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Projekt Unicorn: Ein neuer IT-Roman von Gene Kim

Der Folgeband zum Bestseller ­­“Projekt Phoenix“ ist da! In „Projekt Unicorn“ nehmt ihr die Perspektive der Softwareentwicklerin Maxine ein, die mit Erfahrung, Know-how und einer riesigen Portion Sturheit das seit Jahren nur Kosten produzierende Phoenix-Projekt befeuern will (oder auch: soll).

„Projekt Unicorn“: Bist du rebellisch genug für die digitale Disruption?

Maxine, Protagonistin des Romans, ist so erfahren wie ehrgeizig. Ins Projekt Phoenix wird sie strafversetzt – sogar degradiert, denn statt selbst zu programmieren, soll sie die liegengebliebene Dokumentation aufarbeiten. Sie erhält noch die mahnenden Worte, sie möge sich bitte unauffällig verhalten, dann stünde einer baldigen Rückkehr in ihr angestammtes Team nichts entgegen. Doch einfach die Füße stillzuhalten und einen gewissen Aktionismus zu simulieren, geht nicht. Nach einem kurzen Moment zwischen Wut und Resignation packt sie ihr eigener Anspruch: irgendetwas Gutes zum Projekt beizutragen.

Projekt Unicorn

Projekte, die eigentlich Rohrkrepierer sind

Während des nun folgenden tagelangen Kampfs um Repositories, Doku und Zugangsberechtigungen leidet schon jede*r mit, der*die irgendwann im Leben mal eine Kundenanfrage gestellt hat. Es geht von Ticket zu Ticket, von Zuständigkeit zu Zuständigkeit. Die Tage zerfließen in Meetings und Warten. Warten auf Antworten, Statusänderungen, Hilfe. Maxine ist mehr als einmal kurz davor, die Nerven zu verlieren, irgendwann fehlt ihr gar die Kraft für einen Abend mit ihrer Familie. Und dennoch: Sie bleibt dran, verliert ihren Fokus nicht. Das ist bewundernswert.

Gene Kim macht es seinen Leser*innen auch in diesem Band leicht, sich in das Setting und die Personen einzuspüren. Obwohl ich keine Entwicklerin bin, fühle ich Maxines Schmerz. Dass ich mich gut mit ihr identifizieren kann, mag an Parallelen liegen: Wie Maxine entwirre ich unübersichtliche Pläne am liebsten mit detaillierten ToDo-Listen, und wie Maxine habe ich eine mir manchmal selbst unerklärliche Schwäche für Projekte, bei denen sich vielen Menschen die Nackenhaare aufstellen.

Projekt Unicorn

Die Perspektive der Softwareentwicklerin, für alle nachvollziehbar

Dabei ist weder Voraussetzung, die im Text verwendeten Coding-Vokabeln zu verstehen, noch die Protagonistin als charakterlich ähnlich zu empfinden. Gene Kim zeichnet die Maxine so pointiert und bettet das Wissen über Softwareentwicklung und Projektmanagement so gekonnt in die Story ein, dass – behaupte ich jetzt mutig – wohl jede*r Leser*in eigene Erkenntnisse herausfiltern kann. Und dazu ist das Buch (wieder) gespickt mit unterhaltsamen Dialogen, was das Lesen sehr vergnüglich gestaltet.

Die Handlung dieses zweiten Romans von Gene Kim spielt zeitgleich mit der Handlung von Projekt Phoenix, in der Bill Palmer ins Phoenix-Team abberufen wird und allerhand Struggle erlebt. Ihr müsst den ersten Teil nicht kennen – falls ihr ihn schon gelesen habt, werdet ihr aber einige Personen wiedertreffen. (Tipp: Bis Mittwoch, 14.10., haben wir das E-Book für 8,99 € im Angebot.)

Zwei Romane, zwei Perspektiven, eine Mission

Neben Maxines persönlicher Geschichte bringt Gene Kim weitere Ebenen und Themen in den Roman ein: Wie kann der Einzelhandel bestehen, wenn im E-Commerce Jahr für Jahre steigende Umsätze verzeichnet werden? Wohin entwickelt sich Mobilität, wenn jüngere Generationen immer häufiger auf eigene Autos verzichten? Wem kann man denn noch Ersatzteile verkaufen, wenn die Menschen mit ihren geleasten SUVs gar nicht mehr selbst reparieren dürfen? Und wie bringt man ein Team nebst aller gewachsenen Strukturen auf Geschwindigkeit, wie können Talente befördert statt gebremst werden?

„Projekt Unicorn“ ist ein Roman, in dem ihr mit Maxine mitleidet und mitkämpfen werdet – packend von der ersten Seite an und unsere Empfehlung für den nächsten verregneten Oktobertag!

Über das Buch
Projekt Unicorn

Von Gene Kim
376 Seiten, 2020
Print: 24,90 € (D), E-Book: 19,99 € (D)
Inhaltsverzeichnis, Leseprobe und Bestellmöglichkeit unter oreilly.de. Erhältlich bzw. bestellbar in allen On- und Offline-Buchhandlungen.

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