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Geek Movies & Hackerfilme Vol.5: Hackers

Alle, die beim Lesen der Überschrift an Steven Levy bzw. seinen Buchklassiker „Hackers“ denken und seit Jahren eine filmische Umsetzung des Stoffs herbeisehnen, alle, die den Begriff mit Ikonen wie Richard Stallman, heiligen Orten wie dem MIT-Campus oder 8-Bit-Heimcomputern à la Altair verbinden – all diese Leute können den folgenden Beitrag getrost überspringen. Ian Softleys “Hackers” (aus dem Jahr 1995) hat mit den genannten Dingen höchstens am Rande zu tun. Klar, es geht um junge, schlaue, rebellische Techies, die von der Gesellschaft missverstanden werden, aber das war’s dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten. „Hackers“ ist nämlich ein Hollywoodfilm, wie er im Buche steht: Laut, bunt, überzogen – aber auch sehr unterhaltsam sowie ansatzweise sozialkritisch.

Im Mittelpunkt steht zunächst die romantische Rivalität zwischen den crazy Junghackern Dade Murhpy a.k.a. Zero Cool a.k.a. Crash Override (Jonny Lee Miller) und Kate Libby a.k.a. Acid Burn (Angelina Jolie). Mit welcher Art von 90s-Glitzertrash zu rechnen ist, dokumentiert bereits der internationale Klappentext der DVD:

„Zero Cool […] is a legend among his peers. In 1988 he single-handedly crashed 1507 computers on Wall Street and was forbidden by law to touch another keyboard until his 18th birthday. It’s been seven years without a byte.. and he’s hungry. […] Acid Burns [.] has a souped up lap-top that can do 0 to 60 on the infobahn in a nanosecond. When the two collide, the battle of sexes goes into hard drive.“

Sexy Competition: Crash Override und Zero Cool, hier beim Kampf um Highscores im Club der Hipster-Hacker.

Mehr Popcorn-Pathos scheint kaum möglich zu sein. Für die Extraportion Dramatik und Action sorgt dann Eugene Belford a.k.a. The Plague (Fisher Stevens), der den teuflischen, geldgeilen Gegenspieler von Crash & Burn gibt. Dazu nochmal die herrliche U4:

„…all bets are off when the master hacker The Plague frames Dade, Kate and their friends in a diabolical industrial conspiracy. Now they are the only ones who can prevent a catastrophe…“

Worin diese besteht, und wie das Hipster-Hacker-Pärchen mitsamt Crew intervenieren kann, will ich an dieser Stelle nicht verraten. Nur soviel: Der Großkonzern Ellinson Mineral hat seine IT-Abteilung nicht im Griff, die ignoranten Behörden tappen im Dunkeln, die Weltmeere sind in Gefahr – und die Netzaktivisiten sind an allem Schuld. Das wiederum ist gar kein so unrealistisches Szenario!

In einer Zwischenszene unterhalten sich zwei Agenten/Polizisten, die die Wohung des Junghackers Joey Pardella (Jess Bradford) überwachen. Ihr überspitzter Dialog wirkt auch 17 Jahre nach Release des Films noch aktuell und weckt Erinnerungen an die Debatte um Wikileaks, Anonymous, Occupy & co.:

“Listen to this bullshit:

‚This is our world now. The world of the electron and the switch, the beauty of the board. We exist without nationality, skin colour or religious bias. You wage wars, murder, cheat, lie to us, and try to make us believe it’s for our own good, yet we’re the criminals. Yes, l am a criminal. My crime is that of curiosity. I am a hacker and this is my manifesto.‘

Right? Manifesto!

‚You may stop me, but you can’t stop us all.’”

“That’s cool.”

“Cool?”

“Yeah, cool.”

“You think it’s cool?”

“lt’s cool.”

“lt’s not cool. lt’s commie bullshit.”

In Sachen Technik und Lifestyle ist Softleys Portrait des Hacker- und Phreaker-Universums allerdings kein Stück ernstzunehmen. Die Modenschau und Styling-Parade vorm Party-Laptop mag man noch durchgehen lassen, spätestens bei den Hacker-Angriffen selbst ist jedoch großes Gelächter angesagt. Besonders albern die Vorstellung, das es überall GUIs gibt und ein System quasi in Videospielmanier gehackt werden kann. Die CGI-Abteilung hat sich entsprechend ausgetobt: die bunten 3D-Bilder rotieren, die Mauszeiger (!) rasen, Kamerafahrten durch die Straßenschluchten von NYC wechseln mit Kamerafahrten über blinkene Platinen und leuchtende Prozessoren.

Triste Serverschränke und trockene Terminal-Software? Nicht in der
Admin-Zentrale von Ellingson Mineral!

Dennoch: “Hackers” ist ein spaßiger Film mit angenehmer Message, viel Kawumm und einer damals noch absolut unverbrauchten Darstellerriege, allen voran Angelina Jolie. Das (mitunter arg flapsige und nicht immer logische) Drehbuch ist zudem eine Fundgrube für markige Sprüche und Nerdhumor:

“They’re going for the kernel!”

“Colonel who?”

Abgerundet wird alles mit einem wuchtigen, elektronischen Soundtrack, an dem u.a. Kruder & Dorfmeister, Orbital, The Prodigy, Stereo MCs und Underworld beteiligt waren.

Ich habe die 98 Minuten auf der heimischen Kino-Couch damals wie heute nicht bereut.

Zu Teil 1: Primer
Zu Teil 2: The Computer Wore Tennis Shoes
Zu Teil 3: 23 – Nichts ist so wie es scheint
Zu Teil 4: Pirates of Silicon Valley

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