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Haben zwei Jahre Pandemie den Menschen den Mut genommen, ein Unternehmen zu gründen? Sind ihnen die Ideen ausgegangen – oder gar das Geld? Suchen wir nach Antworten.
Das Statistische Bundesamt weist für die Jahre 2020 und 2021 jeweils mehr Neugründungen von Unternehmen mit „größerer wirtschaftlicher Bedeutung“ aus: 126.900 Betriebe waren dies im Jahr 2021. Auch die Zahl der nebenberuflichen Selbstständigkeiten stieg an. Einen Rückgang verzeichnete man dagegen bei den Kleinunternehmen. Mit 132.000 Neugründungen ging die Zahl sogar um knapp 20 % gegenüber 2019 – also vor der Pandemie – zurück.
Wie viele der Neugründungen wirklich Startups sind, ermittelt etwa der KfW-Gründungsmonitor und Start-up-Report. Und hier kommt etwas Ernüchterung: Im Jahr 2020 sei die Zahl der Start-ups auf 47.000 zurückgegangen. 2018 und 2019 lag sie noch bei jeweils 70.000. Mit Risikokapital finanzierte Unternehmen seien aber nicht so stark vom Rückgang betroffen. (Dazu später mehr.) Der Bundesverband Deutsche Startups e.V. gab hingegen im Herbst 2021 bekannt, die deutschen Startups spüren zwar noch die Folgen der Pandemie, das Geschäftsklima habe sich inzwischen aber wieder erholt (PDF zur Studie).
Unicorns und Decacorns
Vor rund einem Jahr bereits veröffentlichte die Handelshochschule Leipzig eine Studie mit 54 Startups. Ein Ergebnis: Die Geschäftsmodelle der befragten Startups blieben in der Pandemie weitestgehend stabil. Lediglich kleinere Anpassungen etwa beim verteilten, digitalen Arbeiten seien erforderlich gewesen. Außerdem haben die Unternehmen sich stärker um Kooperationspartner bemüht. Die Befragten zeigten sich deutlich optimistisch hinsichtlich ihrer Zukunft. (Den vollständigen Studienbericht findet ihr hier als PDF.)
Das Handelsblatt bekräftigt dies. Die Zeitung berichtet von einem Report der Analysefirma Startupdetector, nach dem 2020 2.857 Start-ups gegründet worden seien. Gerade in den Branchen E-Commerce/Handel und im Gesundheitswesen habe die Pandemie Ideen und Investition erforderlich gemacht. Profitiert habe auch die Lebensmittel- und Softwareindustrie. Vier Branchen, in denen es besonders viele Wagniskapitelfinanzierungen gab; und vier Branchen, die sicherlich weiter wachsen können. Gerade im Gesundheitswesen steht die Digitalisierung bekannter Prozesse genauso wie die Neuschaffung digitaler Anwendungen noch bevor. Und damit ergibt sich automatisch ein höherer Investitionsbedarf u.a. in die IT-Sicherheit.
Einen anfänglichen Schrecken bei dann zügig eintretender Zuversichtlichkeit bescheinigt auch eine Masterarbeit der TH Köln. Absolventin Lucia Walter befragte mehr als 150 Unternehmen und stellte fest, dass Startups wegen ihrer Anpassungsfähigkeit und Flexibilität, den kurzen Entscheidungswege, kleinen Teams und ihrer Digitalkompetenz sich schnell auf die Krise einstellen konnten.
Mut und Chancen
Klingt nicht nach Aufgeben oder fehlender Risikobereitschaft. Vielmehr zeigt es uns, dass Startups von Krisen profitieren können. Gründer:innen haben weniger Ballast, weniger von den berühmt-berüchtigen „historisch gewachsenen Prozessen“, die, wenn wir ehrlich sind, mehr Hemmschuh als geschmeidige Routine sind. Sie scheinen bereit und in der Lage zu sein, ihr Geschäftsmodell anzupassen. (Das, soviel soll gesagt sein, haben natürlich auch sehr viele andere Unternehmen geschafft. Sie mussten es, um die Pandemieeinschränkungen gut wegzustecken.)
Und diese Startups sind es (wenig überraschend) auch nach Einschätzungen vom Jahresanfang 2022, die in der Pandemie gewinnen konnten: „Deutsche Start-ups haben im vergangenen Jahr einen Finanzierungsboom erlebt“, schreibt gar die Tagesschau basierend auf einer EY-Studie. Neu gegründete junge Firmen konnten 2021 mit rund 17,4 Milliarden Euro mehr als dreimal so viel Geld einsammeln wie 2020. Auch dieser Studie nach sei das meiste Risikokapital in die Branchen Finanzen, Online-Handel und Software geflossen.
Ideen und Geld
Fassen wir also zusammen: Nach wie vor gibt es mutige Gründer:innen, die mit ihren Ideen, ihrem Wissen sowie einer hohen Flexibilität ihr eigenes Unternehmen an den Start bringen. Und nach wie vor gibt es Kapitalgeber, die bereit sind zu investieren. Immer mehr Startups fokussieren sich übrigens auf einen gesellschaftlichen Nutzen, fand die eingangs vorgestellte Studie der Handelshochschule Leipzig heraus: 85 Prozent erklärten, mit ihrer Lösung einen Betrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen leisten zu wollen. Ganz aktuell hören wir von Startups, die (manchmal unkonventionell) im Ukraine-Krieg humanitäre Hilfe leisten. Sie nutzen ihre Infrastruktur, um ganz unbürokratisch und flexibel Schlafplätze, Vorräte und Geld zu vermitteln.
Sind das keine guten Nachrichten, in diesen Zeiten? Liebe Gründer:innen, wir zählen auf euch.
Kostbare Erfahrungen und vermeidbare Fehler
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e4sy.de