Am 10. Juni fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe SZ Forum der Süddeutschen Zeitung eine Podiumsdiskussion zum Thema „Unsocial Network (?) – Was machen die neuen Medien mit unseren Kindern?“ in Dachau statt. Björn Friedrich, Co-Autor unseres Titels „Das Facebook für Eltern“ war einer der Podiumsteilnehmer, was uns dazu veranlasste, mit einem kleinen, aber feinen Social Media-Büchertisch vor Ort zu sein. Moderiert wurde die Diskussion von Gregor Schiegl und Helmut Zeller (SZ), weitere Teilnehmer waren Sabrina Andersen (Lehrerin), Dr. Ekkehard Sander (Deutsches Jugendinstitut München) sowie die beiden Abiturienten Noemi Nedelcev und Johannes Richter.
Um das gleich mal vorweg zu sagen: Die beiden Youngsters führten uns mit viel Humor vor Augen, dass permanente Netzpräsenz nicht zwangsläufig zum Verlust kommunikativer Fähigkeit führen muss.
In der regen Diskussionsrunde wurden Fragen wie die nach der in letzter Zeit so oft gestellten „digitalen Verblödung?“ aus den verschiedenen Perspektiven der Teilnehmer beantwortet. Eines ist klar geworden: Ohne Smartphone, Tablet oder gar Internetanschluss geht nichts mehr. Nahezu lückenloses Online-sein ist bei Jugendlichen Pflicht. Handys im Unterricht mögen zwar verboten sein, der Sport allerdings besteht darin, sich nicht erwischen zu lassen. Eine signifikante Sprachverarmung, die der „lol-Kommunikation“ nachgesagt wird, lässt sich nachweislich (bisher) nicht erkennen.
Björn Friedrich wies immer wieder darauf hin, dass es keine Pauschalisierung geben kann. Jedes Kind, jede Familien- bzw. Elternsituation muss individuell gesehen werden. Es kann keine Zeitangabe gemacht werden, wie lange ein Kind online sein darf, ab welchem Alter ein Smartphone erlaubt wird. Entscheidend ist, dass Eltern aufmerksam sind, beobachten wie ihr Kind mit dem Internet umgeht, und eine gegenseitige Vertrauensbasis herrscht. Technisch gesehen sind die Jugendlichen sowieso meist versierter als ihre Eltern, Sicherheitssperren lassen sich leicht umgehen.
Laut Dr. Sander beginnt der eigentliche Einstieg in die Welt der sozialen Medien ca. ab dem 11. Lebensjahr, jüngere Kinder nutzen meist kindgerechte Suchmaschinen und verbringen nicht mehr als eine halbe Stunde täglich im Internet. Vorlesen ist bei kleinen Kindern eine wichtige Basis, da Sprache in ganz jungen Jahren angelegt wird. Die Lesefreudigkeit bei Kindern ist nicht rückläufig.
Was ich von den beiden Schülern gelernt habe? Soziale Medien in jeder Ausführung sind ihre Welt. Allem voran jene Plattformen, die nicht die Tendenz haben zu „überaltern“. So ist Facebook schon fast wieder out, da tummeln sich inzwischen ja die Eltern, Großeltern und seit neuestem so viele Politiker! Google+ interessiert erst gar nicht, Instagram schon eher, Musik wird bei Spotify gehört, und ohne WhatsApp geht gar nichts.
Einen ganzen Tag offline sein? Im Urlaub im Ausland, bis man endlich den ersten kostenlosen WLAN Hotspot gefunden hat. Und ja, auch mal ein paar Stunden, wenn fürs Abitur gelernt werden muss.
Und telefonieren? „Anrufen ist total out“, „Anrufe sind so aufdringlich“, „wer will schon angerufen werden?“
Ich, gerne, und oute mich hier als der Generation Facebook zugehörig. ;-)