Zu Beginn meiner Außendienst-Karriere war ich gestresst von – vielem… aber besonders viel Nerven und gefühlte Lebensjahre haben mir Staus auf Autobahnen geraubt. Das hab ich mir sehr schnell abgewöhnt. Aus gutem Grund! Schließlich wollte ich nicht schon nach einem Jahr im neuen Job so alt aussehen, wie ich tatsächlich bin :-)
Heute stehe ich Staus gelassen gegenüber und gelassen stehe ich im Stau. Denn: Wenn ich mal drin bin, kann ich es nicht ändern. Ich kann mich aufregen, rumschimpfen, mit den Fingern auf dem Lenkrad trommeln, Mitleidenden grimmig genervte Blicke zuwerfen, der Stau wird sich dadurch nicht auflösen, ich bin ihm ausgeliefert. Handelt es sich um eine Totalsperre, kommt das Not-Buch zum Einsatz. Leider oder zum Glück fristet es seit längerem ein unbeachtetes Dasein, hm, ob ich ihm wohl mal die Chance des gelesen-werdens durch Austausch geben sollte??
Ansonsten gibt es Musik, Radioprogramme oder immer noch die Möglichkeit die Kollegen im Verlag mit ‚ich steh im Stau, mir ist langweilig’-Telefonaten zu nerven. Seit ich stolze Besitzerin eines Smartphones bin, kann ich natürlich auch ins Internet gehen, ein paar Blogs lesen oder meinen Freunden auf Facebook mitteilen, dass ich gerade im Stau stehe – die lieben solche Meldungen ;-) Nachdem ich mir endlich ein Autoladegerät angeschafft habe, gibt es kein Limit mehr! …es sei denn…
Genau! Es tritt die klassische ‚ein natürliches Bedürfnis nach zu viel Tee am Morgen‘-Stresssituation ein – und ich schöpfe hier aus jahrelangem Erfahrungsschatz: sie tritt zuverlässig immer ein! Ich nenne sie meine ‚Stau-Allergie’. Da hilft nur eines: vorbeugen!
So hab ich über die Jahre wohl nahezu alle mit Toilettenhäuschen ausgestatteten Parkplätze in meinem Reisegebiet kennen gelernt – und ich kann nur sagen: das ist kein Spaß! Auch die Vergabe blumiger Namen hilft nicht wirklich oder die Lage inmitten schöner Landschaft oder das Entdecken so mancher Kuriosität oder das schlichte Fehlen von Licht, damit man das Elend nicht auch noch sehen muss.
Sollte ich später abends noch unterwegs sein halte ich nur auf echten Rastplätzen. Das Fahren auf der Autobahn ist dann besonders entspannt – die Brummis haben schon alle eingeparkt, in den Rastanlagen herrscht diese einzigartige einsam-melancholische Fernfahrerstimmung, auf der Straße geht es wieder friedlich zu und sie gehört uns letzten, nach Hause eilenden Handlungsreisenden.
Sollte irgendein Autobahn-Straßenplaner mal auf die Idee kommen, mich nach meiner Meinung zu fragen, ich würde sagen: baut ein paar Straßen weniger und steckt das Geld in bessere Service-Anlagen!
Aber mich fragt ja keiner :-)
1 Kommentare