Komplexe IT-Netzwerkinfrastrukturen mit Nagios überwachen
Der Systemadministrator, der gerade bei seinem geliebten Tatort vor dem Fernseher sitzt, bekommt eine SMS, die ihn darüber benachrichtigt, dass bei einem Rechner seiner Firma eine Festplatte vollgelaufen ist. Er schaut noch den Tatort zu ende, dann loggt er sich von seinem eigenen PC in das Firmennetzwerk ein und schaut nach der Ursache. Schnell stellt er fest, dass ein Skript fehlerhaft funktioniert und eine Sicherungskopie einer Software nicht – wie beabsichtigt – überschreibt, sondern immer wieder erneut erstellt, bis die Festplatte voll ist. Er stellt beruhigend fest, dass der Fehler keine Auswirkungen auf andere Netzwerkkomponenten hat, sondern bis morgen warten kann, wenn er wieder auf seiner Arbeit ist.
Er freut sich darüber, dass ihm Nagios so bequem, umfassend und schnell über das Problem informiert hat – und dass er vorerst ungestört auch noch „Anne Will“ im Fernsehen schauen kann.
Nagios hilft dabei, eine komplexe IT-Infrastruktur im Auge zu behalten. Es macht das, was ein Systemadministrator niemals umfassend leisten kann: Ständig den Überblick über den Zustand aller Systeme und Netzwerkkomponenten behalten. Und es hilft, zu dokumentieren. Was machen die Systeme? Wie stark ausgelastet sind sie? Wie arbeitet das Firmennetzwerk im Normalbetrieb?
Nagios kann aber nicht nur aktuelle Zustände prüfen und bei Abweichungen vom Soll Benachrichtigungen versenden, richtig eingesetzt kann Nagios helfen, bereits vorbeugend vor dem Auftreten zahlreicher Standardprobleme einzugreifen. Nagios und sinnvoll eingesetzte Erweiterungen helfen Trends zu erkennen, wie sich die Belegung von Speicherplatz auf welchem System und auf welcher Partition entwickelt. Nagios ist Open Source und besitzt eine ausgeprägte Kernel-Plugin-Architektur. Der Nagios-Kernel ist eigentlich ein Scheduler, erst die zahlreichen Plugins machen Nagios so zu einem höchst modularen System, das sehr nah den Anforderungen nach angepasst und individuell eingerichtet werden kann. Eine aktive Entwickler-Community sorgt ständig für die Entwicklung neuer Plugins. Plugins sind sind kleine, in sich selbst geschlossene Programme, die meist auf die Prüfung eines Dienstes spezialisiert sind. So gibt es bereits mitgelieferte Prüf-Plugins zur Überwachung verschiedenster denkbarer Netzwerkdienste sowie zur Prüfung lokaler Systemparameter.
Im Juni ist bei O’Reilly das Praxisbuch Nagios von Tobias Scherbaum erschienen. Ziel des Buches ist es nicht, Nagios bestmöglich und umfassend zu dokumentieren, sondern den Einstieg in Nagios einfach zu gestalten und den Leser bei der Implementierung eines ersten kleinen Nagios-Systems zu begleiten. Manfred Müller, der Systemadministrator einer fiktiven Metallschmiede, wird den Leser auf diesem Weg begleiten. Anhand der beispielhaften Systemlandschaft der Metallschmiede, eines mittelständischen Unternehmens, wird ein Nagios-System konfiguriert. Hauptaugenmerk ist nicht die umfassende Dokumentation aller verfügbaren Prüfwerkzeuge oder Erweiterungen, sondern die praktische Relevanz der wichtigsten Prüfwerkzeuge – in Nagios-Terminologie: Plugins und Erweiterungen, und ihre wichtigsten Optionen.
Besonderer Clou: Als mächtiges Werkzeug steht dem Leser auf der dem Buch beiliegenden CD ein fertig konfiguriertes und direkt einsetzbares Nagios-System zur Verfügung. Der Leser kann das System entweder direkt von der CD auf echter Hardware starten oder auch in der – auch in einer kostenfreien Version beiliegenden – Virtualisierungslösung Virtualbox nutzen. Damit entfällt ein lästiges Sichern der erzielten Zwischenergebnisse – und der Leser kann nach Zeit und Belieben sein virtuelles Nagios-System immer wieder »aufwecken«.
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