Ihr seid Experten für ein Thema, das viele Menschen interessiert, und möchtet gerne Buchautor werden? Ihr habt das Buchthema genau definiert und sichergestellt, dass es noch keine Flut an Büchern dazu gibt? Klingt gut. Dann geht es jetzt darum, aus den rohen Informationen ein überzeugendes Buch zu formen. Folgende Tipps helfen euch dabei – ganz egal, ob ihr bei einem etablierten Verlag veröffentlicht oder über einen Dienstleister wie „Books on Demand“, ob euer Werk als gedrucktes oder ausschließlich als E-Book erscheinen soll, ob gegen Bezahlung oder kostenlos. Es ist euer Name, der hinterher auf dem Cover steht, also macht ihm alle Ehre.
1. Versetzt euch in den Leser
Stellt euch die zukünftigen Leser möglichst genau vor: Wer braucht Informationen zum Thema, über das ihr schreiben wollt? Wer würde sich dazu ein Buch kaufen? Wie würde er es nutzen – zum Beispiel, um etwas Neues Schritt für Schritt zu lernen, oder vielleicht eher als Nachschlagewerk? Welche Probleme treiben den Leser besonders um, wie kann das Buch ihm dabei helfen? Welches Wissen kann man bereits voraussetzen?
Nehmt während des gesamten Projekts immer wieder die Perspektive des Lesers ein, das hilft euch, die richtigen Entscheidungen zu treffen!
2. Investiert in eine gute Gliederung
Denkt gründlich über den Aufbau eures Buchs nach. Das ist anstrengend und braucht Zeit, aber es zahlt sich aus! Denn je besser die Gliederung, desto leichter wird euch das Schreiben fallen. Wie wollt ihr den Leser durch den Stoff führen? Was erleichtert ihm das Lernen und die Orientierung im Buch? Eine Möglichkeit ist, den gesamten Lernprozess (etwa die Erstellung einer Website) anhand eines durchgehenden Beispiels aufzuzeigen. Ein anderer Ansatz wäre, das Buch nach Unterthemen zu gliedern, damit jeder Leser direkt das Kapitel ansteuern kann, das ihn gerade interessiert. Welcher Aufbau am besten funktioniert, hängt natürlich sehr vom Thema ab.
3. Startet steil
Der Einstieg ins Buch muss interessant sein und motivieren. Kommt sofort zur Sache, überrascht den Leser, legt einen Köder. Schlechte Ideen: 1. eine langatmige Historie (etwa: die Geschichte von TYPO3), 2. ausführliche Begriffsdefinitionen, wie sie in eurer Diplomarbeit gefragt waren. Gute Ideen: 1. eine Erfolgsgeschichte erzählen, um zu zeigen, wo es hingeht, 2. Fragen thematisieren, die den Leser vermutlich am meisten umtreiben, und erste Antworten geben.
4. Formuliert klar und einfach
Gerade in einem Fachbuch sollte die Sprache unkompliziert und schnörkellos sein: Formuliert aktiv und konkret, verwendet wenig Substantivierungen. Schreibt nicht: „dadurch ist eine zeitnahe Auffindbarkeit von Inhalten gewährleistet“,
sondern: „Inhalte können so schnell gefunden werden“. Dann müssen sich die Leser nicht ihr Gehirn verrenken, um euch zu folgen. Sie werden euch dafür sehr dankbar sein.
5. Bietet Vielfalt
In endlosen Fließtextwüsten wird man schnell müde. Denkt euch deshalb zahlreiche Layout-Elemente aus, die eure Inhalte anschaulicher machen: Tipps, Checklisten, Aufzählungen, Kästen mit Hintergrundinfos, Infografiken, Screenshots und Fotos, Vorlagen (wie Musteranschreiben, Musterverträge o.ä.).
6. Lasst gegenlesen
Bezieht möglichst frühzeitig andere mit ein. Ihr habt sicher Freunde oder Kollegen, die sich mit eurem Thema ebenfalls gut auskennen. Sie eignen sich hervorragend als „Fachgutachter“, die inhaltliche Hinweise geben. Denn einem Außenstehenden fällt immer noch etwas ein, an das ihr nicht gedacht habt.
Legt auch auf die sprachliche Qualität großen Wert und lasst den Text zum Schluss auf unschöne Formulierungen, Tipp-, Rechtschreib- und Formatierungsfehler prüfen. Falls ihr keinen Verlag habt und niemanden kennt, der/die gut darin ist, solltet ihr ein professionelles Lektorat/Korrektorat in Erwägung ziehen. Das kostet zwar Geld, wird aber den allgemeinen Eindruck, den euer Buch macht, stark verbessern.
7. Sprecht über euer Projekt
Geht raus und schafft Aufmerksamkeit für euer Buch. Damit müsst ihr nicht warten, bis es fertig ist. Sehr zu empfehlen ist z.B., einzelne Kapitel oder Teile daraus vorab in einem Blog zu veröffentlichen. So findet ihr schon im Vorfeld erste Leser, vielleicht sogar brennende Anhänger. Von ihnen erhaltet ihr zudem Feedback, das ihr im weiteren Verlauf berücksichtigen könnt. Teilt eure Texte über soziale Netzwerke, berichtet darüber, wie es euch beim Schreiben ergeht, tauscht euch mit anderen Autoren aus. Sie alle werden sich mit euch freuen, wenn ihr euer Werk endlich in den Händen haltet (oder in elektronischer Form finalisiert).
Susanne Gerbert, Lektorin bei O’Reilly, hat schon viele Autoren beim Schreiben begleitet und auch selbst viel dabei gelernt.