Freiburg ist mit gutem Wetter, pittoreskem Umland und abwechslungsreichem Kulturangebot gesegnet. Deshalb kommen viele Touristen. Und dann ist da noch „Silicon Schwarzwald“ (vgl. Wirtschaftswoche). Deshalb kommen viele ITler. Die vielleicht wichtigste Tech-Veranstaltung in der Region: die OXID Commons, seit fünf Jahren ausgerichtet von der Freiburger OXID eSales AG, einem der großen Player auf dem Shop-Software-Markt (s. oreillyblog 16/02/12). Auch 2013, genauer gesagt am 16. Mai, trafen sich wieder unzählige Strategen, Berater, Marktanalysten, Händler und Techies in der Freiburger Messe, um über die Zukunft des E-Commerce, neue Technologien und Best Practises zu diskutieren. Auf persönliche Anwesenheit mussten wir aus organisatorischen Gründen leider verzichten – aber wofür gibt es Webcasts & Videos? Gemeinsam mit ca. 500 anderen Monitor-Besuchern haben wir zahlreiche spannende Vorträge und Diskussionen per Click verfolgt.
Erste große Erkenntnis: Das Programm der Veranstaltung ging weit über das ursprüngliche Thema Internet-Handel hinaus. „Heute agieren wir schon längst nicht mehr nur in der digitalen E-Commerce-Welt. Stationärer und digitaler Handel wachsen zusammen und aus E-Commerce wird Multichannel-Commerce“, sagte dann auch Roland Fesenmayr (CEO OXID eSales AG) in seiner Keynote und sprach damit den großen Megatrend des Markts an: Multichannel. Kunden wollen heute einkaufen, wenn der Impuls entsteht: Unmittelbar im Geschäft, mit dem Smartphone in der S-Bahn, mit dem Laptop auf dem Küchentisch, vor dem großen Rechner im Büro. Das Thema zog sich durch die gesamte Messe (s. Video).
Das alles erinnerte mich übrigens an einen Ausspruch unseres Autors Roman Zenner, der bereits im Oktober letzten Jahres auf der Webcon bei einem Vortrag sinngemäß verkündete: „Es gibt letztlich nur Commerce. Eine strikte Trennung zwischen den einzelnen Bereichen ist Blödsinn.“
Ein sehr wichtiger Bestandteil einer guten Multichannel-Strategie ist inzwischen der mobile Kanal. Denn: Mobile Endgeräte seien Katalysatoren für den Multichannel-Commerce, so Fesenmayr. Immer mehr Konsumenten haben Ihr Smartphone ständig zur Hand – während sie in Katalogen blättern, Fernsehen gucken oder eben in der Auslage stöbern. Die ausführliche Session zum Thema Mobile E-Commerce gibt es hier zu sehen.
Überraschende Erkenntnisse lieferte das dritte große Thema der aktuellen E-Commerce-Landschaft: der B2B Online-Handel (Video). Wer bei Internet-Handel zuerst an das Geschäft mit privaten Endkonsumenten denkt, vergegenwärtige sich folgende Zahl: das Geschäftskundensegment umfasst mittlerweile 95 % (!) des gesamten Handelsvolumens im E-Commerce.
Die aktuellen Marktentwicklungen spielten dann auch bei der Verleihung des „Golden Cart“ eine wichtige Rolle, also bei der Prämierung der fünf besten Shops auf OXID-Basis. Die Einreichungen werden laut Andrea Seeger (Vorstandsmitglied OXID eSales AG) „von Jahr zu Jahr professioneller“. Der diesjähirge Sonderpreis für die Mayersche Buchhandlung in der Kategorie Publishing zeigt, dass auch traditionell geprägte Familienunternehmen erfolgreich digitale Kanäle in ihre Handelskonzepte einbinden können.
Neben aktuellen Marktthemen wurden bei der OXID Commons natürlich auch viele technische Aspekte disktutiert, u.a. stellte der Gastgeber die neue OXID eShop 5.0 Enterprise Edition vor. Die spannendste Entwicklung für die OXID Community dürfte dieses Jahr allerdings der Umzug zu Github sein. Darüber freute sich insbesondere Björn Schotte, Chefredakteur des PHP-Magazins und großer GitHub-Fan. Ein Interview zum Thema gibt’s hier zu sehen.
Ganz locker fasst Roman Zenner die OXID Commons bei ecompunk.com zusammen:
„Ob es Spaß gemacht hat? Na klar! Ich hatte eine prima Zeit, habe sogar ein spontanes Experten-Panel überlebt (…) und weiteren Stoff zum Nachdenken bekommen.“
Dass er von OXID überzeugt ist, zeigt sich nicht zuletzt an seinem aktuellen O’Reilly-Projekt, dem OXID eShop-Kochbuch, das Ende Juli erscheinen wird.
Soviel zur diesjährigen Commons, die sich – wie schon erwähnt – auch aus der Ferne gut verfolgen ließ. Nur auf eine Sache musste man als Livestream-Gucker (oder Blogleser) natürlich verzichten: die große Abschlussparty mit Grill, kühlem Bier und anderen analogen Annehmlichkeiten. Vielleicht können wir ja nächstes Jahr ein wenig Zeit freischaufeln und den ICE Richtung Silicon Schwarzwald besteigen.