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Wie viel Hitze verlieren Sie über den Kopf?

Es ist eine oft erzählte, etwas schräge Geschichte: An einem kalten Tag sollen Sie Ihren Kopf bedecken, weil Sie 40 Prozent Ihrer Körperwärme über den Schädel verlieren. Oder 60 Prozent. Oder 80. Klar, die Erklärungen sind ein bisschen dubios – die Kopfhaut ist extrem dünn, Hitze steigt auf, und wenn Sie Kleidung tragen, kann die Hitze ja nirgendwo anders hin. Aber wer stellt schon so hartnäckig gesponnenes Seemannsgarn in Frage?

Seriöse Wissenschaftler weisen auf Folgendes hin: Würde das mit den 60 Prozent stimmen, müssten Sie sich auf einer Kreuzfahrt durch Alaska nur mit einer Pudelmütze bekleidet wohler fühlen als in voller Montur, aber ohne Kopfbedeckung. Insofern überrascht es vielleicht nicht, dass die korrekte Zahl bei etwas weniger als 10 Prozent liegt. Unterm Strich verlieren Sie über Ihren Kopf nur wenig mehr Wärme als über einen anderen Körperteil ähnlicher Größe. Allerdings reagieren Gesicht, Kopf und Brust empfindlicher auf Temperaturänderungen, wodurch vielleicht der Eindruck entsteht, an diesen Stellen stärker auszukühlen.

Die Verwirrung könnte auch durch die Fehlinterpretation einer Militärstudie entstanden sein, die den Wärmeverlust voll bekleideter Soldaten untersuchte. Sie trugen Überlebensanzüge, aber keine Kopfbedeckung. Daher machte der Kopf ungefähr die Hälfte des Wärmeverlusts aus. (Wenn sie bei ihren Kriegsspielen nackt gewesen wären, sähe die Gleichung wohl anders aus.) So oder so bleibt ein Hut aber eine sinnvolle Ergänzung für Ihr Schlechtwetterensemble.

Und so funktioniert die Temperaturregelung beim Menschen
Ihre innere Temperatur wird ständig auf kuscheligen 37 Grad Celsius (oder so) gehalten. Das ist eine ganz schöne Leistung, weil Ihr Körper ständig Hitze erzeugt – in erster Linie durch Muskelkontraktionen bei Routineaktivitäten und durch die Arbeit wichtiger Organe wie der Leber. Um sich abzukühlen, muss Ihr Körper einen Teil dieser Hitze in die Luft um Sie herum abgeben.

Nach einem Prinzip, das dem eines menschlichen Warmwasserheizkörpers entspricht, schickt Ihr Körper warmes Blut an die Oberfläche Ihrer Haut, damit sie die Hitze an die kühlere Umgebung abstrahlen kann. Wenn es
dagegen nötig ist, die Wärme im Körper zu halten, schraubt Ihr Körper diesen Vorgang zurück, indem er die Blutgefäße verengt. Der Blutdurchfluss in der Haut wird reduziert und der Hitzeverlust verlangsamt. Die folgende Grafik veranschaulicht dieses Prinzip:
temperaturkontrolle

Der menschliche Körper: Wir kennen ihn gut, denn er ist unser lebenslanger Begleiter, und doch gibt er uns immer wieder Rätsel auf. Kennen Sie sich mit sämtlichen Körperzonen und -prozessen aus – von den zahlreichen Schichten der Haut bis hin zu den betriebsamen Kriegsschauplätzen unseres Immunsystems? Und wissen Sie sich bei großen und kleinen Beschwerden, wie Übergewicht, Sodbrennen oder Allergie, zu helfen? Allen, die ihren Körper genauer kennenlernen möchten, empfehlen wir das soeben auf Deutsch erschienene Buch „Dein Körper – Das Missing Manual“ von Matthew MacDonald, aus dem der Text dieses Artikels entnommen ist. Es vermittelt nicht nur einen guten Überblick über „unsere Hardware“, sondern steckt auch voll nützlicher Tipps für einen gesünderen Alltag. Und es ist ein echter Lesespaß – versprochen!

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