Adobe Illustrator bietet Grafikern und Zeichen-Fans jede Menge Möglichkeiten, den eigenen Ideen Form zu verleihen. In der Version CS 5 sind viele interessante Features neu hinzugekommen. Im folgenden Interview sprechen wir mit Dagmar Löffler, der Autorin unseres Buchs Illustrator CS5: Einstieg, Praxis, Profitipps, über die wichtigsten Neuerungen, ihre Erfahrungen als Leiterin von Illustrator-Seminaren und vieles mehr.

Frau Löffler, welche wichtigen Neuerungen gibt es in der aktuellen Version CS5?

In Illustrator CS5 sind einige tolle Neuerungen umgesetzt worden, die sich sehr positiv auf die Gestaltungsvielfalt auswirken. Die wohl spektakulärste Neuigkeit diesbezüglich ist das Perspektivenraster, in dem man mit der korrekten perspektivischen Verzerrung 3-dimensional zeichnen und Bearbeitungen darin vornehmen kann. Dieses Perspektivenraster lässt sich auf vielfältige Weise anpassen, und es ist auch möglich, zweidimensional erstellte Objekte der Perspektive hinzuzufügen. Räumliches Zeichnen macht nun also richtig Spaß.

Aber auch der neue Borstenpinsel, der das natürliche Verhalten eines Pinsels nachahmt, oder das neue Breitenwerkzeug, mit dem man Konturbreiten ganz individuell beeinflussen kann, sind eine wirkliche Bereicherung. Zusätzlich zum bisher bekannten Zeichenmodus wurden zwei neue Zeichenmodi eingeführt: damit kann man nun hinter, beziehungsweise direkt in anderen Objekten zeichnen.

Auch neu ist das Formerstellungs-Werkzeug, das im Grunde wie eine Mischung aus dem Interaktiven Malen und den Pathfinder-Funktionen funktioniert: Komplexe Objekte können auf sehr einfache und intuitive Weise durch Zusammenfügen, Löschen und Bearbeiten einfacherer Formen erstellt werden.

Es gibt aber nicht nur tolle neue Funktionen – einige Funktionen wurden in CS5 auch stark verbessert, zum Beispiel das Arbeiten mit mehreren Zeichenflächen. Oder die Lineale: Nun kann mit den sogenannten Zeichenflächenlinealen für jede Zeichenfläche ein eigener Linealursprung definiert werden. Auch das Zuweisen von Pfeilspitzen direkt im Kontur-Bedienfeld, die neue Ausrichtungsfunktion für gestrichelte Linien, oder das Skalieren von Bildpinseln stellen deutliche Verbesserungen in dieser Illustrator-Version dar. Designer dürfen sich auch darüber freuen, dass dank der neuen, auflösungsunabhängigen Effekte diese jetzt in nur einem Dokument für jedes Ausgabemedium optimiert werden können und Objekte durch das neue Pixelraster so ausgerichtet werden können, dass sie bei der für das Web geeigneten Auflösung gestochen scharf aussehen.

Natürlich gibt es auch noch weitere Neuerungen, aber ich habe wohl schon genug geschwärmt.

Sie geben auch Illustrator-Seminare – anscheinend gibt es viel Schulungsbedarf. Woran liegt das? Kann ihr Buch da weiterhelfen?

Viele meiner Kursteilnehmer sind auf dem Weg in die Selbstständigkeit und benötigen für ihr neues Unternehmen ein Corporate Design – also Logo, Visitenkarten, Briefpapier, Flyer und auch eine Website. Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit sind das natürlich sehr hohe Kosten, wenn man ein Grafikbüro damit beauftragt. Kreative Menschen möchten die Gestaltung oft auch lieber selbst übernehmen und wollen daher die geeigneten Werkzeuge für die Umsetzung ihrer Ideen kennen lernen. Sie erweitern also lieber ihr Wissen und ihre Fähigkeiten, was immer eine gute Investition ist.

Illustrator-Kenntnisse sind aber auch für viele andere Berufsgruppen von Vorteil. Beginnend beim Erstellen von anschaulichen Infografiken für Präsentationen und Geschäftsunterlagen bis hin zum Illustrieren für Animationen und Trickfilme – die Einsatzmöglichkeiten von Illustrator sind wirklich vielfältig. Schulungsbedarf besteht also in sehr unterschiedlichen Bereichen.

Mein Buch ist, denke ich, ein sehr guter Begleiter – sowohl für ungeübte Nutzer als auch für Fortgeschrittene. Ist man noch unerfahren im Umgang mit Adobe Illustrator, erwirbt man damit erst einmal ein solides Fundament für all die Features, die Illustrator zu bieten hat. Die Grafiken in meinem Buch sind zahlreich und großteils auch bewusst einfach gehalten, um den Blick auf das Wesentliche zu ermöglichen. Mit jeder Seite taucht man tiefer in die Gestaltungsvielfalt ein und ich bin überzeugt, dass das Erlernen dank der Workshops und praxisorientierten Beispiele inspirierend ist und auch große Freude bereitet. Fortgeschrittene Leser erlernen in diesem Buch so gut wie alle Techniken, sie können konkret zu bestimmten Themen nachlesen und all die wunderbaren Neuerungen in dieser Version kennenlernen.

