Freitag Abend.
Endlich Wochenende für die Systemadministratorin Helga. Es war eine stramme Arbeitswoche, sie musste sogar für zwei Tage nach Hamburg, um dort vor Ort das Netzwerk des Kunden zu warten. Aber jetzt freut sich Helga auf ein freies Wochenende, auf ihre vernachlässigte Katze Bug und auf ein Lesebuch besonderer Art: „Visionäre der Programmierung – Die Sprachen und ihre Schöpfer.“ Sie wird es an einem Wochenende verschlingen.
Da Helga vor 13 Jahren Perl als erste Programmiersprache gelernt hatte, liest sie auch zunächst das Interview mit Larry Wall. Schmunzelnd fragt sie sich bei Larry Walls Schwärmerei über Perl 6, ob es jemals wirklich kommen wird. Sie findet jedoch seine Gedanken hoch interessant, welche Macken er mit Perl 6 beseitigen möchte, die sich seiner Meinung nach in Perl mit der Zeit eingeschlichen haben.
Als nächstes Interview nimmt sie sich Python vor, die zweite Sprache, die Helga — nach Perl — erlernt hat und heute überwiegend als Systemadministratorin verwendet. Sie freut über die Interview-Passage, in der Guido Rossum kund tut, woran er einen guten Programmierer erkennt. Sie glaubt, dass er sie als gute Programmiererin einstufen würde.
Anschließend nimmt sie sich die Interviews mit den Sprachschöpfern vor, mit deren Sprachen sie sich zukünftig beschäftigen möchte (wenn sie denn mal Zeit dafür findet): C# und Java. Erstmalig kapiert sie dabei, dass C# in etlichen Aspekten eine vorausschauende Programmiersprachenentwicklung war. Und im Interview mit James Gosling, dem Urvater von Java, entwickelt sie zum ersten Mal Ansätze von Sympathie für diese Sprache. Sie nimmt sich fest vor, Java noch dieses Jahr zu lernen.
Jetzt ist Helga so in Fahrt, dass sie nicht mehr mit dem Lesen aufhören kann. Obwohl sie bisher einen großen Bogen um funktionale Programmiersprachen gemacht hat, liest sie als nächstes das Interview mit den Haskell-Entwicklern und kapiert zum ersten Mal das Design von funktionalen Programmiersprachen.
Lua, SQL, Postscript und AWK folgen, obwohl sich Helga bisher nie dafür interessiert hat. Es ist die interessante Buchform, die Interviews, die ihr das Lesegefühl geben, dass sie ein spannendes Buch liest — und kein trockenes Fachbuch. Und genau das macht ihr gute Laune an diesem Wochenende. Und verführt sie dazu, viel mehr und viel länger in dem Buch zu lesen, als sie sich vorgenommen hatte. Sogar den spannenden Krimi, den sie seit ein paar Tagen liest, hat sie dafür liegen gelassen.
Montag morgen.
Helga fährt zur Arbeit und grübelt darüber, ob sie selbst nicht auch mal eine Programmiersprache entwickeln sollte. Ganz schön mutige Gedanken für einen Montag.