmerliste, auf der jede*r, der*die wollte, Kontaktdaten zum Netzwerken hinterlassen konnte.
Die Sessions
Klingt jetzt ein bisschen, als sei ich gar nicht an den Sessions interessiert gewesen? Stimmt aber nicht. Denn dass die in jeder Darreichungsform, digital oder live, bereichernd und lehrreich zugleich sein würden, davon ging ich aus. Schon vorab kündigte Daniela Keynotes von Rouven Kasten, Nora Breuker und Roman Rackwitz an. Rouven Kasten stellte das GLS-Blog vor, eines der herausragenden Beispiele für Corporate Blogs. Nora Breuker erzählte, wie sie eine riesige Laufcommunity zusammenhält, und warum der Arbeitsaufwand Community Management nicht zwingend von der Anzahl der Gruppenmitglieder abhängt. Als Abschluss-Session führte Roman Rackwitz durch die vielfältigen Optionen von Gamification – und die Zuhörer*innen damit noch einmal auf eine ganz neue, inspirierende Ebene des Bloggens und Community Buildings.
Zwischen den größeren Keynotes konnte ich aus drei bis vier Tracks wählen: Wie schreibt man gute Blogbeiträge, und wie geht das besonders zügig? Warum sollte ich auch im B2B auf emotionale Inhalte setzen? Und wie bekomm‘ ich die Angst vor Shitstorms in den Griff? Wie vergeb‘ ich die richtigen Keywords, und wie werte ich den Erfolg meines Blogs aus? Wie komme ich an gute Fotos abseits der Stockfoto-Motive, und wie kann Pinterest Traffic ins Blog bringen? Das war ne Menge Holz. Zuhause war ich zwar leider schneller abgelenkt und auch überraschend erschöpft vom stundenlangen Videotelefonieren. Aber, nun das Schöne an der Digitalvariante: Alles kann noch in der Konserve angesehen werden. Die ersten Videolinks landeten schon in meiner Inbox.
Mein Fazit
Zuallererst: Ich verneige mich vor Danielas Enthusiasmus und Energie. Sie hatte lange noch auf die Live-Variante der Blog4Business gehofft, dazu immer wieder mit der IHK Dortmund – in deren Räumen wir eigentlich zu Gast gewesen wären – über Sicherheitsvorkehrungen gesprochen. Am Ende hat es doch nicht geklappt, und ich hätte mehr als verstanden, wenn sie die Konferenz „einfach“ verschoben hätte. Dass sie es geschafft hat, binnen kurzer Zeit eine wie geschmiert laufende Web-Konferenz auf die Beine zu stellen, die zudem all meine Erwartungen auf persönlichen Austausch und kollegiales Miteinander erfüllte: Das ist herausragend! Die B4Bdigital20 war kein Ersatz für eine Live-Konferenz, sie war eine auch künftig absolut berechtigte Variante.
Noch dazu war der Konferenztag selbst für mich der erste Tag seit rund drei Wochen, an dem das omnipräsente Weltgeschehen zurücktrat. Der erste Tag, der sich fast normal anfühlte, weil wir stundenlang über das Bloggen, das Internet, berufliche Pläne und vieles mehr redeten. Damit hat der Tag mir persönlich nicht nur fachlich eine Menge neuer Einblicke, sondern auch Zuversicht gegeben.
Für 2021 hoffe ich, dass wir uns dennoch alle in Dortmund sehen. Damit wir „richtig“ face-to-face miteinander reden, Kaffee trinken und Stimmungen aufsaugen können. Und Fotomotive gibt’s auf digitalen Konferenzen auch nicht genügend ;)
P.S.: Danke auch, dass wir Mediapartner sein durften. Allen Gewinner*innen wünsche ich viel Freude beim Lesen.
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