Was sind typische Fragen/Schwierigkeiten der Seminarteilnehmer? Wie werden die im Buch angegangen?

Nahezu jede Frage meiner inspirierten Teilnehmer beginnt mit „Und wie kann ich..?“, denn die Teilnehmer haben bereits ganz konkret ein Bild im Kopf, und möchten nun das Umsetzen lernen. Oftmals ist das dann ganz dringend, weil das Illustrator-Fieber bereits um sich gegriffen hat. :o

So individuell wie in einem Seminar kann man in einem Buch leider nicht auf diese Art von Fragen eingehen. Ich zeige aber aus sehr vielen Bereichen Beispiele – in so einem „Notfall“ blättert man am besten ein wenig im Buch, und findet bestimmt rasch eine passende Grafik oder einen Workshop, der die erforderlichen Schritte erklärt.

Dennoch würde ich natürlich empfehlen, dass Buch von Beginn weg zu lesen, oder zumindest ein Mal ganz zu überfliegen. So profitiert man optimal vom Aufbau des Buchs, in den ich viel Überlegung investiert habe, und erfährt nach und nach alles, was man wissen muss.

Wenn Sie nun endlich das ihr Buch in Händen halten – haben Sie es sich so vorgestellt? Schließlich gab es ja nie ein Buch, an dem Sie sich beim Schreiben hätten orientieren können. Und, wie fühlt es sich an?

Das fühlt sich einfach unbeschreiblich an. Obwohl ich das Buch nun schon vor einiger Zeit erhalten habe, staune ich jedes Mal wieder, dass ich das alles selbst erarbeitet haben soll. Es ist wahnsinnig aufregend! Manchmal schlage ich zufällige eine Seite im Buch auf und bin jedes Mal wieder begeistert, wie schön die Inhalte und Grafiken durch das tolle Layout hervorgehoben werden.

Im Vorfeld habe ich natürlich viel in anderen, verwandten Büchern geschmökert und mich sehr intensiv damit auseinander gesetzt, was ich daran gut und was verbesserungswürdig finde. Diese Erkenntnisse waren zwar rasch da, haben mich aber bei der Umsetzung immer wieder sehr stark gefordert. Ich wollte so prägnant und verständlich wie möglich mit den Lesern kommunizieren, daher musste ich immer ganz zum Kern der Sache vordringen. Gleichzeitig gibt es aber so viele spannende Features in Illustrator, die unbedingt in dieses Buch sollten, dass öfter Mal die Gefahr bestand, den roten Faden zu verlieren. Hier möchte ich mich auch noch einmal bei meiner Lektorin Susanne Gerbert bedanken, denn sie hat wirklich mitgelebt und mir immer wieder einen kleinen Schubs in die richtige Richtung gegeben. Danke auch an Inken Kiupel, die mein Buch zu Beginn betreut hat, auch sie hatte sehr wertvolle Tipps und Anregungen.

Heute strahle ich beim Durchblättern des Buchs, denn ich bin bestimmt mein schärfster Kritiker, und ich weiß, dass ich es würde haben wollen. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

Die Adobe-Reihe ist ganz neu konzeptioniert worden. Warum, denken Sie, passt diese inhaltliche und gestalterische Konzeption gut zum Thema Adobe Illustrator?

Adobe Illustrator ist wie viele andere Adobe-Programme sehr vielseitig und dadurch notwendigerweise auch sehr komplex. Auch sind die Einsatzmöglichkeiten von Illustrator sehr, sehr vielfältig. Ich denke, dass die Software daher durchaus einschüchternd wirken kann – solange man noch nicht sehr viel Erfahrung damit gesammelt hat. Die neue Adobe-Reihe ist so konzipiert, dass man eine ideale Mischung aus Theorie und Praxis erhält – also nicht nur, wie man das Programm zu bedienen hat, sondern vor allem, wie man mit dem erworbenen Wissen tolle Dinge gestalten kann. In den Workshops werden verschiedene Techniken kombiniert, so dass die Leser einen Einblick in das professionelle Arbeiten bekommen und sich dadurch zu eigenständigen Experimenten animiert fühlen.

Dagmar Löffler ist der kreative Kopf der Wiener Designagentur didschidisein. Sie arbeitet immer dort, wo die Inspiration im Augenblick am größten ist: in ihrem Atelier, aber auch im Kaffeehaus oder im Freien.  Die Designerin hat große Freude an kreativen Prozessen und ist ständig bestrebt, über den Tellerrand zu schauen, um neue Ideen zu sammeln, ihr Wissen zu erweitern, anzuwenden, auszutauschen und weiterzugeben, sowie Menschen mit interessantem Potenzial kennenzulernen. Neben ihrer Tätigkeit als Kommunikationsdesignerin hält Dagmar Löffler seit Jahren Workshops, Kurse und Software-Schulungen, die zu einem großen Teil im Rahmen des Trainings-Angebots von meta Wien stattfinden. Sie ist als Adobe Certified Expert Web Specialist für die Programme Photoshop, Illustrator und GoLive zertifiziert.